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Die Toechter der Kaelte

Die Toechter der Kaelte

Titel: Die Toechter der Kaelte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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diesem Morgen eigentlich geschehen war.
    Er fühlte Lilians Hand an seiner Wange. Langsam wurde er bewußtlos, und er Schloß dankbar die Augen. Es würde zumindest schön sein, dem Schmerz zu entgehen.
    Der Wind peitschte ihm ins Gesicht, als er auf Morgans Häuschen zuging. Ernsts Enthusiasmus hatte sich unterwegs ein wenig gelegt, erwachte jetzt jedoch aufs neue. Die Beute befand sich in Reichweite.
    Ein gebieterisches Klopfen sollte den Siegeszug einleiten und wurde nach wenigen Sekunden durch Schritte im Haus belohnt. Morgans hageres Gesicht erschien in der Türöffnung, und er sagte mit seiner seltsamen, monotonen Stimme: »Was willst du?«
    Diese direkte Frage überrumpelte Ernst, und einen kurzen Moment mußte er die Gedanken sortieren, bevor er fortfahren konnte: »Du sollst mit ins Revier kommen.«
    »Warum denn?« fragte Morgan, und Ernst spürte, wie unsicher er wurde. Was für ein merkwürdiger Mensch.
    »Weil wir mit dir über ein paar Dinge reden müssen.«
    »Ihr habt meine Computer mitgenommen. Ich habe meine Computer nicht mehr. Ihr habt sie genommen«, leierte Morgan herunter, und Ernst sah eine Möglichkeit vor sich auftauchen.
    »Genau, deshalb mußt du mitkommen. Weil du deine Computer zurückbekommen sollst. Wir sind damit fertig, verstehst du.« Ernst war ungemein zufrieden mit seinem Geistesblitz.
    »Warum könnt ihr sie dann nicht herbringen? Ihr habt sie doch hier abgeholt.«
    »Willst du nun deine Computer haben oder nicht?« explodierte Ernst, der die Geduld allmählich verlor.
    Nach einem Moment des Zögerns schien die Aussicht, die Computer zurückzubekommen, Morgans Unwillen, sich auf unbekannten Boden zu begeben, zu besiegen. »Ich komme mit. Damit ich meine Computer holen kann.«
    »Gut, bist ein tüchtiger Junge«, sagte Ernst und lächelte, während Morgan seine Jacke holen ging.
    Den ganzen Weg zum Revier saßen sie schweigend auf ihren Plätzen, und Morgan sah starr aus seinem Fenster. Ernst verspürte auch kein Bedürfnis zu reden, sondern sparte sich das Pulver für die Vernehmung auf. Da würde er den Idioten schon ordentlich zum Singen bringen.
    Bei der Dienststelle angekommen, gab es nur ein winziges Dilemma. Wie sollte er das Vernehmungsopfer ins Haus bekommen, ohne daß einer der anderen entdeckte, was er im Schilde führte? Eine solche Entdeckung würde seinen gesamten brillanten Plan über den Haufen werfen, und das durfte unter keinen Umständen passieren. Am Ende kam er auf eine Superidee. Von seinem Handy rief er in der Rezeption an und teilte Annika mit verstellter Stimme mit, er habe am hinteren Eingang ein Paket abzuliefern. Danach wartete er ein paar Sekunden, Morgan in festem Griff, und schlich dann mit angehaltenem Atem zur Eingangstür, in der Hoffnung, daß Annika ans andere Ende des Hauses geeilt war. Es hatte funktioniert. Sie saß nicht auf ihrem Platz. Schnell zog er Morgan an der Rezeption vorbei und ins nächste Vernehmungszimmer. Er machte die Tür hinter sich zu, schloß ab und gestattete sich ein kleines siegessicheres Lächeln, bevor er Morgan aufforderte, sich auf einem der Stühle niederzulassen. Jemand hatte zum Lüften ein Fenster geöffnet, und es klapperte im Wind. Ernst ignorierte das Geräusch. Er wollte möglichst schnell in Gang kommen, bevor einer der anderen die Nase hereinsteckte.
    »Soo, mein Freund, jetzt sitzen wir also hier.« Ernst machte viel Gewese beim Anschalten des Aufnahmegeräts.
    Morgans Blick begann zu flackern. Etwas sagte ihm, daß nicht alles so war, wie es sein sollte. »Du bist nicht mein Freund«, stellte er fest. »Wir kennen uns doch nicht, also wie kannst du mein Freund sein? Freunde kennen sich.« Nach kurzem Schweigen sagte er weiter: »Ich sollte meine Computer abholen. Deshalb bin ich hergekommen. Du hast gesagt, meine Computer sind fertig.«
    »Das habe ich wohl gesagt, ja«, erwiderte Ernst grinsend. »Aber siehst du - ich habe gelogen. Und in einer Sache hast du recht: Ich bin nicht dein Freund. Ich bin in diesem Augenblick dein schlimmster Feind.« Das klang vielleicht etwas sehr dramatisch, trotzdem war Ernst hochzufrieden mit diesen Sätzen. Er glaubte sie irgendwann mal in einem Film gehört zu haben.
    »Ich will hier nicht mehr bleiben«, sagte Morgan und sah zur Tür. »Ich will meine Computer haben, und ich will nach Hause fahren.«
    »Das kannst du vergessen. Es wird lange dauern, bis du dein Zuhause wiedersiehst.« Mann, war er gut. Er sollte wahrhaftig Drehbücher für amerikanische Actionfilme

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