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Die Toechter der Kaelte

Die Toechter der Kaelte

Titel: Die Toechter der Kaelte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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auf dem Schiff mit ihrer Verkleidung täuschen, doch ging sie erst in Göteborg von Bord, würde keiner mehr wissen, wie die Uberfahrt verlaufen war.
    Sie fühlte etwas Weiches an ihrer Hand. Agnes schaute nach unten und sah ein kleines Mädchen im weißen Volantkleid, das zu ihr aufsah. Über ihre Wangen rollten Tränen. Um sie herum wogte die vielköpfige Volksmenge, ohne das kleine Mädchen zu bemerken, das ihre Eltern verloren haben mußte.
    »Where is your mummy?« sagte Agnes in der Sprache, die sie jetzt nahezu perfekt beherrschte.
    Das Mädchen weinte nur noch heftiger, und Agnes erinnerte sich vage, daß Kinder in diesem zarten Alter wohl noch nicht sprechen konnten. Das Mädchen schien gerade erst laufen gelernt zu haben und sah aus, als würde es jeden Augenblick unter die sie umringenden trampelnden Füße geraten.
    Agnes nahm das Mädchen bei der Hand und sah sich um. Niemand schien zu dem Kind zu gehören. Uberall, wohin sie sah, gab es nur derbe Arbeiterkleider, und das Kind sah entschieden so aus, als gehöre es einer ganz anderen Gesellschaftsschicht an. Agnes stand gerade im Begriff, sich wieder an das Kind zu wenden, als ihr ein Gedanke kam. Es war ein kühner, unglaublich kühner Gedanke, doch er war genial. Würde nicht ihre Geschichte vom reichen Ehemann, der gestorben war, was sie zum zweiten Mal zur Witwe gemacht hatte, weitere Glaubwürdigkeit erlangen, wenn sie ein kleines Kind mitbrachte? Und wenn sie sich auch erinnerte, wie beschwerlich es mit den Jungen gewesen war, so würde es mit einem kleinen Mädchen doch ganz anders werden. Sie war ja wirklich zuckersüß, die Kleine. Man könnte sie in hübsche Kleidchen stecken, und diese reizenden Locken waren wie gemacht, um Schleifen hineinzubinden. Ein richtiger kleiner »darling«. Der Gedanke sagte Agnes immer mehr zu. Sie nahm beide Koffer in eine Hand, griff das Mädchen mit der anderen und schritt entschieden auf das Schiff zu. Niemand reagierte, als sie an Bord ging, und sie widerstand ihrer Lust, sich umzusehen. Der Trick war, das Kind ganz selbstverständlich als das Ihre zu behandeln. Vor lauter Verblüffung hatte das Kind auch aufgehört zu weinen und war willig mitgegangen. Agnes sah darin ein Zeichen, daß sie richtig handelte. Die Eltern waren sicher nicht lieb zu der Kleinen, da sie einer fremden Frau so leicht folgte. Wenn Agnes erst etwas Zeit gehabt hatte, würde sie dem Mädchen alles geben können, worauf es zeigte, und sie wußte, daß sie eine hervorragende Mutter sein würde. Die Jungen waren so beschwerlich gewesen. Dieses Mädchen hier war anders. Das fühlte sie. Alles würde anders werden.
     
    Niclas kam sofort nach ihrem Anruf nach Hause. Weil sie nicht hatte sagen wollen, worum es ging, stürmte er völlig außer Atem durch die Haustür herein. Er sah Lilian mit einem Tablett die Treppe herunterkommen, sie wirkte verblüfft.
    »Warum bist du schon daheim?«
    »Charlotte rief an. Du weißt nicht, worum es geht?«
    »Nein, sie erzählt mir ja nie etwas«, sagte Lilian schroff. Dann lächelte sie ihm einschmeichelnd zu. »Ich habe gerade frische Brötchen gekauft, die Tüte liegt draußen in der Küche!«
    Er ignorierte sie und sprang die Treppe zum Souterrain mit zwei Sätzen hinunter. Es würde ihn nicht wundern, wenn Lilian jetzt das Ohr an die Tür preßte, um zu hören, worüber sie sprachen.
    »Charlotte?«
    »Ich bin hier, wechsle Albin gerade die Windeln.«
    Er ging zum Bad, wo sie mit dem Rücken zu ihm am Wickeltisch stand. Schon an ihrer Haltung sah er, daß sie wütend war, und er fragte sich, was es wohl war, das sie jetzt erfahren hatte.
    »Was ist denn so wichtig, ich hatte nämlich ein paar Patiententermine.« Angriff war die beste Verteidigung.
    »Martin Molin hat angerufen.«
    Er suchte in seinem Kopf nach dem Namen.
    »Der Polizist aus Tanumshede«, erklärte sie, und jetzt erinnerte er sich. Der junge, sommersprossige Bursche.
    »Was wollte er denn?« fragte er gespannt.
    Charlotte, die jetzt mit dem Windeln fertig war und Albin angezogen hatte, drehte sich mit dem Sohn im Arm zu Niclas um.
    »Sie haben dort erfahren, daß jemand Sara bedroht hat. Am Tag bevor sie starb.« Ihre Stimme war eiskalt, und Niclas wartete gespannt auf die Fortsetzung.
    »Jaa?«
    »Der Mann, der sie bedroht hatte, wurde als eine ältere Person mit grauem Haar und schwarzer Kleidung beschrieben. Er beschimpfte sie als >Otterngezücht<. Klingt das irgendwie bekannt?«
    Wut packte ihn im Bruchteil einer Sekunde. »Da soll

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