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Die Todesspirale

Die Todesspirale

Titel: Die Todesspirale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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benötigt. Verhaften Sie Teräsvuori, das ist alles, was ich Ihnen raten kann. Hanna, hängt mein Jackett im Schlafzimmer oder an der Garderobe?»
    «An der Garderobe.»
    Grußlos stapfte Kauko Nieminen hinaus. Bald darauf wurde vor dem Haus ein Auto angelassen. Ich blickte neugierig auf die Straße. Ein dunkelblauer Ford Scorpio. Dass Nieminen einen Nissan Micra oder Renault Clio fuhr, hatte ich allerdings auch nicht erwartet.
    «Darf ich mir Nooras Zimmer ansehen?»
    «Natürlich, wenn Ihnen das weiterhilft.»
    Seit ihr Mann gegangen war, wirkte Hanna Nieminen gefasster. Hatte er ihr von Anfang an die Schuld an Nooras Tod gegeben? Ich musste noch einmal mit ihm sprechen, vielleicht würde ich ihn in den nächsten Tagen überraschend in seiner Firma aufsuchen. In den nächsten Tagen? Wieso ging ich nicht davon aus, dass Vesku Teräsvuori der Täter war?
    Warum machte ich den Fall komplizierter, als er war?
    Nooras Zimmer war hell und geräumig, sicher so groß wie Jannes komplette Wohnung. Außer dem Bett hatten dort ein Schreibtisch, ein Sofa und ein Bücherregal mit Stereoanlage, Fernseher und Video Platz. In der Sitzecke stand obendrein ein Hometrainer. Es handelte sich unverkennbar um das Zimmer einer Eiskunstläuferin. Über dem Sofa hingen kleine Schlittschuhe, sicher Nooras erste. Dutzende von Fotos und Plakaten zeigten Weltmeisterpaare sowie Noora und Janne.
    Über dem Bett hing die gleiche gerahmte Vergrößerung, die ich mit zerschlagenem Glas bei Janne gesehen hatte.
    Nooras Büchergeschmack war interessant. Mädchenbü
    cher, säuberlich aufgereiht, dann Jane Austen und Virginia Woolf. Dazwischen ein paar englischsprachige Fachbücher über Eiskunstlauf, moderne Lyrik von Riina Katajavuori und Heidi Liehu, die Biographie der Eistänzer Rahkamo und Kokko. Hinter einer Glastür standen außerdem etwa zwanzig schwarze Kladden mit Schloss, wahrscheinlich Tagebü
    cher. Lohnte es sich, sie zu lesen?
    «Entschuldigen Sie die Unordnung, ich bringe es noch nicht über mich, hier aufzuräumen», sagte Hanna Nieminen.
    Von Unordnung konnte keine Rede sein, fand ich. Ein paar Bücher lagen auf dem Tisch, daneben eine umgekippte Dose Haarspray. Auf der Stereoanlage sah ich eine offene CD-Hülle, Instrumental Versions of the Greatest Opera Arias.
    Hatte Noora Musik für eine neue Kür gesucht? Über der So-falehne hingen eine dicke schwarze Strumpfhose und ein lila Pullover. Ein schwarz und orange gemusterter Trägerrock lag zerknüllt auf dem Tisch, neben einem Stapel Notenhefte.
    Noora hatte zwischen Schule und Training offenbar Zeit gehabt, nach Hause zu kommen. Ihre Schultasche hatte sie hinter den Schreibtischstuhl geschoben. Sie war prall gefüllt, zuoberst lagen Französisch und Mathematikbücher.
    «Eigentlich will ich in diesem Zimmer auch gar nichts anfassen. Es ist, als wäre Noora noch am Leben …» Ich warf Hanna einen besorgten Blick zu, doch ihre Stimme klang nicht mehr hysterisch. Wir waren allein, Pihko wartete im Flur.
    «Eiskunstlauf war Nooras Leben. Trotzdem ist sie in der Schule gut mitgekommen und hat sogar noch Gesangsstun-den genommen. Rami hat immer gesagt, Eiskunstläufer müssen pedantisch sein, und das war Noora wirklich. Sehen Sie mal!»
    Sie deutete auf ein Blatt Papier, das über dem Schreibtisch hing. Ein Speiseplan für zwei Wochen, vernünftig, gesund und vielseitig, aber nur 1200 Kalorien pro Tag. Ziemlich heftig für eine sechzehnjährige Leistungssportlerin.
    «Noora wollte ein paar Kilo abnehmen. Die Arme hat unseren Körperbau geerbt, Kauko und ich werden furchtbar schnell dick. Wenn ich bloß ein Stück Torte anschaue, habe ich schon ein Pfund extra auf den Rippen. Janne hatte sich beklagt, er könne Noora nicht mehr heben, deshalb hat Elena sie auf Diät gesetzt.»
    100 Gramm gegrillte Hähnchenbrust und eine Tomate. 1 dl Jogurt naturel und eine Scheibe Knäckebrot. Hoffentlich war Noora in den letzten Tagen ihres Lebens nicht völlig ausge-hungert gewesen.
    «Sind das ihre Tagebücher?» Ich zeigte auf die schwarzen Kladden.
    Hanna nickte. Als ich fragte, ob ich sie lesen dürfe, zögerte sie.
    «Sie hat keinem erlaubt, die Bücher auch nur anzufas-sen … Ich weiß nicht einmal, wo die Schlüssel sind.»
    «Ich kriege sie auf, ohne das Schloss zu beschädigen. Es kann durchaus sein, dass sie etwas Wichtiges enthalten, vielleicht über seltsame Fremde, von denen sie verfolgt wurde, oder über andere Dinge, von denen die Eltern oder die Trainer nichts erfahren.»
    «Na gut,

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