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Die Todesspirale

Die Todesspirale

Titel: Die Todesspirale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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einer Kondolenzkarte.
    «Bitte nehmen Sie Platz. Ich sage meiner Frau Bescheid.
    Hanna ist noch ziemlich erschüttert, aber sie wird versuchen, mit Ihnen zu sprechen.» Nieminen warf einen kurzen Blick auf meinen Bauch, der sich im Sitzen vorwölbte. Er schien etwas sagen zu wollen, ging dann jedoch wortlos hinaus und kam mit seiner Frau zurück.
    Hanna Nieminen war jünger, als ich erwartet hatte, bei Nooras Geburt konnte sie höchstens zwanzig gewesen sein.
    Ihr Mann wirkte etwa zehn Jahre älter, doch das mochte an seinem Übergewicht liegen. Auch Hanna Nieminen war rund-lich, aber auf eine hübsche, feminine Art. Von ihr hatte Noora offenbar die breiten Hüften und die Form der Augen geerbt.
    Ihr Gesicht war rot und verquollen, das Makeup zerlaufen.
    Das schwarze Kleid mit den Schulterpolstern war ein paar Nummern zu klein und musste irgendwann in den Achtzigern topmodern gewesen sein. Vermutlich hatte sie es damals für eine Beerdigung angeschafft, folgerte Sherlock Maria.
    «Mein aufrichtiges Beileid zum Tod Ihrer Tochter. Wenn Sie die Kraft haben, einige Fragen zu beantworten, wäre das für unsere Ermittlungen sehr hilfreich», begann ich vorsichtig.
    Auch Hanna Nieminen sah meinen Bauch an, in dem Schnäppchen gerade seine Mittagsgymnastik trieb.
    «Ist das Ihr erstes Kind?», fragte sie. Sie sprach leicht ver-waschen, offenbar war sie mit Beruhigungsmitteln voll ge-pumpt.
    «Ja», sagte ich. Anders als Janne Kivi behauptet hatte, ge-nügte es bei der Polizeiarbeit nicht immer, Fragen zu stellen.
    Häufig waren Antworten der Schlüssel zum Vertrauen.
    «Dann können Sie gar nicht wissen, was wir durchma-chen! Außerdem verstehe ich nicht, was die Polizei noch zu fragen hat. Es ist doch ganz klar, wer Noora ermordet hat!»
    Sie schluchzte, Kauko, der neben ihr saß, tätschelte ihr das Knie. Seltsamerweise wirkte die tröstlich gemeinte Geste an-züglich.
    «Meine Frau meint natürlich Vesku Teräsvuori. Er terrorisiert unsere Familie schon seit langem, und nun hat er seine Drohung wahr gemacht. Ist er schon verhaftet worden?»
    «Noch nicht, aber vor seiner Wohnung wartet eine Streife.
    Er wird zur Vernehmung vorgeführt, sobald wir seiner hab-haft werden», beschwichtigte ich.
    «Das wird aber auch Zeit! Sie kennen doch die Geschichte, die Drohungen, Forderungen und so weiter?», hakte Kauko Nieminen nach.
    «Ich habe die Protokolle der Voruntersuchung gelesen, aber es wäre hilfreich, wenn Sie die wichtigsten Punkte noch einmal rekapitulieren könnten.»
    «Es ist mir unbegreiflich, dass Teräsvuori mit einer lächerlichen Geldbuße davongekommen ist! Die Polizei hat die ganze Zeit nur Däumchen gedreht. Als wären die nächtlichen Anrufe nicht schlimm genug gewesen, und dass er unseren Kindern aufgelauert hat. Und jetzt ist es passiert! Am liebsten würde ich die Justizbehörden und die Polizei von Espoo verklagen!»
    Ich verstand seine Erbitterung. Solange es kein Kontaktverbot gab, war es schwierig, in derartigen Fällen einzu-schreiten. Die Kopien von Teräsvuoris Briefen, die dem Bericht beilagen, hätten meiner Meinung nach ausgereicht, ein Kontaktverbot zu verhängen. Allerdings hatte der Mann in erster Linie Hanna Nieminen bedroht, daher war ich nicht bereit, ihn ohne weiteres für Nooras Mörder zu halten. Natürlich war es möglich, dass ihn Nooras Erfolg in Edmonton auf eine neue Idee gebracht hatte. Vielleicht hatte er sich gedacht, die süßeste Rache an Hanna wäre die Ermordung ihrer bereits zur künftigen Weltmeisterin erklärten Tochter.
    «Die Belästigungen begannen also, nachdem Ihre Frau zu Ihnen zurückgekehrt war.» Mein Gefühl ließ es mir ratsam erscheinen, die Affäre zwischen Hanna und Vesku möglichst rasch abzuhaken.
    «Genau. Teräsvuori akzeptierte einfach nicht, dass meine Frau nichts mehr mit ihm zu schaffen haben wollte. Zuerst kamen Briefe und Blumen, nächtliche Anrufe und dergleichen. Dann wurden die Briefe drohender, statt Blumen schickte er Kränze. Er schien überall zu sein. Wenn wir zur Arbeit fuhren, stand er auf der Straße. Manchmal kam er in die Firma, angeblich, um sich nach dem Transport von KaraokeAnlagen nach Russland oder Deutschland zu erkundigen. Als ob er für seine erbärmlichen Schallplatten einen Lkw bräuchte! Er hat vor dem Stadion in Matinkylä gewartet, wenn meine Frau Noora zum Training brachte. Der Scheiß
    kerl war überall!»
    Kauko Nieminen rieb sich erneut die Stirn und die rot an-gelaufene Glatze trocken. Hanna saß stumm auf dem Sofa,

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