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Die Todesspirale

Die Todesspirale

Titel: Die Todesspirale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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long beautiful hair … Nun kam ein geschleuderter doppelter Axel, Janne glitt mit ausgestreckten Armen über das Eis, forcierte das Tempo, um den Schatten aufzufangen, mit dem er die Schrittfolge lief, die zur nächsten Melodie überleitete. How can people be so heartless, how can people be so cruel, so lauteten die Worte, die man sich zur vorgeschriebe-nen Instrumentalfassung hinzudenken musste. Der qualvol-le Gesichtsausdruck während der Todesspirale war Teil der Kür, doch nun wirkte Jannes Schmerz so echt, dass ich schon im Begriff war, aufs Eis zu laufen und ihn zu unterbrechen.
    «Lassen Sie ihn zu Ende laufen», flüsterte jemand hinter mir. Vage erahnte ich Rami Luotos Profil, sah die rasche Handbewegung, als er sich die Tränen abwischte. Mein Blick heftete sich wieder auf Janne, bei der nächsten Hebefigur, einer Schere, sah ich beinahe Nooras Schlittschuhe aufblitzen.
    Jannes Arme setzten die imaginäre Partnerin ruhig und sicher ab, dann steigerte sich das Tempo der Musik zum Finale.
    Let the sunshine in. Ich hatte Formans Film mindestens viermal gesehen, und das Ende rührte mich jedes Mal zu Tränen.
    Wahrscheinlich hatte ich deshalb weinen müssen, als Noora und Janne bei der WM zu dieser Musik liefen. Jannes Dop-pelaxel war makellos, dann glitt er in weitem Bogen übers Eis, ließ sich dramatisch fallen wie ein sterbender Soldat und erhob sich schließlich zu der hoch gelobten Todesspirale, mit der die Kür endete.
    Rami Luoto lief an die Bande, auf die Janne zuglitt. Ich hoffte, jemand würde Licht machen und die unwirkliche Atmosphäre vertreiben. Verstohlen wischte ich mir das Gesicht am Ärmel ab, denn ich hatte wieder mal kein Taschentuch dabei. Im selben Moment wurde es hell. Koivu schlängelte sich durch die Bankreihen.
    «Ein roter Nissan Micra, dessen Kennzeichen mit A beginnt, und ein weißer Renault Clio!», rief er schon von weitem, doch ich begriff nicht sofort, was er meinte.
    «Lähde hat einen Mann ausfindig gemacht, der um viertel vor acht auf dem oberen Parkdeck war und sich mit Auto-marken auskennt. Außer dem Wagen der Järvenperä standen diese beiden Autos dort.»
    «Aha. Gut! An die Arbeit!», sagte ich mit gespielter Mun-terkeit, obwohl es mich nicht im Geringsten drängte, ausgerechnet jetzt mit Janne Kivi zu sprechen. So stürmisch seine Beziehung zu Noora gewesen sein mochte, nach der Kür, die ich gerade gesehen hatte, zweifelte ich nicht daran, dass er über den Tod seiner Partnerin völlig außer sich war. Er saß auf der Spielerbank, den Kopf in den Händen vergraben, seine Kufen schnitten in den schwarzen Bodenbelag. Rami Luoto stand neben ihm, eine Hand auf seiner Schulter, und ich hatte das Gefühl, dass er bei unserem Anblick erleichtert aufat-mete.
    «Kriminalhauptmeisterin Kallio und Kriminalpolizeimeis-ter Koivu von der Polizei Espoo, guten Abend. Wir haben den ganzen Tag vergeblich versucht, Sie beide zu erreichen, deshalb haben wir uns erlaubt, herzukommen und Sie beim Training zu stören.»
    «Das Training fällt heute aus», sagte Luoto und reichte mir die Hand. «Rami Luoto, der Trainer von Noora und Janne.
    Wie kann ich Ihnen behilflich sein?»
    Luoto war Mitte vierzig, auf seinem akkurat geschnittenen grauen Haar und den altmodischen Koteletten, die verblüffend kleine Ohren einrahmten, zeigte sich bereits ein Anflug von Grau. Er war klein, kaum einssiebzig, und sehnig-schlank wie ein Balletttänzer. Mitte der siebziger Jahre war er der beste finnische Eiskunstläufer gewesen, doch zu einer Medaille bei internationalen Wettkämpfen hatte es nie ganz gereicht. Er war weich und tänzerisch gelaufen, seine unglaublich schnellen Pirouetten waren phantastisch gewesen, aber mit den Sprüngen hatte er Schwierigkeiten gehabt.
    Meine Schwester Helena, der größte Eislauffan in unserer Familie, hatte für ihn geschwärmt. Für mich war er damals ein unmännlicher Softi gewesen, der nicht einmal besonders gut aussah. Die Jahre hatten sein Gesicht hagerer gemacht, Fältchen um seine Augen gezogen und seinen schmallippi-gen Mund ausdrucksvoller werden lassen.
    «Es besteht Grund zu der Annahme, dass Noora Nieminen getötet wurde, kurz nachdem sie gestern Abend das Eisstadion verlassen hat. Wir versuchen, ihren letzten Weg möglichst genau zu rekonstruieren. Laut Aussage von Frau Grigorieva haben Sie und Janne das Stadion als Letzte verlassen.»
    Rami Luoto ließ mich ausreden, dann sagte er mit einer Kopfbewegung zu Janne:
    «Ich halte es nicht für sinnvoll, dass

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