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Die Toechter der Familie Faraday

Die Toechter der Familie Faraday

Titel: Die Toechter der Familie Faraday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McInerney
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ihnen gegeben?«
    »Spannungen?«
    »Ich habe sie gebeten, sich für eine Szene alle zusammen auf die Couch zu setzen und miteinander zu reden, als wäre die Kamera nicht da. Es war, als hätten vier Fremde vor mir gesessen.«
    »Sie haben sich ja auch eine Weile nicht gesehen.«
    »Aber sie sind doch Schwestern. Ich dachte immer, Schwestern müssten sich vertragen.«
    Bis zu diesem Tag hätte Maggie vehement bestritten, dass ihre Mutter und ihre Tanten sich nicht vertrugen. Aber vielleicht hatte sie sich geirrt. »Es dauert wohl einige Tage, bis sich alle wieder aneinander gewöhnt haben. Vermutlich war das immer schon so, es ist mir nur noch nie aufgefallen.«
    »Finden diese Treffen jedes Jahr statt?«
    »Zweimal pro Jahr.«
    »Zweimal pro Jahr? Seit wann?«
    »Mein ganzes Leben lang«, sagte Maggie.
    Er pfiff leise. »Und da wunderst du dich über Spannungen? Hat sich denn nie jemand geweigert zu kommen?«
    Nur sie selbst, fiel Maggie in dem Moment auf. Und was war daraufhin nicht alles geschehen. »Es hat hin und wieder Diskussionen gegeben«, sagte sie und wog ihre Worte sorgsam ab. »Aber nun sind wir alle hier. Und zwar deinetwegen, was dir hoffentlich bewusst ist.«
    »Oh, das ist es. Obwohl nicht alle davon begeistert sind.«
    »Nicht?«
    »Ich habe gehört, wie Eliza zu Clementine gesagt hat, dass ihr Kommen gar nicht nötig war, denn – oh, mir wird gerade bewusst, dass ich dir das nicht erzählen kann. Das war viel zu schmeichelhaft für mich.«
    »Jetzt musst du es mir erst recht erzählen.«
    »Na schön, aber ich gebe nur wieder, was ich gehört habe. Eliza hat zu Clementine gesagt, dass Leo sie ihrer Meinung nach alle unter falschem Vorwand nach Donegal gelockt hätte, denn es wäre doch offensichtlich, dass wir beide füreinander geschaffen wären und dass ich – wie hat sie es auch noch formuliert? -, dass ich ein ›wahrer Glücksgriff‹ wäre.«
    »Nein!«
    Gabriel nickte. »Es kommt noch besser. Dann hat sie gesagt: ›Maggie ist verrückt nach ihm, das ist ja wohl nicht zu übersehen. So habe ich sie mit Angus niemals erlebt.‹«
    Maggie errötete. »Das hat sie nicht gesagt.«
    »Und ob. Und Clementine hat sie darin noch bestärkt. Und dann haben beide ein paar Gemeinheiten über Angus losgelassen, die ich auch recht interessant fand, jedoch bei Weitem nicht so interessant wie ihre Kommentare über mich.«
    »Das erfindest du doch bloß.« Sie fühlte sich ausgesprochen unwohl.
    »Ganz bestimmt nicht, das schwöre ich. Glückwunsch, Maggie. Ich habe bisher angenommen, ich würde als dein dich liebender Verlobter eine hervorragende schauspielerische Leistung abliefern, aber du bist mir offensichtlich um Klassen voraus.«
    »Schauspielerische Leistung?« Sie fing sich schnell. »O ja, danke. Aber du bist auch wirklich hervorragend. Bis auf den Satz, dass du in meiner Gegenwart verunsichert bist.«
    »Aber es stimmt. Bei deinem Anblick fangen meine Hände an zu zittern und mein Herz schlägt schneller.«
    »Das liegt sicher am Jetlag.«
    Hinter ihnen knirschte der Kies, und es roch nach Rauch. Miranda kam zu ihnen. Gabriel sprach lauter. »Bitte, Maggie, hab doch Erbarmen mit einem schwer arbeitenden Mann und lass mich heute Nachmittag in Ruhe.«
    Miranda lehnte sich an die Mauer und zog eine Augenbraue hoch. »Glaub mir, Maggie, dieser junge Mann hier macht König Silberzunge alle Ehre.«
    »Silberhaar, Silberzunge«, sagte Gabriel.
    »Die Haarfarbe ist doch hoffentlich echt, oder?«
    »Einhundert Prozent«, sagte Gabriel.
    »Dann bin ich beruhigt.« Miranda wartete einen Moment, dann lächelte sie beide an. »Wir wären dann wieder so weit, Mr. Scorsese.«

    Maggie wollte gerade weiterlesen, als Leo in ihr Zimmer kam. Der Privatdetektiv hatte angerufen. Er hatte seinen Bericht abgeschlossen.
    »Und?«
    Leo senkte die Stimme. »Ich konnte nicht nach Einzelheiten fragen. Die Mädchen waren in der Nähe. Aber ich habe ihn gebeten, mir seinen Bericht per Kurier zu schicken. Auf schnellstem Weg.«
    »Ja und, ist sie es?«
    »Er ist sich zu neunzig Prozent sicher. Er hat ein aktuelles Foto, zusätzliche Informationen und ihre Privatanschrift. Aber das letzte Wort, sagt er, liegt bei mir. Bei uns.«
    Das gab Maggie den nötigen Antrieb, in Tessas Tagebüchern weiterzulesen. Die erste Hälfte war schon geschafft. Maggie hatte Tessas Schilderungen aus ihrer Zeit als junge Frau in London gelesen, bevor sie Leo begegnet war. In dem Tagebuch, das sie gerade las, waren Tessa und Leo bereits verheiratet,

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