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Die Toechter der Kaelte

Die Toechter der Kaelte

Titel: Die Toechter der Kaelte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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doch der Teufel …«, rief er und rannte die Treppe hinauf. Als er die Tür zum Parterre aufriß, hätte er fast Lilian umgestoßen. Er hatte richtig geraten. Die Alte stand da und lauschte. Aber es lohnte sich nicht, sich jetzt darüber aufzuregen. Er fuhr mit den Füßen in die Schuhe, band sie gar nicht erst zu, griff sich die Jacke und rannte zum Auto. Zehn Minuten später hielt er mit quietschenden Reifen vor seinem Elternhaus, nachdem er mit viel zu hoher Geschwindigkeit durch den Ort gerast war. Das Haus lag auf dem Berg, direkt oberhalb des Minigolfplatzes, und sah genauso aus wie in seiner Kindheit. Er stieß die Autotür auf und kümmerte sich nicht einmal darum, sie wieder zu schließen, sondern stürmte zur Haustür. Eine Sekunde lang hielt er inne, dann holte er tief Luft und hämmerte an die Tür. Niclas hoffte, daß der Vater zu Hause war. So wenig christlich er auch selbst war, so gehörte es sich schließlich nicht, das, was er zu tun beabsichtigte, in einer Kirche zu tun.
    »Wer ist da?« Die harte, wohlbekannte Stimme war aus dem Haus zu hören. Niclas griff nach der Klinke. Wie gewöhnlich war die Tür nicht abgeschlossen. Ohne zu zögern ging er hinein und rief ins Haus: »Wo bist du, du verdammter, feiger Alter?«
    »Was ist denn um Himmels willen los?« Seine Mutter kam aus der Küche in den Flur, in der Hand einen Teller und ein Küchentuch. Danach sah er die straffe Gestalt seines Vaters aus dem Wohnzimmer kommen.
    »Frage den da.« Niclas wies mit zitterndem Finger auf seinen Vater, den er, seit er siebzehn war, nur noch aus der Ferne gesehen hatte.
    »Ich verstehe nicht, wovon er redet«, sagte der Vater und weigerte sich, den Sohn direkt anzusprechen. »Was für eine Frechheit, hierherzukommen und herumzubrüllen. Jetzt reicht es, pack er sich!«
    »Du weißt sehr wohl, wovon ich rede, du Teufel.« Niclas sah zu seiner Befriedigung, wie der Vater bei der Wortwahl zusammenzuckte. »Und was für eine Feigheit, über ein kleines Kind herzufallen! Wenn du das warst, der ihr was angetan hat, dann werde ich dafür sorgen, daß du nie mehr gerade stehen kannst, du verdammter Scheiß…«
    Die Mutter schaute erschrocken zwischen beiden hin und her und erhob dann die Stimme. Das war so ungewöhnlich, daß Niclas abrupt verstummte, und auch der Vater Schloß den Mund, obwohl er hatte antworten wollen.
    »Jetzt erzählt mir bitte mal einer, worum es hier überhaupt geht. Niclas, du kannst hier nicht einfach hereinstürzen und herumschreien, und wenn es Sara betrifft, dann habe ich auch ein Recht, das zu erfahren.«
    Nachdem er ein paarmal tief Luft geholt hatte, sagte Niclas durch die zusammengebissenen Zähne: »Die Polizei hat erfahren, daß der da«, er konnte den Vater kaum ansehen, »Sara angebrüllt und bedroht hat. Am Tag bevor sie starb.« Die Wut packte ihn erneut, und er schrie: »Was, zum Teufel, stimmt bei dir im Kopf nicht? Eine Siebenjährige zu Tode zu erschrecken und sie als >Otterngezücht< oder so was zu bezeichnen. Sie war sieben Jahre alt, begreifst du das, sieben Jahre! Und ich will nur hoffen, es war Zufall, daß du am Tag, bevor sie ermordet aufgefunden wurde, über sie hergefallen bist! Was?«
    Er machte einen Schritt auf den Vater zu, der hastig zurückwich.
    Asta starrte ihren Gatten an. »Sagt der Junge die Wahrheit?«
    »Ich brauche hier vor niemandem Rechenschaft abzulegen. Ich antworte nur unserem Herrn«, sagte Arne hochtrabend und wandte Sohn und Gattin den Rücken zu.
    »Versuch es erst gar nicht damit, jetzt wirst du vor mir Rechenschaft ablegen!«
    Niclas sah seine Mutter verwundert an, die Arne ins Wohnzimmer gefolgt war, die Hände kampflustig in die Seiten gestemmt. Auch Arne schien verblüfft, daß es seine Frau wagte, ihm zu trotzen, und er öffnete und Schloß den Mund, ohne daß ein Laut zu hören war.
    »Nun, jetzt bist du so gut und antwortest«, fuhr Asta fort, und Arne wich immer weiter ins Zimmer zurück, als sie näher kam. »Hast du Sara getroffen?«
    »Ja, das habe ich«, sagte Arne aufbegehrend, in einem letzten Versuch, jene Autorität zu behaupten, die vierzig Jahre selbstverständlich für ihn gewesen war.
    »Und was hast du zu ihr gesagt?« Es war, als wäre Asta vor den Augen der Männer einen Meter gewachsen. Niclas fand selbst, daß sie furchteinflößend wirkte, und nach dem Ausdruck in den Augen des Vaters zu urteilen, sah er es genauso.
    »Ja, ich mußte schließlich sehen, ob sie aus besserem Holz als ihr Vater war. Ob sie mehr von mir

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