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Die Todesspirale

Die Todesspirale

Titel: Die Todesspirale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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könne, gab er patzig zurück, wir sollten es bei den Nachbarn und beim Barkeeper im Täffä probieren.
    «Warum hast du das alles nicht gestern schon erzählt?», fragte ich und goss mir noch etwas Tee ein. Meine Bauchmuskeln hatten sich normalisiert, ich hatte ein schales Ge-fühl.
    «Du denkst natürlich, ich hätte mir die Story über Nacht zurechtgelegt», lächelte Janne traurig. «Ich hab mir gleich gedacht, dass ihr mir nicht glaubt. Dabei weiß ich nicht mal, was man mir vorwirft. Wie ist Noora … gestorben?» Es fiel ihm sichtlich schwer, das letzte Wort über die Lippen zu bringen.
    «Das darf ich nicht sagen.»
    «Natürlich nicht. Polizisten antworten nicht, sie fragen nur.»
    «Genau. Und jetzt möchte ich, dass du deine Aussage in Anwesenheit eines Zeugen wiederholst, damit wir ein offizielles Vernehmungsprotokoll aufsetzen können. Danach darfst du gehen.»
    «Gehen? Zurück in die Zelle?»
    «Nach Hause oder sonstwohin, nur nicht allzu weit weg.
    Kann ich Kriminalmeister Pihko jetzt hereinbitten?»
    Janne war so verblüfft, dass er brav nickte. Diesmal rasselte er seinen Bericht emotionslos herunter, seine Stimme klang matt und erschöpft. Es dauerte nur einige Minuten, seine Aussage aufzunehmen. Dann begleitete ich ihn zum Dienst habenden Beamten, wo er seine wenigen Habseligkeiten in Empfang nahm: Gürtel und Schlüssel.
    «Deine Geldbörse hast du gestern offenbar nicht mitgenommen. Wie kommst du jetzt nach Hause, soll ich dich von einem Streifenwagen hinbringen lassen? Es wird leider einige Tage dauern, bis dein Auto freigegeben wird.»
    «Ich stehe also weiterhin unter Verdacht.» Jannes Lächeln war schmal und verbittert. «Ein Polizeifahrzeug will ich nicht, da geh ich lieber zu Fuß. Hoffentlich sehen wir uns nie wieder!»
    Es war mir unangenehm, Janne allein gehen zu lassen, ich war ganz sicher, dass er uns etwas verschwieg. Insgeheim freute es mich jedoch, dass die Nacht in der Zelle ihn zum Reden gebracht hatte. Vielleicht hatte ich doch nicht so schwer gepatzt, wie Taskinen glaubte.
    Fünf
    Das Haus der Nieminens stand am Ende der Koukkuniementie, in Ufernähe. Die raue weiße Backsteinfassade wirkte wie eine unbeholfene Nachahmung mediterraner Architektur.

Die Eleganz des penibel angelegten Vorgartens wurde durch einen riesigen roten Lkw zunichte gemacht, auf dessen Tür in Goldbuchstaben der Firmenname stand: Kaukospedition.
    Der von Nooras Vater gegründete, ehemals kleine Betrieb hatte von der Öffnung der russischen Grenze profitiert und beschäftigte heute Dutzende von Angestellten, wie ich in einem Interview mit Noora gelesen hatte. Sie hatte einen Bruder, Sami, der Eishockey spielte. Wenigstens hatten die Nieminens also nicht ihr einziges Kind verloren, aber das war natürlich nur ein schwacher Trost. Instinktiv streichelte ich meinen Bauch, worauf Pihko mir einen verwunderten Blick zuwarf.
    Die Klingel über dem protzigen, kupfergetriebenen Na-mensschild klimperte eine fröhliche Melodie. Ein korpulen-ter Mann mit blanker Glatze und buschigem Schnurrbart öffnete die Tür. Ich erkannte ihn wieder, er hatte Noora damals von der Eisshow abgeholt. Während er uns einließ, sprach er aufgebracht in sein Mobiltelefon.
    «Was ist denn beim Zoll in Vartius schon wieder los, verflucht nochmal? Die Visa sind absolut in Ordnung. Die ver-dammten Russen wollen bloß abkassieren, aber nicht mit mir! Sieh zu, dass du die Sache regelst, ich kann heute nicht weg. Die Polizei ist gerade gekommen.»
    Kauko Nieminen hörte einen Moment zu, fluchte noch einmal und beendete das Gespräch.
    «Entschuldigen Sie bitte, die Firma lässt mir keine Ruhe», sagte er und trocknete sich mit einem gestreiften Taschentuch die Stirn. Er trug eine schwarze Hose und ein enges weißes Hemd, aus dem sein behaarter Bauch hervorlugte. Es war nicht zu übersehen, dass Noora den Schmollmund und die runde Gesichtsform ihres Vaters geerbt hatte. Die Augen allerdings nicht: Ihre waren rund und dunkelgrau gewesen, bei ihm waren sie klein und hellblau.
    «Kauko Nieminen.» Er reichte uns die Hand und führte uns in das Wohnzimmer, das für meinen Geschmack viel zu blumig eingerichtet war. Zwischen brennenden Kerzen stand ein Foto von Noora auf dem weißen Klavier. Ihre Eis-kunstlauftrophäen waren in einem Regal am anderen Ende des Zimmers platziert, daneben lag ein allem Anschein nach funktionstüchtiges Jagdgewehr, ein Fremdkörper in dieser Umgebung. Auf dem Couchtisch stand ein Riesenstrauß weiße und rosa Nelken mit

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