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Die Todesspirale

Die Todesspirale

Titel: Die Todesspirale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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schon ziemlich weit gekommen. Jetzt macht er die Choreographien für die Junioren und Anfängermeisterschaften, das interessiert ihn, glaube ich, mehr als das eigentliche Training. Die Arbeitsteilung ist ziemlich vage. Manchmal übernimmt Rami eine Aufgabe, dann wieder Elena. Ich glaube, ihr geht das gegen den Strich. Aber sie haben gute Resultate erzielt.»
    Silja hatte sich zusehends beruhigt, seit unser Gespräch von den zwischenmenschlichen Beziehungen zum Eiskunstlauf übergegangen war. Aber gerade auf die Beziehungen mussten wir meiner Meinung nach zurückkommen.
    «Wie stehen Rami und Elena zueinander? Gab es Konflikte? Zu wem hielt Noora?»
    «Direkte Konflikte gab es nicht. Rami ist … er gibt immer nach. Ich glaube, er hat ein bisschen Angst vor Elena. Noora hat sich eher auf Elena verlassen, während Janne behauptet, Ramis Stil wäre ihm lieber.»
    Silja schnäuzte sich und schwieg nachdenklich. Schließ
    lich straffte sie die Schultern, mied unseren Blick und sagte:
    «Ich hab so schreckliche Angst, dass es Janne gewesen sein könnte. Er war gestern total sauer, es hat nicht viel gefehlt und er hätte Noora bei den Hebefiguren aufs Eis geknallt. Als ich gerade gehen wollte, kam er in die Loge, um etwas zu trinken. Elena zeigte Noora gerade die Beinhaltung bei der Todesspirale. Janne war fuchsteufelswild. ‹Diese verdammte Kratzbürste›, hat er gesagt. ‹Ich könnte sie umbringen!›»
    Silja heulte wieder los, ich beugte mich vor und klopfte ihr tröstend auf die Schulter. Koivu sah aus, als hätte er liebend gern ihre blonden, zum Ballerinenknoten geschlungenen Haare gestreichelt.
    «So etwas sagt sich leicht, ohne dass etwas dahinter-steckt», versuchte ich sie zu beruhigen. «Du hast natürlich das Gefühl, Janne zu verraten, indem du uns das erzählst, aber mach dir keine Sorgen. Wegen solcher Sprüche wird niemand verhaftet. War das der Grund, weshalb du mit uns sprechen wolltest?»
    «Nicht nur. Vater hat mir nicht sagen wollen, wie Noora ermordet wurde, aber ich habe gehört, wie er mit Mutter dar
    über gesprochen hat … Sie haben wohl geglaubt, ich bekäme es nicht mit. Ist Noora wirklich mit ihren Schlittschuhen erschlagen worden?»
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Silja sah uns verzweifelt an und flehte:
    «Bitte, sagt mir die Wahrheit! Solange ich nicht weiß, was passiert ist, male ich mir die schrecklichsten Dinge aus!»
    «Noora wurde mit Schlittschuhen traktiert, aber die Todesursache war ein Schädelbruch», sagte ich leise.
    «Wie lange hat es gedauert? Wie lange hat sie leiden müssen?»
    «Das wissen wir nicht genau, aber es muss relativ schnell gegangen sein, da Noora das Stadion gegen sieben verlassen hat und kurz vor acht gefunden wurde.»
    Auch ich hatte den ganzen Tag versucht, mich mit dem Gedanken zu trösten, dass Noora nicht stundenlang gelitten hatte. Aber wie will man Schmerz und Angst messen, spielt es letzten Endes eine Rolle, wie lange die Todesangst dauert?
    Ich erinnerte mich wieder an Nooras flehenden Blick in der Rolle des Schneewittchens. Wie hatte sie ausgesehen, als sie tatsächlich dem Tod gegenüberstand? Hastig verdrängte ich den Gedanken und fragte:
    «Du hast die Halle gegen sechs Uhr verlassen. War Ulrika Weissenberg zu der Zeit schon weg? Hast du in der Umgebung jemanden gesehen, der irgendwie auffällig wirkte?»
    «Ulrikas goldfarbener BMW stand noch auf dem Parkplatz.
    Daran erinnere ich mich genau, es hatte nämlich angefangen zu regnen, und ich habe überlegt, ob sie mich wohl zur Bushaltestelle fahren würde. Aber weil sie sich nicht blicken ließ, bin ich zur Haltestelle gelaufen. Tomi, Elenas Mann, kam gerade angefahren.»
    «Vesku Teräsvuori hast du nicht gesehen?», fragte ich direkt.
    «Nein. Er hat zwar oft vor dem Stadion auf Noora und ihre Mutter gewartet, aber gestern war er nicht da.»
    Silja schwieg, sie nahm noch einen flauschigen Teddy in den Arm. Im Zimmer eines fast erwachsenen jungen Mädchens wirkten die vielen Plüschtiere fehl am Platz, vielleicht waren es Geschenke von Fans. Ansonsten wies nichts darauf hin, dass dieses Zimmer einer Spitzensportlerin gehörte. An den Wänden hingen Poster mit idyllischen Waldlandschaf-ten, die getrockneten Rosensträuße auf dem Regal mochten von ihrer Konfirmation stammen. Für einen Trophäenschrank wäre allerdings auch kein Platz gewesen. Vielleicht wurden Siljas Pokale und Medaillen im Wohnzimmer aufbewahrt.
    Silja schnäuzte sich geräuschvoll und brachte es fertig, auch dabei

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