Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Todesspirale

Die Todesspirale

Titel: Die Todesspirale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
Vom Netzwerk:
wir erst mal ab, was auf den Schonern gefunden wird.»
    Taskinen spielte nachdenklich an seinem breiten Ehering.
    «Ich wollte vorläufig noch nicht darüber sprechen, aber …
    Aller Wahrscheinlichkeit nach habt ihr keinen Grund mehr zu konkurrieren. Meine Stelle wird nun doch nicht frei.»
    Ich schluckte. Taskinen versuchte seine Enttäuschung zu verbergen, doch seine Stimme klang hohl und etwas tiefer als gewöhnlich.
    «Und warum nicht?»
    «Ein Kriminaldirektor aus Turku, ein alter Kumpel unseres Polizeipräsidenten, hat sein Interesse angemeldet. Natürlich nehmen sie lieber so einen, bei dem sie sicher sein können, dass er die Dienstvergehen seines Vorgängers vertuscht. Sie haben eine Scheißangst, dass die ans Licht kommen», sagte Taskinen, der sonst nie Kraftausdrücke benutzte. «Also bleiben Ström und ich, wo wir sind, du gehst in Mutterschaftsurlaub und kommst danach hoffentlich wieder zurück.»
    «Warum sollte ich nicht zurückkommen?» Ich klopfte meinem Chef zum Abschied freundschaftlich auf den Rücken und stieg in meinen Fiat. Auf dem Heimweg merkte ich, dass ich, wie häufig nach einem aufregenden Einsatz, wahnsinni-gen Hunger hatte, als hätte die Festnahme des Pädophilen meinen Kalorienverbrauch vervierfacht. Eben deshalb schlug ich Antti sogleich vor, essen zu gehen.
    Gegen sieben saßen wir im «Fishmaid» und studierten die Speisekarte. Das Lokal war im letzten Winter unter diesem Namen neu eröffnet worden, nachdem in den Räumen bereits ein Chinarestaurant, eine Pizzeria und eine Kneipe ge-scheitert waren. Das «Fishmaid» war eine Art Tex Mex Karaoke Pub und bot zudem freitags Live Musik. Dienstags bis donnerstags, dem Plakat nach von sechs bis elf, veranstaltete Vesku Teräsvuori hier seine Karaoke Abende. Jetzt war das große Lokal fast leer, im Hintergrund lief nostalgische Tanzmusik vom Band. Ich hatte Lust auf etwas Scharfes, obwohl ich davon mit Sicherheit Sodbrennen bekam. Während ich vor der Schwangerschaft nicht einmal gewusst hatte, was Sodbrennen war, plagte es mich nun fast täglich. Ich war gespannt, welche Überraschungen mein Körper noch für mich bereithielt, bevor das Baby zur Welt kam.
    Tollkühn bestellte ich eine Enchilada mit Gemüsefüllung, während Antti sich mit Tacos begnügte. Erst als das Bier vor uns stand, ein «Sol» für Antti und ein alkoholfreies für mich, erzählte ich ihm, was ich von Taskinen erfahren hatte.
    «Schade! Dann werde ich also doch kein Kommissarsgat-te», grinste Antti. Er war außergewöhnlich gut gelaunt, da er gerade die letzten Klausuren korrigiert hatte und nun einige Monate lang ungestört seinen Forschungen nachgehen konnte. Wir redeten über dies und jenes, machten Pläne für den Sommerurlaub. Ich hatte Lust auf einen Segeltörn, doch in den letzten Wochen der Schwangerschaft waren solche Unternehmungen wohl nicht empfehlenswert.
    «Kreuzen wir doch einfach vor Tammisaari, dann kannst du im Notfall dort entbinden», schlug Antti vor.
    «Tammisaari wäre mir sowieso am liebsten. Du erinnerst dich doch, wie es im Krankenhaus war, als wir die Jensens besucht haben. So locker und gar nicht klinikmäßig. Und Eva sagt, dort kommandiert einen keiner herum.»
    «Als ob du dir von einer Hebamme was sagen ließest!», lachte Antti. «Schau an, hier gibt’s auch Karaoke. Mit Vesku … ist das nicht dieser unangenehme Kerl, den wir bei Jyrkis Polterabend erlebt haben?»
    «Genau der», sagte ich rasch, bevor er den Zusammenhang zu meinen Ermittlungen herstellte. «Sollte ich vielleicht singen? Meinst du, er hat ‹Die Polizei haut wieder zu›? Oder
    ‹Volle Pulle, Kommissar Peppone›, du weißt schon, von Po-peda.»
    Doch so leicht ließ sich Antti nicht hinters Licht führen.
    «Der Mann, der Noora Nieminen nachgestellt hat – war das nicht auch ein Karaoke Meister? Sind wir deshalb her-gekommen, Maria? Es geht dir gar nicht darum, gemütlich mit mir zusammenzusitzen, wie?»
    Anttis gute Laune war verflogen. Über das angemessene Verhältnis von Arbeit und Privatleben hatten wir schon viel zu oft diskutiert. Natürlich brachte auch er gelegentlich Arbeit mit nach Hause und saß manchmal nächtelang am Computer. Doch da ich von den mathematischen Kategori-entheorien, die er analysierte, nichts verstand, sprach er selten über seine Arbeit. Auch ich redete nicht viel über dienstliche Angelegenheiten, lud nur gelegentlich bei Antti meinen Stress ab oder erzählte ihm von Ströms jüngsten Gemein-heiten. Die Tätigkeit einer

Weitere Kostenlose Bücher