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Die Toechter der Familie Faraday

Die Toechter der Familie Faraday

Titel: Die Toechter der Familie Faraday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McInerney
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mit«, sagte Eliza. »Wir waren zu viele. Wir haben Münzen geworfen.«
    »Du kannst ja jetzt zu ihr«, sagte Juliet.
    »Das ist nicht dasselbe.«
    »Liebe Güte, Sadie«, sagte Miranda mit einem Lachen. »Sie konnte wohl kaum auf dich warten.«
    »Sie hat aber gesagt, dass sie mich bei der Geburt dabeihaben wollte.«
    »Das hat sie zu uns allen gesagt. Das Baby hatte aber andere Vorstellungen.«
    »Das hat alles verdorben.«
    »Jetzt hör aber auf, Sadie«, sagte Juliet.
    »Doch. Wir sollten doch alle dabei sein und das Baby auf der Welt willkommen heißen. Und ich war jetzt nicht dabei. Jetzt liegt ein Fluch über ihm.«
    »Die einzige Person, die hier gleich verflucht wird, bist du, wenn du weiter so redest«, keifte Miranda. »Hör endlich auf. Leg diese alberne verdrießliche Miene ab, geh da rein und sieh nach deiner Schwester und deiner Nichte.«
    Juliet stand auf. »Es macht wirklich nichts, dass du im eigentlichen Moment nicht hier warst, Sadie, ehrlich. Ich sag doch, Miranda durfte als Einzige zu ihr, und Clementine war ja reichlich beschäftigt. Sie hätte wohl nicht einmal gemerkt, wenn all ihre Mitschüler dabei gewesen wären.«
    »Jetzt geh schon«, sagte Leo.
    Sadie gehorchte. Fünfzehn Minuten später kam sie wieder aus dem Zimmer. Sie war wie verwandelt, ihr Gesichtsausdruck weich, das Mürrische verschwunden. »Sie ist ja so hübsch.«
    »Das ist sie«, stimmte Leo zu.
    »Und ganz die unsere.«
    »Clementines«, sagte Juliet.
    »Unsere«, sagte Sadie mit Nachdruck.

4
    Der Kinderwagen bewegte sich ein kleines Stückchen nach vorn, ein kleines Stück zurück, dann schoss er plötzlich quer durch die Küche und knallte gegen den Schrank.
    »Das ist wohl noch nicht so ganz ausgereift, Dad«, sagte Clementine.
    »Aber es hat doch vorhin funktioniert. Vielleicht liegt es daran, dass das Gewicht des Babys fehlt. Würdest du …«
    »Nein!«
    »Dann versuch ich’s noch einmal mit den Kürbissen.« Leo wickelte einen großen und einen kleinen Kürbis in eine von Maggies Decken. Als er sie gerade in den Kinderwagen gelegt hatte, flog die Tür auf.
    Es war Miranda. Sie ging augenblicklich zum Kinderwagen. »Hallo, kleine Maggie«, girrte sie. Sie zeigte keine Reaktion beim Anblick der beiden Kürbisse anstelle ihrer sechs Monate alten Nichte. »Und wer ist das niedlichste Baby in ganz Tasmanien? Ja, das bist du. Und wer ist deine Lieblingstante? Braves Mädchen.« Sie richtete sich auf. »Clem, du solltest sie wirklich nicht ständig mit diesen pürierten Möhren füttern. Sie ist ja schon ganz orange.«
    »Jetzt passt auf.« Leo drückte wieder auf den Hebel. Der Kinderwagen schob sich zitternd nach vorn, schaukelte hin und her, dann stand er still.
    »Das ist großartig, Dad. Jetzt ahmst du also die Wirkung von Erdstößen nach.«
    »Dad, es macht mir wirklich nichts aus, den Wagen zu schieben.«
    »Wenn sich der Wagen von allein bewegen würde, hättest du aber die Hände frei und könntest lernen oder etwas anderes tun.«
    »Und das arme Kind wächst in dem Glauben heran, in einem Spukhaus zu leben«, sagte Miranda.
    Eliza kam herein, sah die Kürbisse und runzelte die Stirn.
    »Meine Freundin Lynetta war heute in der Drogerie«, verkündete Miranda.
    »Lynetta, die früher Lyn hieß, bevor sie nach Melbourne ging und zur Glamour-Königin wurde?«, fragte Eliza.
    »Sie war auch früher schon glamourös, nur hatte sie ihr Potential noch nicht voll ausgeschöpft. Sie hat eine Ausbildung zur Flugbegleiterin angefangen.«
    »Ich dachte, sie wollte Filmstar werden.«
    »Wollte sie ja. Aber jetzt wird sie eben Flugbegleiterin«, sagte Miranda. »Und sie meint, ich sollte es auch versuchen. In ein paar Monaten läuft die nächste Bewerbungsrunde.«
    Clementine sah auf, nachdem sie Maggie in den Kinderwagen gelegt hatte. Leo stand mit den beiden Kürbissen im Arm daneben. »Du wirst uns doch noch nicht verlassen, Miranda, oder?«, fragte Clementine.
    Sadie kam in die Küche. »Miranda verlässt uns? Wohin gehst du denn?«
    »Ich gehe nirgendwohin. Noch nicht. Soll ich etwa diese zarten Familienbande zerschneiden? Unsere vollkommene Harmonie zerstören? Wie könnte ich?«
    Maggie fing an zu weinen, ihre kleinen Händchen ragten über den Rand des Kinderwagens heraus.
    »Ist ja gut, Maggie«, rief Miranda über das Gebrüll hinweg. »Ich gehe nirgendwohin, solange du nicht in die Schule gehst. Versprochen.«
    Maggies Weinen wurde zu einem durchdringenden Schreien. Eliza legte sich die Hände auf die Ohren.

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