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Die Toechter der Kaelte

Die Toechter der Kaelte

Titel: Die Toechter der Kaelte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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obwohl Samstag und Sonntag so schnell verstrichen, waren sie unschätzbar. Da konnte Patrik Maja am Morgen nehmen, und außerdem pumpte sie die Milch ab, so daß er dem Kind nachts zu trinken geben konnte. Auf diese Weise bekam sie eine ganze Nacht ihren gesegneten Schlaf, allerdings war der Preis, daß sie mit zwei schmerzenden, suppenden Kanonenkugeln aufwachte, doch das war die Sache wert. Nie hätte sie sich vorstellen können, daß sie es als derart himmlisch empfinden würde, eine ganze Nacht durchzuschlafen.
    Doch dieses Wochenende hatte sich anders gestaltet. Patrik war am Samstag ein paar Stunden ins Büro gefahren, und er war still und verschlossen. Obwohl sie verstand, weshalb, ärgerte es sie, daß er sich Maja und ihr nicht ganz widmen konnte, ein Gefühl, das ihr andererseits ein schlechtes Gewissen bereitete. Wenn Patriks Grübeln dazu führte, daß Charlotte und Niclas erfuhren, wer ihre Tochter ermordet hatte, sollte Erica doch wohl großzügig sein und Nachsicht üben. Aber Logik und rationale Gefühle schienen gegenwärtig nicht ihre starke Seite zu sein.
    Sonntag nachmittag brach die Wolkendecke auf, die in der Woche über Fjällbacka gehangen hatte, und sie machten einen langen Spaziergang durch den Ort. Erica konnte nicht anders, als sich zu wundern, in welchem Grad die Sonne die Umgebung veränderte. Bei Sturm und Regen war Fjällbacka so karg, so unversöhnlich und grau, aber jetzt glitzerte der Ort, der an den Berg gepreßt da lag. Keine Spur war mehr von den Wellenkämmen zu sehen, die sich heftig gegen die Landebrücke geworfen und auf dem Ingrid-Bergman-Platz eine vorübergehende Überschwemmung verursacht hatten. Jetzt ließ sich die klare Luft gut atmen, und das Wasser lag ruhig und glatt, als wäre es nie anders gewesen.
    Patrik schob den Kinderwagen vor sich her. Maja war ausnahmsweise einmal einverstanden gewesen, darin einzuschlafen.
    »Wie geht es dir eigentlich?« fragte Erica, und Patrik zuckte zusammen, als wäre er tief in Gedanken.
    »Das sollte wohl lieber ich dich fragen«, erwiderte Patrik schuldbewußt. »Du hast schon Probleme genug, um dir auch noch wegen mir Sorgen zu machen.«
    Erica hakte sich bei ihm unter und lehnte den Kopf an seine Schulter. »Wir machen uns Sorgen umeinander, okay? Und um zuerst auf deine Frage zu antworten, so ist es schon besser gewesen, das muß ich zugeben, aber es war auch schon schlechter. Also antworte jetzt auf meine Frage.«
    Ihr war Patriks Gemütszustand nicht unbekannt. Bei dem letzten Mordfall, für den er die Verantwortung hatte, war es ähnlich gewesen, und jetzt war außerdem ein Kind ermordet worden. Obendrein die Tochter einer ihrer Freundinnen.
    »Ich weiß nur nicht, wie wir weiter verfahren sollen. Und dieses Gefühl hatte ich bei dieser Ermittlung von Anfang an. Ich bin gestern, als ich ins Büro fuhr, alles wieder und wieder durchgegangen, aber das hat mich auf keine neue Idee gebracht.«
    »Hat wirklich niemand was gesehen?«
    Er seufzte. »Nein, nicht mehr, als daß sie das Haus verlassen hat. Danach verliert sich ihre Spur. Es ist, als hätte sie sich in Luft aufgelöst und wäre dann erst wieder im Meer aufgetaucht.« \
     
    »Ich habe vorhin versucht, Charlotte anzurufen, und Lilian ging an den Apparat«, sagte Erica vorsichtig. »Sie klang ungewöhnlich kurz angebunden, selbst für ihre Verhältnisse, ist da was, was ich wissen sollte?«
    Patrik zögerte, aber entschloß sich dann: »Wir haben am Freitag eine Hausdurchsuchung bei der Familie vorgenommen. Lilian war darüber ein wenig erbost …«
    Erica hob die Brauen. »Ja, das kann ich mir denken. Aber warum habt ihr das gemacht? Ich meine, es muß doch ein Außenstehender gewesen sein, der das getan hat?«
    Patrik zuckte die Schultern. »Ja, wahrscheinlich. Aber wir können nicht einfach davon ausgehen. Wir müssen alles berücksichtigen.« Es irritierte ihn allmählich, daß alle in Frage stellten, wie er seine Arbeit tat. Er konnte die Familie nicht draußen lassen, nur weil es unangenehm war. Es war genauso wichtig, sie unter die Lupe zu nehmen, wie es wichtig war, alles zu kontrollieren, was auf einen externen Täter hindeutete. Ohne Spuren, die in eine bestimmte Richtung wiesen, waren alle Richtungen gleich wichtig.
    Erica hörte seine Irritation und tätschelte ihm den Arm, um zu zeigen, daß sie es nicht böse meinte. Sie fühlte, wie seine Anspannung nachließ.
    »Müssen wir was einkaufen?« Sie gingen an der alten Medizinischen Zentrale vorbei, die jetzt

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