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Die Toechter der Kaelte

Die Toechter der Kaelte

Titel: Die Toechter der Kaelte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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Reporter der konkurrierenden Zeitung.
    »Im Moment halten wir alle Möglichkeiten für wahrscheinlich, aber wir haben nichts Konkretes, das in irgendeine Richtung zeigt.«
    »Handelt es sich um ein Sexualverbrechen?« Noch einmal derselbe Reporter.
    »Darauf kann ich nicht eingehen«, erwiderte Mellberg vage.
    »Wie konnte man den Mord feststellen?« schob der dritte Anwesende ein. »Wies sie äußere Verletzungen auf, die darauf hindeuteten?«
    »Aus ermittlungstechnischen Gründen kann ich das nicht beantworten«, sagte Mellberg und sah, wie sich Frustration im Gesicht der Journalisten ausbreitete. Es war immer ein Seiltanz, die Presse zu informieren. Ihnen so viel Auskunft zu erteilen, daß sie merkten, die Polizei arbeitete mit ihnen zusammen, aber nicht so viel, daß es der Ermittlung schaden konnte. Normalerweise hielt er sich für einen Meister bei diesem Balanceakt, aber heute fiel ihm die Konzentration schwer. Er wußte nicht, was er von der Nachricht halten sollte, die er in dem Brief bekommen hatte. Konnte es wirklich wahr sein …?
    Einer der Reporter schaute ihn auffordernd an, und er verstand, daß ihm eine Frage entgangen war.
    »Entschuldigung, können Sie das noch einmal wiederholen?« sagte er verwirrt, und der Reporter sah ihn erstaunt an. Sie waren sich bei mehreren derartigen Treffen begegnet, und der Kommissar trat gewöhnlich bombastisch und großtuerisch auf, war nicht zurückhaltend und zerstreut wie in diesem Fall.
    »Ja, ich fragte, ob es Grund für die Eltern der Gegend gibt, sich wegen ihrer Kinder Sorgen zu machen.«
    »Wir empfehlen den Eltern immer, gut auf ihre Kinder aufzupassen, aber ich möchte unterstreichen, daß diese Sache nicht zu einer Massenhysterie führen sollte. Ich bin überzeugt, daß es sich hier um einen Einzelfall handelt und daß wir bald einen Täter in Gewahrsam haben.«
    Er erhob sich zum Zeichen, daß die Audienz beendet war, und die Journalisten steckten gehorsam Block und Stifte weg und bedankten sich. Sie fühlten allesamt, daß sie den Kommissar vielleicht etwas mehr hätten unter Druck setzen können, aber für die Lokalpresse war es zugleich wichtig, eine gute Beziehung zur örtlichen Polizeibehörde zu behalten. Provokative Journalistik war etwas für die Kollegen der Großstadt. Hier wohnte man oft in der Nachbarschaft, die Kinder gingen in dieselben Klassen und Sportvereine wie die der Interviewopfer, also mußte man wegen des guten Einvernehmens von großen Enthüllungsgeschichten absehen.
    Mellberg lehnte sich zufrieden zurück. Die Zeitungen hatten trotz seiner mangelnden Konzentration nicht mehr Auskünfte als vorgesehen erhalten, und morgen würde die Neuigkeit bei allen Regionalblättern die erste Seite füllen. Das würde die Öffentlichkeit hoffentlich wachrütteln, so daß sie mit Informationen kam. Wenn sie Glück hatten, würde zwischen all dem Tratsch, der normalerweise bei ihnen landete, auch etwas Nützliches sein.
    Er holte den Brief hervor und begann ihn erneut zu lesen. Noch immer konnte er seinen Augen nicht trauen.
     
    Strömstad 1924
     
    Sie lag in ihrem Zimmer mit einem kühlen, feuchten Handtuch auf der Stirn. Der Doktor hatte sie gründlich untersucht und ihr dann Bettruhe verordnet. Jetzt war er unten im Salon und sprach mit ihrem Vater, und einen Moment sorgte sie sich, daß ihr vielleicht etwas Ernsthaftes fehlen könnte. In seinen Augen war etwas Beunruhigendes aufgeblitzt, doch war es im nächsten Augenblick verschwunden, als er ihr die Hand tätschelte und sagte, alles würde gut werden und sie brauchte wohl nur ein Weilchen Ruhe.
    Sie konnte dem guten Doktor ja nicht die wirkliche Ursache für ihre Schwäche berichten. Daß all die mit wenig Schlaf gesegneten Nächte in diesem Winter ihre Gesundheit beeinflußt hatten. Die Diagnose hatte sie selbst gestellt, mußte sie aber für sich behalten. Man durfte hoffen, daß Doktor Fem ihr ein paar Tropfen zur Stärkung verschrieb, und da sie jetzt beschlossen hatte, das Abenteuer mit Anders zu beenden, würde sie sich bald wieder erholt haben. In der Zwischenzeit schadete es nicht, im Bett zu liegen und sich eine Woche oder zwei ein bißchen verwöhnen zu lassen. Agnes überlegte, was sie sich zu Mittag wünschen sollte. Jetzt, wo das gestrige Abendessen im Wasserklosett gelandet war, fühlte sie, daß ihr Magen knurrte und nach Nahrung verlangte. Vielleicht Eierkuchen oder diese guten Fleischbällchen mit Salzkartoffeln, Sahnesoße und Preiselbeerkonfitüre, die ihre Köchin

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