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Die Toechter der Kaelte

Die Toechter der Kaelte

Titel: Die Toechter der Kaelte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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von den beiden fordernden Monstern wegbrachte, die ihr Körper ans Licht gepreßt hatte.
    Als sie aufwachte, glaubte sie zuerst, ihr Traum sei in Erfüllung gegangen. Eine große, dunkle Gestalt beugte sich über sie, und einen Moment meinte sie, den Prinzen zu erblicken, auf den sie gewartet hatte. Aber dann brach die Wirklichkeit über sie herein, und sie sah, daß es das einfältige Gesicht von Anders war. Der liebevolle Ausdruck, mit dem er sie ansah, widerte sie an. Glaubte er, jetzt würden sich die Dinge zwischen ihnen ändern, nur weil sie ihm zwei Söhne geboren hatte? Was sie anbetraf, konnte er die beiden gern nehmen und ihr die Freiheit wiedergeben. Einen Augenblick lang spürte sie, daß dieser Gedanke ein freudiges Gefühl in ihrer Brust weckte. Sie war nicht mehr dick, unförmig und schwanger. Sie konnte gehen, zu dem Leben hin, das sie verdiente, in dem sie zu Hause war. Dann begriff sie, daß dieser Gedanke undurchführbar war. Ohne die Möglichkeit, zu ihrem Vater zurückzukehren - wohin sollte sie dann gehen? Sie besaß kein eigenes Geld und keine Möglichkeit, sich dieses zu beschaffen, außer der, sich als Straßenmädchen zu verkaufen, und da war selbst dieses Leben hier besser. Vor lauter Hoffnungslosigkeit wandte sie den Kopf ab und weinte. Anders strich ihr sacht übers Haar, und hätte sie die Kraft gehabt, hätte sie die Arme gehoben und seine Hände fortgestoßen.
    »Sie sind so prächtig, Agnes. Sie sind absolut perfekt.« Seine Stimme zitterte leicht.
    Sie gab keine Antwort, starrte nur an die Wand und sperrte ihre Umgebung aus. Wenn doch nur jemand käme und sie von hier wegholte.
     
    Sara war immer noch nicht zurückgekommen. Mama hatte ja erklärt, daß sie das nicht tun würde, aber trotzdem hatte sie geglaubt, daß Mama das bloß so sagte. Sara konnte doch nicht einfach verschwinden? Wenn das wirklich so war, bereute Frida, daß sie nicht netter zu ihr gewesen war. Sie hätte sich nicht mit Sara zanken sollen, als die ihre Spielsachen nahm, sondern sie einfach machen lassen. Jetzt war es vielleicht zu spät.
    Sie ging zum Fenster und schaute wieder zum Himmel. Der war grau und sah schmutzig aus, dort konnte es Sara doch nicht gefallen?
    Dann war da noch das mit dem Mann. Zwar hatte sie Sara versprochen, nichts zu erzählen, aber trotzdem. Mama wiederholte ja immer, daß man die Wahrheit sagen mußte, und etwas nicht zu erzählen war doch fast so wie lügen, oder?
    Frida setzte sich vor ihr Puppenhaus. Das war ihr Lieblingsspielzeug. Das hatte ihrer Mama gehört, als sie klein war, und jetzt hatte es Frida bekommen. Es fiel ihr schwer, sich vorzustellen, daß Mama einmal genauso alt gewesen war wie sie heute. Mama war doch so - erwachsen.
    Das Puppenhaus war in Braun und Orange eingerichtet. Die Möbel waren dieselben, die schon Mama besessen hatte. Frida fand sie richtig schön, aber es war ein bißchen schade, daß es in dem Puppenhaus nicht mehr Sachen in Blau und Rosa gab. Blau war ihre Lieblingsfarbe. Und Rosa war Saras Lieblingsfarbe gewesen. Frida fand das komisch. Alle wußten doch, daß sich Rot und Rosa beißen, und Sara hatte rote Haare, weshalb ihr Rosa eigentlich nicht gefallen haben dürfte. Hatte es aber doch. Sara war immer so. Irgendwie genau umgekehrt.
    Es gab vier Puppen zu dem Haus. Zwei Kinderpuppen und eine Mama- und eine Papapuppe. Jetzt nahm sie die beiden Kinderpuppen, alle beide waren Mädchen, und stellte sie einander gegenüber auf. Normalerweise wollte sie selber immer die Grünangezogene sein, denn die war am schönsten, aber jetzt, wo Sara tot war, durfte sie die Grüne sein. Sie selber mußte dann die Puppe im braunen Kleid sein.
    »Hallo, Frida, weißt du, daß ich tot bin?« sagte die grüne Sara-Puppe.
    »Ja, Mama hat es erzählt«, antwortete die Braune. »Was hat sie denn darüber gesagt?«
    »Sie sagt, daß es bedeutet, du bist in den Himmel gefahren und kommst nicht mehr zu mir zum Spielen.«
    »Ist ja blöd«, sagte die Sara-Puppe.
    Frida nickte mit dem Kopf ihrer Puppe. »Ja, das finde ich auch. Wenn ich gewußt hätte, daß du stirbst und nicht mehr zu mir spielen kommst, dann hättest du alle Spielsachen, die du wolltest, nehmen können, und ich hätte nichts gesagt.«
    »Wie schade«, sagte die Sara-Puppe, »daß ich dann tot bin.«
    »Ja, wirklich schade«, sagte die Braungekleidete.
    Beide Puppen blieben ein Weilchen still. Dann sagte die Sara-Puppe mit ernster Stimme: »Du hast doch wohl nichts von dem Mann erzählt?«
    »Nein, ich

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