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Die Toechter der Kaelte

Die Toechter der Kaelte

Titel: Die Toechter der Kaelte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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solltest mir verzeihen. Das war dumm von mir. Kannst du mir verzeihen, Liebling?«
    »Natürlich«, erwiderte Lilian großmütig. »Und jetzt, finde ich, solltest du dich ausruhen. Ich gehe ein bißchen Tee machen und bring dir dann eine Tasse, vielleicht kannst du dann ein Stündchen schlafen.«
    »Womit habe ich dich nur verdient?« sagte Stig und lächelte seiner Frau zu.
     
    Es fiel ihm nicht leicht, sich auf die Arbeit zu konzentrieren. Nicht, daß er diesen Teil seines Lebens je an erste Stelle gesetzt hätte, aber sonst pflegte er ja zumindest etwas zuwege zu bringen. Und die von Ernst verursachte Situation hätte eigentlich den größten Teil seiner Gedanken in Anspruch nehmen müssen. Aber seit Samstag war nichts mehr wie zuvor. Daheim in seiner Wohnung saß der Junge und spielte Videospiele. Die neuen, die er ihm gestern gekauft hatte. Er, der sein Portemonnaie stets fest zugehalten hatte, verspürte plötzlich den unwiderstehlichen Drang, etwas zu schenken. Und Videospiele standen offenbar ganz oben auf der Liste, also wurden es Videospiele. Eine X-Box und drei Spiele waren das Ergebnis, und auch wenn ihn der Preis zurückzucken ließ, hatte er nicht gezögert.
    Denn der Junge war schließlich seiner. Simon, sein Sohn. Hatte er zuvor noch Zweifel gehabt, so wurden sie sofort ausgeräumt, als er ihn aus dem Zug steigen sah. Es war, als erblicke er sich selbst in jungen Jahren. Derselbe nett gerundete Körperbau, dieselben kraftvollen Gesichtszüge. Die Gefühle, die dieser Anblick in ihm hervorrief, hatten ihn überrascht. Mellberg war noch immer geschockt, daß er zu einer solchen Gefühlstiefe fähig war. Wo er doch stets seine Ehre dareingesetzt hatte, niemanden zu brauchen. Außer vielleicht seiner Mutter.
    Sie hatte immer betont, welche Schande es sei, daß so großartige Gene wie die seinen nicht weitergegeben wurden. Und damit hatte sie zweifellos einen Punkt eingeheimst. Das war einer der Hauptgründe dafür, daß er wünschte, seine Mutter hätte den Sohn kennengelernt. Weil er ihr zeigen wollte, wie recht sie gehabt hatte. Es genügte, einen Blick auf den Jungen zu werfen, um zu sehen, daß er viele Eigenschaften seines Vaters geerbt hatte. Der Apfel fiel wahrhaftig nicht weit vom Stamm. Und was die Mutter des Jungen in dem Brief an ihn geschrieben hatte, daß der Sohn faul, unmotiviert und aufsässig sei, in der Schule nur miserable Leistungen bringe, ja, das sagte vermutlich mehr über ihre Fähigkeiten, ihn zu erziehen, als über den Jungen selbst. Durfte der Bursche nur erst etwas länger mit seinem Vater, einem männlichen Vorbild, Zusammensein, so war es ganz sicher nur eine Frage der Zeit, bis er zu einem vernünftigen Kerl wurde.
    Zwar fand auch Mellberg, daß Simon zumindest hätte danke sagen können, als er die Videospiele bekam, aber der Ärmste war wohl so geschockt, weil ihm jemand etwas schenkte, daß er nicht wußte, was er sagen sollte. Ein Glück, daß er selbst so gute Menschenkenntnis besaß. Es wäre nicht produktiv, wenn man in dieser Phase etwas erzwingen wollte, soviel wußte er über Kindererziehung. Zwar hatte er keine praktische Erfahrung auf diesem Gebiet, das mußte er zugeben, aber wie schwer konnte das schon sein? Man mußte wohl nur seinen gesunden Menschenverstand einsetzen. Die Leute behaupteten ja immer, daß die Pubertät schwierig sei, aber seiner Meinung nach kam es nur darauf an, den richtigen Ton zu treffen. Und wenn es jemanden gab, der mit allen und jedem auf die richtige Weise reden konnte, dann war er das. Also würde es keinerlei Probleme geben.
    Stimmen auf dem Korridor teilten ihm mit, daß Patrik und Martin zurück waren. Hoffentlich mit diesem Pädophilen-Schwein im Schlepptau. An dieser Vernehmung gedachte er ausnahmsweise mal teilzunehmen. Bei solchen Kerlen sah er sich gezwungen, hart durchzugreifen.
     
    Fjällbacka 1928
     
    Es begann wie ein ganz normaler Tag. Die Jungen waren schon am Vormittag ins Nachbarhaus hinübergerannt, und sie hatte das Glück gehabt, daß die beiden bis zum Abend dort verblieben. Dieses Weib hatte sich sogar ihrer erbarmt und ihnen zu essen gegeben, also brauchte sie sich nicht hinzustellen und etwas zuzubereiten, selbst wenn das meist nur hieß, daß sie ein paar Brote schmierte. Das hatte ihre Stimmung so gehoben, daß sie sich herabgelassen hatte, den Fußboden zu wischen. Als jetzt der Abend herannahte, war sie überzeugt, ein kleines wohlverdientes Lob von ihrem Mann zu ernten. Auch wenn seine Meinung sie nicht

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