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Die Toechter der Familie Faraday

Die Toechter der Familie Faraday

Titel: Die Toechter der Familie Faraday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McInerney
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drückte ihr Vater seit dem Tod ihrer Mutter immer seine Gefühle aus. Wenn ein Essen besonders gelungen war, sagte er: »Das hätte eurer Mutter gefallen.« Zu einer schönen Gegend: »So eine Landschaft hat eure Mutter geliebt.« Er schob sie aber auch bei kritischen Kommentaren vor: »Eure Mutter hätte es gehasst, euch in solchen Klamotten zu sehen.«
    »Clementine hat schon den Namen ausgewählt«, verkündete Leo.
    Sämtliche Teetassen sanken herab. »Einfach so? Ohne das mit uns abzusprechen?« Miranda war empört.
    »Ihr sollt raten.«
    Der Name war, seit Clementine ihre Schwangerschaft bekannt gemacht hatte, Anlass für ständige Diskussionen im Hause Faraday gewesen.
    »Stammt er aus einem Lied?«, fragte Juliet. »Aus einem Buch? So wie Mum das bei uns gemacht hat?«
    Es bedeutete ihnen sehr viel. Ihre Mutter hatte alle Namen aus einer langen Liste ihrer Lieblingslieder und -bücher ausgewählt. Sie besaßen jede eine Karte, die ihre Mutter am Tag ihrer Taufe für sie geschrieben hatte und auf der stand, warum sie diesen Namen gewählt hatte und was er bedeutete. Juliet war nach Shakespeares Romeo and Juliet benannt worden. Miranda trug auch einen Namen aus einem Werk von Shakespeare, sie war nach Prosperos Tochter in Der Sturm getauft. Clementines Name stammte aus dem Schlager »Oh My Darling, Clementine«. Eliza verdankte ihren Namen Miss Doolittle, der Heldin aus Pygmalion . Sadies Name war einer Kurzgeschichte namens Regen von William Somerset Maugham entlehnt, Tessas Lieblingsschriftsteller. Sadie hatte sich ihre fiktive Namensschwester immer als wunderbare, romantische Heldin ausgemalt und war außer sich gewesen, als sie die Wahrheit herausgefunden hatte. Maughams Sadie war Prostituierte. Sie war weinend zu Leo gelaufen. Miranda hatte ihr das Buch aus der Hand gerissen, darin gelesen und schallend gelacht. »Na, Mum hatte wohl viel mit dir vor.«
    Ihre zweiten Vornamen waren kaum gewöhnlicher. Leo hatte sie aussuchen dürfen. Es waren alles die Namen von Heiligen, eine Verbeugung vor seiner katholischen Erziehung: Teresa, Anne, Catherine, Mary und Agnes. Auch er hatte ihnen allen ein Kärtchen mit einigen Sätzen zur Vita der Heiligen geschrieben.
    Nun bemühten sich seine Töchter, den Namen des Babys zu erraten. »Ich gebe euch einen Tipp. Es hat mit einem Lied zu tun. Genauer gesagt, mit zweien.«
    Sie gingen die Sängerinnen in den aktuellen Charts durch. Blondie, Amii Stewart, Gloria Gaynor. Ihr Vater schüttelte jedes Mal den Kopf.
    »Gebt ihr auf?«
    Dreimal Nicken.
    »Ihr Name lautet Maggie Tessa Faraday. Nach zwei Liedern, nach ›Maggie’s Farm‹ und dieser irischen Ballade, die eure Mutter so schön fand.«
    »Das ist wundervoll«, sagte Juliet.
    »Ich hasse die Lieder alle beide. Ich probiere es mal mit Maggie, aber wenn ich mich nach einem Monat nicht daran gewöhnt habe, suche ich selbst einen Namen aus«, sagte Miranda.
    »Wie würdest du sie denn nennen?«, fragte Eliza.
    »Buh, weil sie uns so überrascht hat.«
    Juliet wandte sich an Leo. »Sollen wir David Bescheid sagen?«
    »Clementine will es ihm selbst sagen«, sagte Leo. »Wenn sie es für richtig hält.«
    David war fünf Wochen zuvor nach Melbourne gezogen. Sie hatten die Formalitäten schon Monate zuvor geregelt. Sein Name würde auf der Geburtsurkunde stehen. Er hatte jederzeit Besuchsrecht. Clementine hatte darauf beharrt, dass sie noch keinerlei finanzielle Unterstützung von ihm wollte.
    »Es geht mir nicht ums Geld. Wir kommen schon klar.« Das war Clementines aktuelle Standardantwort auf alles. »Es ist besser so. So gibt es von seiner Seite her keine Verstimmung. Wenn er später einmal Geld verdient, reden wir erneut über das Thema.«
    Leo hatte bewundernd den Kopf geschüttelt. »Du bist eine Marke, Clementine Faraday.«
    »Clementines Uterus zieht sich selbst jetzt noch zusammen«, sagte Miranda leichthin, als sie durch ein Heftchen blätterte, das die Hebamme ihnen gegeben hatte.
    »Miranda, bitte.« Leo sah zum Himmel. »Ein Sohn. Hätte mir das Schicksal nicht wenigstens einen einzigen Sohn schenken können? Oder wenigstens einen Enkelsohn?« Sie beachteten ihn nicht. Das hatten sie schon so oft gehört.
    Die Tür zur Säuglingsstation flog auf. Sadie stürmte herein. »Hab ich es verpasst? Hat sie es schon?«
    »Ein Mädchen. Ein gesundes, wunderschönes Mädchen.«
    Sadie sah verärgert aus. »Hätte sie denn nicht auf mich warten können? Wieso musste ich das versäumen?«
    »Miranda durfte als Einzige

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