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Die Toechter der Familie Faraday

Die Toechter der Familie Faraday

Titel: Die Toechter der Familie Faraday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McInerney
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»Irgendetwas machst du falsch, Clementine. Entweder gibst du ihr zu viel oder zu wenig zu essen.«
    »Sie ist ein Säugling, Eliza«, erwiderte Clementine. »Und die weinen nun einmal.«
    »Und ich bin erwachsen, und Erwachsene brauchen nun einmal Schlaf. Du wirst schließlich nicht als Einzige jede Nacht wach.«
    Maggie klagte weiter, ungeachtet aller Versuche Clementines, sie zu beruhigen.
    Miranda zuckte zusammen. »Eliza hat recht, Clemmie. Sosehr ich dieses hinreißende Kind auch liebe, wenn sie nicht bald einen Stopfen bekommt, rufe ich David an und sage ihm, dass du mit Maggie nach Melbourne kommst.«
    »Ich versuche ja, sie ruhig zu halten. Sie hat halt ihre Launen.«
    »Launen? Sie ist doch erst sechs Monate alt und kann noch nicht einmal sehen.«
    »Du denkst wohl an kleine Kätzchen«, sagte Leo. Er bastelte wieder an den Rädern herum.
    »Was?«
    »Kätzchen können nach der Geburt eine Zeit lang nicht sehen. Babys können von Anfang an sehen. Zwar nur verschwommen, aber sie erkennen alles: Bilder, Gesichter.«
    »Dad, kannst du dich da raushalten? Es sei denn, du planst, einen schalldichten Raum für Clementine zu bauen.«
    »Das ist gar keine schlechte Idee«, sagte Leo und griff nach seinem Notizbuch.
    Juliet nutzte die Gelegenheit, einen Korb Wäsche im Garten aufzuhängen. Es war derzeit der ruhigste Ort. Und der sauberste. Auf den Lärm, den Maggie machte, waren sie nicht gefasst gewesen. Viel weniger noch auf die Unordnung. Und dann all die zusätzliche Wäsche… Wieso brauchte ein so kleines Baby so viel Kleidung und beanspruchte so viel Platz? Für den Sterilisator, die Eimer zum Windeleinweichen, Fächer für die Strampelanzüge, den Kinderwagen, das Körbchen, die Babywippe …
    Es war zum Teil auch Leos Schuld. Kaum ein Tag verging, an dem er nicht mit einem neuen zeitsparenden Gerät oder mit Spielzeug, das die Fantasie oder Sinne anregen sollte, nach Hause kam. Erst am Vorabend hatte Juliet im Wohnzimmer über verstreut am Boden liegende bunte Plastikteile steigen müssen. Es hatte wie nach einer Explosion ausgesehen. Leo hatte im Schneidersitz mitten im Durcheinander gesessen und versucht, was immer es auch gewesen war, wieder zusammenzusetzen. Angeblich hatte er daran einige Verbesserungen vornehmen wollen.
    »Es war ein Plastikdrache«, hatte Miranda vergrätzt erklärt. »Ein Fabelwesen. Wie kann man etwas verbessern, was es nicht gibt?«
    Juliet hängte die Wäsche auf. Eigentlich sollte sie wieder ins Haus gehen und eine weitere Ladung waschen. Maggie weinte. Vielleicht sollte sie aber auch noch ein wenig länger im Garten bleiben.

    Falls Leo bei der Enthüllung seines jüngsten Projekts auf ein volles Haus gehofft hatte, drei Wochen nach seinem Experiment mit der Schaukelautomatik am Kinderwagen, hatte er den Zeitpunkt sehr schlecht gewählt. Clementine und Maggie waren bei Freunden, Sadie und Eliza noch in Vorlesungen, Juliet machte Überstunden, und Miranda traf sich mit einem Freund. Sie alle hatten entsprechende Nachrichten auf der Zettelwand hinterlassen. Nur sah Leo niemals dort nach. Für ihn war es, wie Miranda einmal gesagt hatte, die »Ver-Zettelwand«.
    Eliza kam als Erste nach Hause.
    »Endlich«, sagte Leo und sprang aus seinem Sessel auf.
    »Dad, hast du mich erschreckt! Warum, um alles in der Welt, versteckst du dich hier?«
    »Ich habe mich nicht versteckt. Ich warte auf euch«, sagte er und folgte ihr rastlos in die Küche. »Der heutige Tag markiert einen Durchbruch. Wo sind die anderen?«
    Eliza schaute auf die Zettelwand und klärte ihn auf.
    »Egal. Dann zeige ich es den anderen eben später. Dann wirst du die Erste sein, Eliza. Komm mit.«
    Eliza folgte ihm gelassen durch den Korridor, sie war so etwas gewohnt.
    Leo sagte zu ihr gewandt: »Die Idee dazu habe ich aus einem dieser Musikmagazine von Sadie. Oder sind es deine? Faszinierend, muss ich schon sagen. Wie manche Bands heutzutage so heißen – Split Enz, Australian Crawl, Adam and the Ants! Wie kommen die auf so was?«
    Vor Clementines und Maggies Zimmer blieben sie stehen.
    »Wie gesagt, es ist nicht ausschließlich auf meinem Mist gewachsen«, sagte Leo strahlend. »Aber ich wette, diese Rockstars hätten sich niemals träumen lassen, dass es bei so etwas zum Einsatz kommt!« Er machte schwungvoll die Tür auf. »Trara!«
    Die Wände waren vom Boden bis zur Decke mit leeren Eierkartons bedeckt. Zu Hunderten. Graue bucklige Pappe auf den ehemals hellgelben Wänden. Es sah wie in einem

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