Die Toechter der Kaelte
tun. Wir haben Informationen, die Sie mit Kinderpornographie in Verbindung bringen.«
Kaj erstarrte. Jetzt glaubte Patrik nicht mehr, daß er anfangs gespielt hatte. Eine solche Möglichkeit hatte Kaj sich ganz offensichtlich nicht vorgestellt. Stotternd versuchte er, sich wieder zu fassen.
»Was, was in … was sagst du da, Mensch?« Aber der Ausruf klang kraftlos, und der Schock hatte ihn förmlich in sich zusammensacken lassen.
»Wie gesagt, wir haben einen Hausdurchsuchungsbefehl, und wenn Sie so freundlich wären, uns zu einem der Wagen zu begleiten, dann gedenken wir, das Gespräch in Ruhe auf dem Revier fortzuführen.«
Der Gallegeschmack im Mund ließ Patrik unaufhörlich schlucken. Am liebsten würde er sich auf Kaj stürzen und ihn schütteln, ihn fragen, wie und warum, was es war, das ihn zu Kindern, Jungen, trieb, was er in einer Beziehung zu Erwachsenen nicht bekam. Aber diese Fragen würde er noch früh genug stellen. Das Wichtigste war jetzt, die Beweise zu sichern.
Kaj schien völlig gelähmt. Ohne zu antworten und ohne eine Jacke mitzunehmen, folgte er ihnen die Treppe hinunter und setzte sich gefügig auf den Rücksitz eines der Autos.
Patrik wandte sich an die Kollegen aus Uddevalla. »Wir nehmen ihn mit und fangen mit der Vernehmung an. Ihr macht hier, was zu tun ist, und ruft an, wenn ihr was findet, das uns von Nutzen sein könnte. Ich weiß, daß ich es nicht zu betonen brauche, aber ich sage es trotzdem: Nehmt alle Computer mit und vergeßt nicht, daß der Befehl auch für das kleine Haus auf dem Grundstück gilt. Dort gibt es, wie ich weiß, mindestens einen Computer.«
Die Kollegen nickten und gingen mit entschlossener Miene ins Haus.
Auf dem Weg nach Hause war Lilian langsam und genüßlich an den Streifenwagen vorbeigegangen. Es schien, als würden ihre Träume in Erfüllung gehen. Polizisten und Funkwagen in vollem Einsatz vor dem Haus des Nachbarn, und obendrein Kaj, der mit hängendem Kopf in einem der Autos verschwand. Ein Gefühl der Freude stieg in ihr auf. Nach all dem jahrelangen Ärger mit ihm und seiner Familie hatte ihn sein Schicksal endlich ereilt. Sie persönlich war wirklich nie anders als korrekt aufgetreten. War es denn ihre Schuld, daß sie wollte, alles sollte geordnet und richtig zugehen? War es ihre Schuld, daß er Dinge tat, die vom guten Nachbarschaftsgeist abwichen und auf die sie reagieren mußte? Und dann hatten die Leute die Stirn, zu sagen, sie sei streitsüchtig. Ja, sie war sich sehr wohl bewußt, was im Ort geredet wurde. Aber sie lehnte alle Verantwortung für die Streitigkeiten zwischen ihnen ab. Hätte er sie nicht ständig belästigt und sich nicht alles mögliche einfallen lassen, dann hätte sie auch keinen Grund zum Streit gehabt. Normalerweise gab es schließlich niemanden, der so sanft und lieb im Umgang war wie sie selbst. Und sie hatte, weiß Gott, kein schlechtes Gewissen wegen ihres Hinweises an die Polizei, den merkwürdigen Sohn dieser Leute betreffend. Man wußte schließlich, daß solche Typen, die nicht ganz richtig im Kopf waren, früher oder später Probleme machten, und auch wenn sie Morgans heimliches Ins-Fenster-Linsen vor der Polizei ein wenig übertrieben hatte, war das doch nur, um künftigen Problemen vorzubeugen. Solche Typen konnten ja wer weiß was anstellen, wenn man sie gewähren ließ, und daß sie einen übertrieben starken Sexualtrieb hatten, wußte schließlich jeder.
Aber jetzt würden die Leute sehen, wie die Lage eigentlich war. Nicht vor ihrem Haus hatte sich ein Schwarm Polizisten versammelt. Sie blieb vor ihrer Tür stehen und betrachtete das Schauspiel mit verschränkten Armen und schadenfrohem Lächeln.
Als der Streifenwagen mit Kaj abgefahren war, ging sie nur unwillig zu sich hinein. Sie überlegte einen Moment, ob sie nicht hinübergehen und als besorgte Mitbürgerin nachfragen sollte, was denn los sei, aber die Beamten waren im Haus verschwunden, bevor sie zu Ende gedacht hatte, und sie wollte nicht so erpicht wirken.
Während sie die Schuhe auszog und ihre Jacke aufhängte, fragte sie sich, ob Monica wohl wußte, was hier stattfand. Vielleicht sollte sie ein kleines Telefongespräch mit der Bibliothek führen und Kajs Frau informieren, natürlich nur als gute Nachbarin. Aber Stigs Stimme aus dem Obergeschoß brachte sie davon ab, noch bevor sie zu einem Entschluß gekommen war.
»Lilian, bist du es?«
Sie stieg die Treppe hinauf. Er klang heute sehr schwach. »Ja, Liebling, ich bin es.«
»Wo
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