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Die Toechter der Familie Faraday

Die Toechter der Familie Faraday

Titel: Die Toechter der Familie Faraday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McInerney
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überrascht, als dann zehn Minuten später Juliet erschien. Sie klopfte sanft an die Tür. »Maggie, bist du wach? In Plauderstimmung?«
    »Absolut.«
    Juliet setzte sich neben Maggies Bett, strich die Laken glatt und steckte sie dann fest, so wie sie es früher immer getan hatte. »Ich wollte nur sichergehen, dass es dir gut geht. Du musstest in den letzten Tagen ja eine Menge verarbeiten. Aber ich bin froh, dass du hier bist, und ich bin froh, dass ich Gabriel kennengelernt habe.«
    »Ich bin auch froh, dass ich hier bin.«
    Juliet strich wieder über das Laken. »Maggie, es gibt da ein paar Dinge, die ich dir sagen wollte, unter vier Augen.« Sie machte eine Pause. »Über die Ehe. Über Beziehungen. Ich habe dich und Gabriel beobachtet und ihr versteht euch offensichtlich ganz toll, was wunderbar ist, aber hast du auch wirklich das Gefühl, dass du deine Eigenständigkeit behaupten kannst? Dass deine Meinung wichtig ist? Dass du dir sicher bist?«
    »Nun, ich denke schon, aber wir stehen ja auch noch am Anfang.«
    »Aber ihr seid verlobt, also musst du ihn lieben. Und offenkundig tust du das, und er liebt dich offenkundig ja auch …«
    »Wirklich?«
    Juliet lachte leise. »Tu doch nicht so überrascht. Hätte er dir sonst einen Antrag gemacht? Er hat dir doch einen Antrag gemacht, oder? Oder hast du ihm einen gemacht?«
    »Es war so eine Art gegenseitiges Übereinkommen«, sagte sie. Maggie lag auf der Zunge zu sagen: »Ehrlich gesagt hat Leo uns beiden den Antrag gemacht.«
    »Habt ihr schon über Kinder gesprochen, Maggie?«
    Sie war verblüfft. »Dafür ist es doch wirklich noch ein bisschen zu früh, findest du nicht?«
    »Nein, ist es nicht. Ist es nie. Du bist schon sechsundzwanzig, und ab fünfundzwanzig nimmt die Fruchtbarkeit einer Frau mit jedem Jahr ab. Du musst umgehend herausfinden, ob es Komplikationen geben könnte.« Eine weitere Pause. »Du weißt, dass Myles und ich nicht freiwillig kinderlos sind, oder?«
    Maggie nickte. Sie hatte Juliet niemals direkt gefragt, aber das mit den In-vitro-Behandlungen war ihr zu Ohren gekommen.
    »Wir haben zu lange gewartet, Maggie. Wenn wir es früher versucht hätten, hätten sich die Probleme vielleicht noch beseitigen lassen. Dann hättest du Cousinen und Vettern, vielleicht sogar sehr viele.«
    »Du wolltest viele Kinder?«
    Zu Maggies Entsetzen füllten sich Juliets Augen mit Tränen. »So viele wie möglich. Und ich habe nicht einmal eins.«
    Maggie nahm ihre Tante in die Arme, sie war schockiert und traurig zugleich. Sie hätte sich niemals träumen lassen, dass Juliet deswegen immer noch so verzweifelt war. Nach all den Jahren musste sie sich doch damit abgefunden haben. Sie hatte ein tolles Leben mit Myles, ihr Geschäft lief gut, sie waren ständig auf Reisen … Maggie sagte all das, versuchte, Juliet zu trösten, doch ihre Tante riss sich los.
    »Das hat mir nie etwas bedeutet. Es hat Myles etwas bedeutet, nicht mir, aber ich habe das trotzdem alles mitgemacht. Ich war so dumm, ich war so idiotisch, ihm die Entscheidungen zu überlassen, und was habe ich jetzt? Nichts. Eine perfekt eingerichtete Küche und ein leeres Leben. Ich möchte nicht, dass es dir so ergeht. Ich könnte es nicht ertragen, wenn du auch so etwas durchmachen müsstest.«
    »Aber Juliet, Miranda hat keine Kinder, und Eliza auch nicht. Es muss doch nicht alles …«
    »Ihnen bedeutet es vielleicht nicht viel, mir aber wohl.« Sie richtete sich auf. »Ich wollte dir nur einen Rat geben. Wenn du Kinder haben möchtest, Maggie, dann warte nicht. Männer verstehen nicht, was das für eine Frau bedeutet. Sie sehen das unter intellektuellen oder finanziellen Aspekten, aber damit hat das für eine Frau doch gar nichts zu tun. Es geht allein um Gefühle, aber Männer denken einfach nicht so.«
    »Aber Myles …«
    »Nun, in ein paar Tagen erfahrt ihr es ja sowieso alle. Maggie, ich verlasse Myles. Wir werden uns trennen.«
    »Ihr werdet – was?«
    Juliet erzählte ihr von der Nachricht, die in Manchester auf Myles wartete.
    »Aber warum hast du zu niemandem etwas gesagt?«
    »Hier herrscht doch schon so genug Aufregung.«
    Maggie wusste nicht, was sie sagen sollte. »Es tut mir leid, Juliet. Ich mochte Myles sehr.«
    »Ich habe keine Wahl, Maggie. Ich kann nicht vergeben, und ich kann nicht vergessen, was also bleibt mir? Aber mach bitte nicht denselben Fehler wie ich.« Juliet stand abrupt auf und ging aus dem Zimmer.
    Maggie hatte danach lange in ihrem Bett gesessen und gegrübelt.

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