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Die Töchter der Lagune

Die Töchter der Lagune

Titel: Die Töchter der Lagune Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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Weg in sein Bewusstsein. Sie kämpften auf verlorenem Posten! Das allgegenwärtige Kopfweh begann erneut, in seiner Schläfe zu hämmern. Mit einer ungeduldigen Bewegung presste er Daumen und Zeigefinger gegen den Nasenrücken, um das lästige Gefühl zu verscheuchen. Er durfte sich solche Gedanken nicht erlauben! Er musste sich auf die Truppenbewegungen der Türken konzentrieren und darauf, eine Strategie zu ersinnen, wie man die mächtigen Angreifer so lange wie möglich abwehren konnte.
     
    Gerade als er sich über diese Dinge den Kopf zerbrach, lösten sich mehrere Linien feindlicher Reiter von dem farbenprächtigen Hintergrund der Zeltleinwand und verringerten scheinbar lustlos den Abstand zwischen sich und der belagerten Stadt. Ungefähr 600 Schritte vor den Befestigungsanlagen kamen sie zum Stehen und lösten ihre Formation fächerförmig auf, bis sie eine Linie von 1000 Schritten Länge bildeten, die vollkommen parallel zur Südmauer verlief. Befehle wurden gebrüllt, und der Schreck fuhr Christoforo in die Glieder, als ihm klar wurde, dass sie dabei waren, neue Batterien in Stellung zu bringen. Die schweren, weittragenden Kanonen ruhten auf roh gezimmerten Holzgestellen, die eingegraben und durch Seile und große, frisch geschlagene Pflöcke gesichert wurden. Das Sonnenlicht spiegelte sich in den polierten Läufen und dem Geschirr der Gäule, die geduldig warteten, dass die schwere Last von den Karren geladen wurde. Einige von ihnen zupften träge an den saftigen Grashalmen, andere standen einfach nur faul mit gesenktem Kopf da – unbeeindruckt von all der Geschäftigkeit, die um sie herum ausgebrochen war.
     
    „Die Reichweite unserer Kanonen beträgt nicht mehr als fünfhundert Schritte“, bemerkte eine bekannte Stimme in seinem Rücken. Er wandte sich um und blickte in Francescos ernstes Gesicht. „Wir werden den Schutz der Stadtmauern aufgeben müssen, wenn wir sie unter Beschuss nehmen wollen.“ Christoforo schüttelte den Kopf. Das stand außer Frage. „Wir werden die Mauern ausbessern und verstärken, dort wo ihre Geschosse einschlagen. Sie sind dick genug. Es wird Monate dauern, bis sie genug Schaden anrichten können, um die Struktur zu gefährden.“ Francesco nickte bedächtig. Das System ihrer Verteidigungsanlagen war beinahe perfekt. Er starrte auf den tiefen Graben, den Ravelin und den äußeren Hang des Wallgrabens ihrer Festung hinab. Ganz sicher reichten Kanonen nicht aus, um all diese Hindernisse zu überwinden. Was hatten die Türken vor? Francesco war sich beinahe sicher, dass sie versuchen würden, die Mauern durch Minen zu sprengen. Um die Minen platzieren zu können, mussten sie allerdings zuerst die Verteidiger auf den Zinnen überlisten. Und das war nahezu unmöglich!
     
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Konstantinopel, Topkapi Palast, ein Saal im Harem, April 1571
     
    Wann würde sie aus diesem Albtraum erwachen? Elissa kniete auf demselben Fliesenboden, auf dem Hülya einige Tage zuvor gekniet hatte. Zwei riesenhafte Janitscharen, die sie immer noch mit gezückten Krummschwertern und zornentbrannten Gesichtern flankierten, hatten sie grob vor die Valide Sultan gezerrt. Dieses Mal hatte sie keine Augen für die prächtige Ausstattung des Saales. Roxelana starrte mit harten, ausdruckslosen Augen auf sie hinab, und in ihrem Rücken vernahm sie das Murmeln zahlloser schadenfroher Stimmen. Sie war an Neslihan, die gerade einen Stapel Leinentücher in die Wäscherei hatte bringen wollen, vorbeigeschleift worden. Das kleine Mädchen hatte die Szene mit Verständnislosigkeit in den großen, braunen Augen verfolgt und dabei beinahe den Stapel schmutziger Laken fallen lassen.
     
    „Was du getan hast, ist unverzeihlich!“, beschied die Valide Sultan schließlich ohne die kleinste Spur von Mitgefühl in der dünnen Stimme. Ihr Ausdruck war starr und unbeweglich, aber Elissa konnte noch den Schatten der Züge erkennen, die sie einstmals zu einer der schönsten Frauen des Landes gemacht hatten. Die kühn geschwungenen Augenbrauen und die gerade Nase sowie das Rosenknospenmündchen, dessen Lippen trotz ihres Alters immer noch voll und rot waren, verliehen ihr ein königliches Aussehen. Ihr glänzendes, dunkelbraunes Haar, durch das nur wenige Silberfäden liefen, war in kunstvollen Schlingen auf ihrem Kopf aufgetürmt. „Obgleich du es verdienst, für deine Frechheit zu sterben, kann ich dich nicht zum Tode verurteilen.“ In ihrer Stimme schwang unverhohlenes Bedauern mit. Allerdings konnte nur der

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