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Die Toechter der Kaelte

Die Toechter der Kaelte

Titel: Die Toechter der Kaelte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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nicht um einen individuellen Wettstreit ging.
    »Haben wir es mit einem Sexualverbrechen zu tun?« fragte Gösta, und Ernst wirkte, wenn möglich, noch verärgerter, als sogar sein träger Bruder im Geist es schaffte, eine relevante Frage vorzubringen.
    »Unmöglich zu sagen«, antwortete Patrik. »Aber ich möchte, daß Martin kontrolliert, ob es in unserem Register jemanden gibt, der wegen Sexualverbrechen an Kindern verurteilt ist.«
    Martin nickte und machte sich Notizen.
    »Dann müssen wir uns auch die Familie noch näher ansehen«, fuhr Patrik fort. »Ernst und ich hatten bereits ein einleitendes Gespräch mit ihr, bei dem wir sie zugleich informierten, daß Sara ermordet wurde, und wir haben auch mit der Person gesprochen, die Saras Großmutter als denkbaren Verdächtigen nannte.«
    »Laß mich raten«, sagte Annika säuerlich. »Kann das möglicherweise ein gewisser Kaj Wiberg gewesen sein?«
    »Genau«, mischte sich Gösta ein. »Ich habe Patrik alle Papiere gegeben, die ich über die seit Jahren andauernden Kontakte der beiden mit uns hier habe.«
    »Zeit- und Kraftverschwendung«, sagte Ernst. »Es ist völlig absurd, zu glauben, daß Kaj was mit dem Tod des Mädchens zu tun hat.«
    »Ach, stimmt ja, ihr beide kennt euch ja«, sagte Gösta und blickte forschend zu Patrik, um zu sehen, ob ihm das klar war. Patrik bestätigte es durch ein Nicken.
    »Egal wie«, unterbrach Patrik, als Ernst erneut das Wort ergreifen wollte. »Wir nehmen uns Kaj weiter vor, um so bald wie möglich zu entscheiden, ob er tatsächlich mit der Sache zu tun hat; in diesem Stadium müssen wir so breitgefächert arbeiten, wie es nur geht. Wir brauchen überhaupt mehr Informationen über das Mädchen und ihre Familie. Ernst und ich, denke ich, werden mit ihren Lehrern reden, um zu hören, ob ihnen irgendein Problem im Zusammenhang mit der Familie bekannt ist. Da wir so wenig wissen, sollten wir wohl auch die Lokalpresse zu Hilfe nehmen. Könntest du uns dabei weiterhelfen, Bertil?«
    Er bekam keine Antwort und wiederholte lauter: »Bertil?« Noch immer nichts. Mellberg, der am Türpfosten lehnte, sah aus, als wäre er mit seinen Gedanken weit weg. Nachdem Patrik die Stimme noch mehr gehoben hatte, erfolgte endlich eine Reaktion.
    »Äh, entschuldige? Was hast du gesagt?« fragte Mellberg, und Patrik konnte es wieder einmal nicht fassen, daß dieser Mann der Chef dieses Ladens hier sein sollte.
    »Ich wollte nur wissen, ob du dir vorstellen kannst, mit der Lokalpresse zu reden. Um ihnen mitzuteilen, daß es sich um Mord handelt und jede Beobachtung von Interesse ist. Es scheint, als würden wir bei diesem Fall die Hilfe der Öffentlichkeit brauchen.«
    »Oh, äh, ja sicher«, antwortete Mellberg, der noch immer benommen wirkte. »Okay, ich werde mit der Presse reden.«
    »Na dann. Weiter als bis hierher kommen wir im Moment wohl nicht«, sagte Patrik und faltete die Hände auf dem Schreibtisch. »Noch irgendwelche Fragen?«
    Keiner sagte etwas, und nach ein paar Sekunden des Schweigens begannen alle wie auf Befehl ihre Sachen zusammenzupacken.
    »Ernst?« Patrik stoppte den Kollegen, als der gerade durch die Tür entwischen wollte.
    »Kannst du in einer halben Stunde zur Abfahrt fertig sein?«
    »Zur Abfahrt wohin?« fragte Ernst, wie üblich mißgelaunt.
    Patrik atmete tief durch. Manchmal fragte er sich, ob er nur zu sprechen glaubte und sich in Wirklichkeit nur seine Lippen bewegten. »Zu Saras Schule. Um mit ihren Lehrern zu reden«, sagte er übertrieben deutlich.
    »Ach so, das. Ja, ich kann wohl in einer halben Stunde fertig sein«, antwortete Ernst und wandte Patrik den Rücken zu.
    Der starrte ihm böse hinterher. Noch ein paar Tage Frist würde er seinem aufgezwungenen Partner geben. Dann würde er es wohl wagen, Mellberg zu trotzen, und statt Ernst unauffällig Molin mitnehmen.
     
    Strömstad 1924
     
    Das Neue hatte wahrhaftig an Reiz verloren. Die ganze dunkle Jahreszeit war voller Schäferstündchen gewesen, und anfangs hatte sie jede Minute genossen. Doch jetzt, als der Winter langsam wich und der Frühling näher kam, spürte sie, daß sich Überdruß regte. Um ehrlich zu sein, konnte sie kaum noch begreifen, was sie an dem Mann zuvor so attraktiv gefunden hatte. Er sah zwar gut aus, das konnte sie nicht abstreiten, aber er redete wie ein Bauer, war unwissend und ständig von leichtem Schweißgeruch umgeben. Obendrein wurde es immer schwieriger, zu ihm hinunterzuschleichen, jetzt, wo die Dunkelheit ihre schützende

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