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Die Toechter der Kaelte

Die Toechter der Kaelte

Titel: Die Toechter der Kaelte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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Schweiß lief an Erica herunter, als sie diesen Willenskampf mit ihrer Tochter ausfocht, und erst als Maja am Ende resignierte und zu saugen begann, konnte sie sich entspannen. Vorsichtig, damit die Sache nicht umsonst gewesen war, schaltete sie den Fernseher ein, wo die Serie »Glamour« lief, und versuchte an dem komplizierten Verhältnis von Brooke und Ridge Anteil zu nehmen. Kristina warf einen Blick auf den Bildschirm, als sie mit dem Staubsauger vorbeihastete.
    »Igitt, kann das wirklich gut sein, sich solchen Mist anzuschauen? Daß du nicht lieber ein paar Bücher liest!«
    Erica reagierte, indem sie den Ton lauter stellte, und gestattete sich eine Sekunde lang, ihr aufsässiges Tun zu genießen. Dann sah sie die beleidigte Miene ihrer Schwiegermutter und stellte den Ton wieder leiser, weil sie begriff, jede Tendenz zum Aufruhr kostete mehr, als sie bringen würde. Sie schielte auf ihre Armbanduhr. Gott, es war erst kurz vor zwölf. Noch eine ganze Ewigkeit, bis Patrik nach Hause kam. Und dann würde ein weiterer solcher Tag folgen, bevor Kristina ihre Taschen packte und wieder heimfuhr, voller Zufriedenheit, Sohn und Schwiegertochter einen unschätzbaren Dienst erwiesen zu haben. Zwei laaange Tage …
     
    Strömstad 1924
     
    Das mildere Wetter bewirkte Wunder bei den Steinmetzen. Als Anders zur Arbeit kam, hörte er, daß die Männer bereits mit ihren rhythmischen Sprüchen begonnen hatten, begleitet vom Geräusch der auf das Brecheisen einschlagenden Hämmer. Sie waren im Begriff, Löcher für das Pulver zu schlagen, das die größeren Granitstücke sprengen sollte. Einer mußte das Eisen halten, während zwei nacheinander darauf einschlugen, bis das direkt in den Stein führende Loch groß genug war. Dann wurde Schwarzpulver eingefüllt und das Ganze angezündet. Es waren auch Versuche mit Dynamit gemacht worden, doch hatte das nicht funktioniert. Die Kraft war zu groß, pulverisierte den Granit und ließ den Block in alle möglichen Richtungen platzen.
    Die Männer nickten Anders zu, als er vorbeikam, doch ohne einen ihrer taktfesten Schläge auszulassen.
    Mit Freude in der Brust ging er zu dem Platz, an dem er den Block für die Statue herausschlug. Die Arbeit war im Winter quälend langsam vorangegangen, da die Kälte es viele Tage fast unmöglich gemacht hatte, den Stein zu behauen. Lange Zeit hatte die Arbeit daniedergelegen in Erwartung wärmerer Perioden, und es war schwer gewesen, den Lebensunterhalt zu bestreiten. Aber jetzt konnte er allen Ernstes mit dem großen Granitstück beginnen, und er wollte auch nicht klagen, der Winter hatte andere Freuden gebracht.
    Manchmal konnte er kaum glauben, daß es wahr war. Daß ein solcher Engel auf die Erde heruntergestiegen und zu ihm ins Bett gekrochen war. Jede Minute ihres Zusammenseins war eine kostbare Erinnerung, die er in ein besonderes Fach seines Herzens legte. Der Gedanke an die Zukunft konnte die Freude jedoch hin und wieder trüben. Bei mehreren Gelegenheiten hatte er versucht, die Sache anzusprechen, aber sie brachte ihn immer wieder mit einem Kuß zum Schweigen. Uber so etwas sollten sie nicht reden, sagte sie und fügte meist hinzu, daß sich die Dinge schon regeln würden. Er hatte es so ausgelegt, daß sie, genau wie er, dennoch auf eine gemeinsame Zukunft hoffte, und hin und wieder gestattete er sich auch, ihren Worten, daß sich schon alles regeln würde, zu glauben. Tief im Inneren war er ein echter Romantiker, und die Uberzeugung, daß die Liebe alle Hindernisse überwindet, war fest in ihm verankert. Zwar gehörten sie ganz und gar nicht derselben Gesellschaftsschicht an, aber er war ein tüchtiger, hart arbeitender Mann und würde ihr schon ein gutes Leben bieten, wenn er nur die Chance dazu erhielt. Und empfand sie für ihn, wie er für sie empfand, dann waren ihr Geld und Gut nicht so wichtig. An einem Tag wie diesem, wo die Frühlingssonne schien und seine Finger wärmte, war er voller Hoffnung, daß alles wirklich so ausgehen würde, wie er es sich wünschte. Jetzt wartete er nur darauf, daß sie ihre Zustimmung erteilte, damit er mit ihrem Vater reden konnte. Dann würde er die Rede seines Lebens vorbereiten.
    Mit klopfendem Herzen hämmerte er vorsichtig die Rohform der Statue aus dem Stein. In seinem Kopf wirbelten die Wörter herum. Und Bilder von Agnes.
     
    Arne studierte sorgfältig die Todesanzeige in der Zeitung. Er rümpfte die Nase. Das hatte er geahnt. Sie hatten einen Teddybär als Schmuck gewählt, und das war eine

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