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Die Töchter der Lagune

Die Töchter der Lagune

Titel: Die Töchter der Lagune Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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Zypern überzusetzen. Es würde voraussichtlich drei Monate dauern, die Insel zu erreichen. Dann würde die eigentliche Belagerung beginnen, die den Eingeschlossenen so zusetzen sollte, dass sie sich wünschen würden, sich ergeben zu haben, als sie noch die Möglichkeit dazu hatten.
     
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Venedig, San Salvatore, 23. Dezember 1570
     
    Francesco konnte sein Glück kaum fassen, Angelina, die Schwester der Braut, so dicht neben sich zu haben, dass er den Duft ihres Haares riechen konnte. Die Kirche war leer bis auf die Hochzeitsgesellschaft und den Priester, der gerade mit einer feierlichen Geste die Hände des Brautpaares verband. Er war mit einem schwarzen Talar bekleidet, über dem er ein fließendes, weißes Obergewand trug, dessen weite Ärmel ihm beinahe bis an die Oberschenkel reichten, wenn er die Arme anwinkelte. Auf der Galerie schmetterte der kleine Knabenchor, auf den der Priester bestanden hatte, eine Hymne, und Francesco lauschte den kristallklaren Stimmen mit atemloser Aufmerksamkeit, wobei er den Blick nicht vom Profil der Schönheit neben sich abwenden konnte. Die prächtige Kirche mit den drei hohen Kuppeln roch nach schwerem Weihrauch, und die vier Ministranten schienen es offensichtlich zu genießen, das silberne Räuchergefäß immer weiter zu schwenken und die Anwesenden schwindelig zu machen. Einer der Mönche, der dem Prediger zur Hand gegangen war, warf ihnen einen ärgerlichen Blick zu, und sie traten hastig ein wenig zurück und verzichteten darauf, weiter mit dem kleinen Rauchfass herumzufuchteln. Einer von ihnen, ein rotznäsiger Bengel mit flammend rotem Haar und einer klaffenden Lücke zwischen den Schneidezähnen, grinste Francesco frech an und zog eine Grimasse. Francesco konnte sich ein amüsiertes Lächeln nicht verkneifen, und der Knabe – ermuntert von dem Ergebnis, das seine Lümmelei erzielt hatte – verzog hinter dem Rücken des Kirchenmannes weiter das Gesicht. Bis ein anderer Mönch, der im Schatten der Apsis verborgen gewesen war, vortrat und ihn mit solcher Gewalt am Ohr zog, dass der Junge vor Schreck beinahe das Fässchen fallen ließ. Sein Gesicht verzog sich zu einer Maske des Schmerzes. Da sein misshandeltes Ohr feuerrot zwischen den erbarmungslosen Fingern des streng blickenden Mönches gefangen war, blieb dem Knaben keine andere Wahl, als seinem Peiniger zu einem verborgenen Ausgang zu folgen. Francesco bedauerte ihn, als er sich die Strafe ausmalte, die ihn vermutlich für sein respektloses Verhalten erwartete.
     
    Neben ihm trocknete Angelina sich mit einem feinen, lachsfarbenen Spitzentaschentuch verstohlen die Augen. Ihr Blick ruhte bewundernd auf ihrer Schwester, die ein besticktes weißes Brautkleid mit einem Schleier trug, und die gerade ihren Angetrauten küsste, um die Vermählung zu besiegeln. Cassio, der Brautführer, schien ebenso gerührt wie die Handvoll von Moros Offizieren, die der Zeremonie hatten beiwohnen dürfen. Francesco fühlte einen Stich des Gewissens, als er an die unüberlegte Bemerkung zurückdachte, die er Jago gegenüber hatte fallen lassen. Sie hatte seinen Kommandanten dazu veranlasst, ihn so lange mit neugierigen Fragen zu löchern, bis Francesco schließlich auf die Hochzeit angespielt hatte, da er annahm, Jago sei eingeweiht. Wie töricht war er sich vorgekommen, als sich herausgestellt hatte, dass Jago weder über den Tag der Hochzeit informiert, noch zu der Feier eingeladen war. Der Major war zwar bemüht gewesen, trotz dieses Affronts sein Gesicht zu wahren, doch seine Augen hatten seine Wut und seinen tiefen Hass verraten. Francesco hätte sich wegen dieser Gedankenlosigkeit am liebsten die Zunge abgebissen, aber der Schaden war bereits angerichtet. Es würde ihm die Dinge in der Zukunft sicherlich nicht erleichtern. Er hatte von seinen Kameraden gehört, dass Cassio vom General zum Oberstleutnant ernannt worden war, und er konnte sich vorstellen, wie Jago sich im Moment fühlen mochte.
     
    Er verwarf die düsteren Gedanken gerade rechtzeitig, um seiner entzückenden Begleiterin den Arm anzubieten, da die kleine Prozession begonnen hatte, sich langsam den Gang entlang auf die Türen zuzubewegen. Als sie sich mit der größten Selbstverständlichkeit bei ihm unterhakte, hätte er vor lauter Freude und Übermut laut jubeln mögen. Es schien, als habe sie den peinlichen Zusammenstoß des Vortages vergessen.
     
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Venedig, Gasthof zum Sagittar, 23. Dezember 1570
     
    Sie waren alle in einem gemütlichen

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