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Die Töchter der Lagune

Die Töchter der Lagune

Titel: Die Töchter der Lagune Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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wirbelte.
     
    Sie brauchte frische Luft! Nachdem sie ihren Stuhl zurückgeschoben hatte, stand sie einen Moment lang einfach nur da – krampfhaft bemüht, das Gleichgewicht zu halten, indem sie die Tischkante umklammerte. Ihr war schlecht. Wie sollte sie es nur schaffen, die kleine Tür zu erreichen, die in den Hinterhof führte, ohne zu stolpern? Bevor sie eine Antwort auf ihr Dilemma gefunden hatte, war Francesco an ihrer Seite und griff sanft nach ihrem Ellenbogen. „Darf ich Euch behilflich sein, Signorina ?“, fragte er und lächelte mit seinen blitzend weißen Zähnen auf sie herab. Seine Gegenwart beruhigte sie, und Angelina war dankbar für sein zuvorkommendes Angebot. „Ja“, erwiderte sie und lehnte sich an seinen Arm. „Ich brauche ein wenig frische Luft. Es ist so heiß hier und …“, sie lächelte reumütig, „… ich glaube, ich habe ein wenig zu viel getrunken.“
     
    Francesco war hingerissen. Ein kleines Grübchen hatte sich in ihre Wange gegraben, die von der Hitze und dem Weißwein gerötet war. Sie sah unglaublich verletzlich und begehrenswert aus, und das Blut begann, schneller durch seine Adern zu fließen, besonders diejenigen unterhalb seines Gürtels. „Wartet hier. Ich werde Euren Mantel holen.“ Er eilte zu der kleinen Kammer, in der sie ihre Garderobe abgelegt hatten, und griff nach ihrem kobaltblauen Überwurf. Als er sich den Weg zurück durch die übermütigen Tänzer gebahnt hatte, legte er ihr den wärmenden Stoff um die Schultern und führte sie auf das niedrige Türchen zu, das in den Hinterhof hinausführte. Dann schloss er die knarrende Tür hinter sich, wodurch augenblicklich der Lärm und die Musik ausgesperrt wurden, und sie alleine blieben mit den leisen Geräuschen eines friedlichen Abends. Irgendwo in der Ferne sang ein Vogel, der schon längst in wärmere Regionen hätte ziehen sollen, ein trauriges Lied, und die Stimmen von Heimkehrern drangen über die hohe Mauer, die von den dornigen Ranken wilder Rosen überwuchert war.
     
    Angelinas Atemzüge waren tief und gierig, und Francesco musste die Augen von ihrem Ausschnitt abwenden, dessen samtige Haut schweißnass glänzte. „Ihr werdet Euch erkälten.“ Er zog den Mantel enger um ihre Schultern, wobei er bemüht war, sie nicht zu berühren. Aus Versehen streifte er ihre linke Brust, als er versuchte, die Kordel, die den Umhang zusammenhielt, zu verknoten, und hörte, wie sie scharf die Luft einsog. Rasch zog er die Hand zurück, doch sie fing sie ab und führte sie langsam zu ihrem kleinen, straffen Busen zurück. „Könnt Ihr mein Herz fühlen?“, fragte sie und blickte mit Augen, die ihn beinahe seines Verstandes beraubten, zu ihm auf. Ihre weiche Brust bewegte sich sanft unter seiner Hand auf und ab, und nachdem sie einige Zeit lang bewegungslos dagestanden hatten – atemlos auf Angelinas Herzschlag konzentriert – konnte er sich nicht länger zügeln und zog sie an sich.

Kapitel 10
     
Das Mittelmeer, Dezember 1570
     
    Als Elissa versuchte, ihrem Bedränger kriechend zu entkommen, schlug er ihr mit der freien Hand ins Gesicht und zwang ihre Beine mithilfe seiner Knie auseinander. Mit aller Kraft setzte sie sich laut schreiend gegen ihn zur Wehr. Aber langsam drang die furchtbare Erkenntnis, dass sie ihn nicht davon abhalten konnte, sie zu schänden, in ihr vor Entsetzen gelähmtes Bewusstsein vor.
     
    Gerade als er in sie eindringen wollte, flog jedoch krachend die Tür auf und ihr Peiniger wurde von ihr gerissen und von zwei anderen Piraten zu Boden geschleudert. Er brüllte wie ein verwundetes Tier und bäumte sich verzweifelt auf, um die beiden Angreifer abzuschütteln, doch sie hielten ihn mühelos am Boden, wobei einer von ihnen sein Handgelenk mit dem schweren Stiefel an die Bohlen nagelte. Von unkontrollierbarem Schluchzen geschüttelt, bedeckte Elissa ihre Blöße und rollte sich zu einem Ball zusammen. Ein weiterer, kleinerer Mann, der den beiden Schlägern in die Kabine gefolgt war, sagte etwas in einem gefährlich ruhigen Tonfall zu dem am Boden Liegenden. Von einem Moment auf den anderen verstummte der Pirat, der versucht hatte, sie zu vergewaltigen, und als die beiden anderen Korsaren ihn losließen, fiel er vor dem Kleineren auf die Knie. Dieser, der – so vermutete Elissa aufgrund seiner feinen und kostbaren Gewänder – der Kapitän des Schiffes war, knurrte mit schneidender Stimme einen Befehl; und die beiden Männer zerrten den vor Furcht wimmernden Übeltäter auf die Beine

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