Die Toechter der Kaelte
ging’s mit der Wohnung?« fragte Patrik. »War das was?«
»Sie ist absolut toll!« erwiderte Martin mit glänzenden Augen. »Wir haben sie auf der Stelle genommen, übernächstes Wochenende darfst du gern beim Kistentragen helfen.«
»Ach, darf ich das?« sagte Patrik lachend. »Wirklich nett. Ich darf wohl darauf zurückkommen, wenn ich mit der Regierung zu Hause konferiert habe. Erica ist im Moment ein bißchen geizig, was meine Zeit angeht, also kann ich nichts versprechen.«
»Klar«, sagte Martin. »Ich habe ein paar Umzugsdienste einzufordern, also kommen wir gut ohne dich klar.«
»Höre ich was von Umzug?« fragte Annika, als sie mit der Kaffeetasse in der einen und dem Block in der anderen Hand hereinfegte. »Kann ich wirklich meinen Ohren trauen, Martin, wirst du jetzt endlich in die Gemeinschaft der Gesitteten eintreten?«
Er wurde rot, wie immer, wenn Annika ihn aufzog, aber konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. »Ja, du hast richtig gehört. Pia und ich, wir haben eine Wohnung in Grebbestad gefunden. Einzug in zwei Wochen.«
»Ja, bestens«, sagte Annika. »Es wurde ja auch wirklich Zeit. Ich habe mir schon langsam Sorgen gemacht, daß du noch den Anschluß verpaßt. Und, wann hören wir das Getrappel kleiner Füße?«
»Ach, hör auf«, erwiderte Martin. »Ich weiß noch, wie du Patrik gepiesackt hast, als er Erica kennenlernte, und du siehst ja, wie es ihm geht. Der Ärmste fühlte sich gedrängt, sein Weib zu schwängern, und jetzt sitzt er hier und sieht mindestens zehn Jahre älter aus.« Er blinzelte Patrik zu, um zu zeigen, daß er scherzte.
»Ja, sag nur Bescheid, wenn du ein paar Tips brauchst, wie man’s macht«, erwiderte Patrik gutmütig.
Martin wollte gerade eine Spitze abschießen, als sich Ernst und Gösta mit ihren Stühlen gleichzeitig durch die Tür zu zwängen suchten. Brummend ließ Gösta dem Kollegen den Vortritt, der sich rücksichtslos mitten im Zimmer niederließ.
»Es wird eng hier drinnen«, murrte Gösta und brachte Martin und Annika dazu, ein Stück zu rücken.
»Wo man willkommen ist …«, sagte Annika säuerlich, ohne den Satz zu beenden.
Als letzter von allen kam Mellberg angeschlendert und begnügte sich damit, in der Türöffnung stehenzubleiben.
Patrik breitete die Papiere vor sich aus und holte tief Luft. Die Einsicht, welch große Verantwortung die Leitung einer Mordermittlung mit sich brachte, traf ihn mit voller Wucht. Es war nicht das erste Mal, daß er so etwas machte, dennoch war er nervös. Er liebte es nicht, im Zentrum zu stehen, und die Ernsthaftigkeit dieser Aufgabe lastete ihm schwer auf den Schultern. Doch die Alternative wäre gewesen, daß Mellberg die Leitung übernahm, und das wollte er um jeden Preis vermeiden. Also hieß es einfach loszulegen.
»Wie ihr zu diesem Zeitpunkt schon wißt, haben wir jetzt die Bestätigung erhalten, daß Sara Klingas Tod kein Unfall, sondern Mord war. Sie ist zwar ertrunken, aber das Wasser in ihrer Lunge war Süßwasser, kein Salzwasser, was bedeutet, daß sie woanders ertränkt und dann ins Meer geworfen wurde. Ja, das sind ja keine Neuigkeiten, und alle Details stehen im Bericht von Pedersen, den Annika kopiert hat.« Er ließ einen Stapel gehefteter Seiten herumgehen, und jeder nahm sich ein Exemplar.
»Läßt sich anhand des Wassers in der Lunge irgendwas feststellen? Hier steht doch beispielsweise, daß es Seifenreste im Wasser gab. Können wir erfahren, was für eine Art Seife das ist?« fragte Martin und wies auf einen Punkt im Obduktionsbericht.
»Ja, das können wir hoffentlich«, antwortete Patrik. »Eine Wasserprobe ist zur Analyse unterwegs zum SKL, also dem obersten Kriminallabor, und in ein paar Tagen wissen wir mehr.«
»Und die Kleidung?« fuhr Martin fort. »Läßt sich sagen, ob sie bekleidet war, als sie in der Badewanne ertränkt wurde? Denn wir können ja wohl annehmen, daß es in einer Badewanne passiert ist?«
»Auch darauf kann ich leider nur die gleiche Antwort geben. Ihre Kleidung ist ebenfalls eingeschickt worden, und bevor wir nicht die Testergebnisse haben, weiß ich nicht mehr als ihr.«
Ernst verdrehte die Augen, und Patrik warf ihm einen bösen Blick zu. Er wußte genau, was sich in dessen Kopf abspielte. Er war nur neidisch, weil es Martin war und nicht er selbst, dem ein paar intelligente Fragen eingefallen waren. Patrik würde wirklich gern wissen, ob Ernst jemals begriff, daß sie in einer Gruppe zusammenarbeiteten, um eine Aufgabe zu lösen, und daß es hier
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