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Die Toechter der Familie Faraday

Die Toechter der Familie Faraday

Titel: Die Toechter der Familie Faraday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McInerney
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ist? Juliet will alle bemuttern? Eliza sitzt auf ihrem hohen Ross?«
    Maggie brauchte nichts zu entgegnen.
    »Und Clementine?«, fuhr Sadie fort. »Würde sie mir jemals vergeben können? Ich glaube nicht, und ich könnte es ihr nicht einmal verübeln. Es ist, als wäre jeder von uns eine Rolle zugewiesen worden und als hätte ich den kürzesten Strohhalm gezogen. In dem Moment wäre vollkommen unerheblich, was ich seither aus meinem Leben gemacht, was ich erreicht habe, dass ich Larry habe und ein erfolgreiches Unternehmen und Maudie und bald ein Enkelkind …«
    »Ein Enkelkind ? Du wirst Großmutter?«
    Sadie nickte, ein schönes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. »Maudie ist im siebten Monat. Sie ist noch jung, sie ist erst neunzehn, aber sie hat einen großartigen Freund. Larry und ich sind sehr glücklich.«
    Maggie hatte so viele Fragen. »Wie hast du Larry kennengelernt? Was hat dich hierherverschlagen?« Sie lachte. »Was hast du in den letzten zwanzig Jahren gemacht?«
    Sadie berichtete Maggie die Fakten. Beschrieb ihr die Zeit, nachdem sie Hobart verlassen hatte. Wie sie Larry begegnet war, sie ihr Geschäft gegründet, geheiratet und Maudie bekommen hatten, und nach Irland gekommen waren. Sie erzählte Maggie von ihren erfundenen Geschichten, ihrer angeblichen Herkunft, und nannte ihr den Grund, warum Maggie weder Larry noch Maudie je kennenlernen würde.
    Maggie lauschte jedem Wort. Sah sich an Sadies Stelle. Sadie sprach immer wieder von ihrer »Flucht«. Doch Maggie fand, dass Sadie sehr mutig gewesen war. Das sagte sie ihr.
    »Mutig bin ich mir überhaupt nicht vorgekommen, eher verzweifelt und verängstigt. Mein Leben war ein einziges Chaos. Und ich weiß, wenn ich Leo wiedersehen würde – sie alle wiedersehen würde -, würde ich mich auf der Stelle in die alte Sadie zurückverwandeln. Und ich war nicht gerne die alte Sadie. Und ich möchte sie auch nie wieder sein.«
    Das verstand Maggie. Besser, als Sadie ahnte. Bemühte sich Maggie nicht selbst, das zu sein, was ihre Tanten in ihr sahen?
    »Ich hätte dir niemals etwas angetan«, sagte Sadie wieder.
    »Die anderen haben geglaubt, du wärst in Gefahr, aber das warst du niemals.«
    »Ich wünschte, ich könnte mich besser daran erinnern.«
    »Du kannst dich an gar nichts erinnern?«
    »An sehr vieles nicht. Wenn ich an meine Kindheit denke, dann sehe ich überall Frauen, und Leo mittendrin.« Sie lächelte wieder. »Ich habe noch immer dein Sammelbuch.«
    »Wirklich?«
    »Natürlich.«
    »Ich dachte, Clementine hätte es weggeworfen.«
    »Das hätte sie vielleicht gerne getan, aber sie hat es nicht.
    Ich finde es immer noch toll. Hast du auch eines für Maudie gemacht?«
    »Nein, für sie habe ich etwas anderes gemacht.«
    »Kann ich sie nicht doch kennenlernen, Sadie? Und Larry?«
    Sadie zögerte nicht. »Es tut mir leid, Maggie, das geht nicht. Du gehörst zu einem Teil meines Lebens, sie zu einem anderen. Ich kann die beiden Teile nicht zusammenbringen. Ich wage es nicht, weil ich sonst womöglich meine Familie verliere. Und das könnte ich nicht ertragen.«
    »Möchtest du die anderen denn nicht sehen? Nicht einmal Leo?«
    »Ich kann nicht, Maggie, ich kann einfach nicht.«
    »Er liebt dich wirklich und vermisst dich. Das weiß ich genau. Er ist wie besessen, seit er das Foto entdeckt hat. Er hat erhebliche Anstrengungen unternommen. Wenn er dich nur sehen könnte – mit dir sprechen könnte. Damit er weiß, dass es dir gut geht.«
    »Er weiß, dass es mir gut geht. Deshalb habe ich dir doch jedes Jahr eine Karte geschickt.«
    »Nur für eine Minute, Sadie. Damit er es mit eigenen Augen sehen kann. Oder wenn du nur mit ihm telefonieren würdest.«
    Sadie schüttelte den Kopf.
    Maggie musste es noch einmal versuchen, um Leos willen. »Sadie, warum nicht? Es würde ihm so viel bedeuten …«
    »Warum nicht?« All das Leid, die Schmerzen und die Verletzlichkeit waren Sadie plötzlich wieder ins Gesicht geschrieben. »Weil ich zu viel Angst habe, Maggie. Weil ich weiß, wie brüchig das Leben und wie flüchtig das Glück ist. Mein Leben hätte anders verlaufen können, aber ich bin Larry begegnet, wir haben Maudie bekommen, und Stück für Stück habe ich mir ein neues Leben aufgebaut. Und wenn ich Leo da hereinlasse, bekommt es einen Riss, einen Sprung, und damit setze ich alles aufs Spiel. Was, wenn dieses eine Gespräch ihm nicht reicht? Oder mir? Wenn ich ihn wiedersehen will? Wenn ich will, dass er Larry und Maudie kennenlernt? Wenn ich

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