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Die Todesspirale

Die Todesspirale

Titel: Die Todesspirale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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Prima. Hast du dort mein Hündchen gesehen, einen kleinen Cockerspaniel?»
    Die Antwort des Mädchens war nicht zu hören. Wir standen reglos da. Das Weidengebüsch verdeckte die Sicht fast völlig, ich konnte nur etwas Dunkelblaues erkennen, einen Mantel oder eine Trainingsjacke. Seltsam, dass der Mann unsere Schritte nicht gehört hatte, aber vielleicht hatte der Verkehrslärm sie übertönt.
    «Bist du sicher, dass du ihn nicht gesehen hast? Komm, schau dir mal das Bild hier an. Das ist meine kleine Prinzessin, ist sie nicht niedlich? Sie ist mir heute Morgen entlaufen, ich mache mir große Sorgen.»
    Da man nicht geräuschlos durch das Weidengebüsch kam, schlich Koivu rückwärts davon, um eine Lücke zu suchen.
    Als er seinen Schuh aus dem Schlamm hob, gab es ein schmatzendes Geräusch, und ich rechnete fest damit, dass der Mann auf der anderen Seite die Flucht ergreifen würde.
    Doch er konzentrierte sich ganz auf das Mädchen und sprach weiter beschwörend auf es ein:
    «Du hast aber schöne Haare, und so weich. Wie das Fell von meiner Prinzessin. Magst du Hunde?»
    Diesmal hörte ich ein schüchternes Ja, und jetzt sah ich auch kleine rosa Tennisschuhe mit weißen Spitzenbändern.
    «Du könntest mir helfen, meinen Hund zu suchen.»
    Die Stimme des Mannes war noch sanfter und freundlicher geworden.
    «Ich muss aber nach Hause.»
    «Geh noch nicht. Lass mich deine Haare streicheln, sie sind wie das Fell von meinem Hündchen, nach dem ich solche Sehnsucht habe. Hab keine Angst, ich tu dir nichts …»
    Als ich das erschrockene Wimmern des Mädchens hörte, hielt mich nichts mehr. Ich zwängte mich durch die Büsche, ohne auf die Zweige zu achten, die mir ins Gesicht peitsch-ten. Die beiden Menschen auf der anderen Seite erstarrten.
    Ein magerer kleiner Mann hielt ein mageres kleines Mädchen an der Schulter fest, beide sahen mich erschrocken an.
    Als Koivus hastige Schritte die Stille zerstörten, ließ der Mann das Mädchen los und ergriff die Flucht. Ich setzte ihm nach und foulte ihn so gekonnt, wie ich es einst auf dem Bolzplatz gelernt hatte. Er flog bäuchlings in den Schlamm, ich warf mich mit meinem ganzen Gewicht auf ihn.
    «Polizei», erklärte ich sicherheitshalber, riss dem Mann die Arme auf den Rücken und hoffte, dass Koivu Handschellen dabei hatte. Hatte er natürlich nicht. Er stand bei dem Mädchen, versuchte, die Kleine zu beruhigen und ihr klar zu machen, dass wir wirklich von der Polizei waren und dass sie keine Angst mehr zu haben brauchte.
    «Nimm das Handy aus meiner Tasche und ruf einen Streifenwagen», ächzte ich. Der Mann wand sich unter mir, dieser erbärmliche Wicht. Durchgeknallte, einsame Typen wie er machten Schlagzeilen, aber von den anderen redete keiner.
    Weder von denen, die reich genug waren, ein paar Mal im Jahr in ferne Länder zu fliegen und sich für ein, zwei Wochen ein Kind zu kaufen, noch von denen, die an der Spitze der Hierarchie saßen und Gleichgesinnte schützten. Diese Leute hasste ich wirklich.
    Koivu half mir, den Mann auf die Beine zu stellen. Sein Gesicht kam mir nicht bekannt vor, es war klein und kantig, merkwürdig ausdruckslos. Das Hundebild lag auf der Erde: ein braunscheckiger Spanielwelpe mit großen, feuchten Augen. Ob er wirklich einen Hund besaß? Das Mädchen stand immer noch wie verdattert da, die rosa violett gemusterte Jacke war halb offen, ein geblümter Schulranzen lag neben ihm. Ich fragte die Kleine, wie sie hieß und wo sie wohnte, doch sie brachte kein Wort heraus. Viele würden sagen, sie habe Glück gehabt, mit dem Schrecken davongekommen zu sein, doch wie lange würde dieser Schreck sie verfolgen?
    Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis der Streifenwagen kam, dabei waren nur sechs Minuten vergangen. Koivu hielt den Pädophilen fest, der mindestens so furchtsam drein-schaute wie die Kleine, die mir endlich ihren Namen verraten hatte: Laura. Der Mann wimmerte erbärmlich, als die Streifenbeamten ihm nicht übermäßig behutsam Handschellen anlegten.
    «Bringt ihn aufs Präsidium und informiert Hauptkommissar Ström, dass der Kinderschänder, nach dem er fahndet, gefasst worden ist», wies ich die uniformierten Kollegen an.
    Koivu und ich wollten Laura an den Arbeitsplatz ihrer Mutter in Tapiola fahren, wohin sie unterwegs gewesen war.
    «Kommt der Mann jetzt ins Gefängnis?», fragte Laura zag-haft, als ich sie auf dem Rücksitz des klapprigen Lada an-schnallte.
    «Ja, für ganz lange Zeit. Er hat schon öfter Böses getan», sagte ich

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