Die Töchter der Lagune
bedeutete, aufzustehen. Er deutete auf die Truhe gegenüber dem Bett und wies sie an, dorthin zu gehen. Elissa gehorchte zitternd, zu verängstigt, um sich dem Befehl zu widersetzen, und wartete auf weitere Anordnungen. Mit einem Brummen warf der Türke den Deckel zurück, und Elissas Herz setzte aus, als sie den Inhalt erblickte.
Die gesamte dunkle Kirschholztruhe war mit feinen Seidengewändern in prächtigen Farben vollgestopft sowie mit Schuhen und sogar einigen Juwelen. Was sollte sie tun? Der Mann tauchte seine Pranke in die raschelnden Kleider und zog willkürlich Dinge hervor. Er drückte sie Elissa in die Hände, und selbst ohne seiner Sprache mächtig zu sein, verstand sie, was er von ihr wollte. Als sie einen Moment lang zögerte, griff er nach dem Stoff ihres Kleides und riss es mit einer heftigen Bewegung auf. „Nein“, keuchte Elissa, wohl bewusst, dass sie auf keinen Fall zulassen durfte, dass er sie entkleidete. Mit zitternden Händen bedeutete sie ihm, sich umzudrehen, und zu ihrer Verblüffung folgte er ihrem Wunsch. Verstohlen lugte sie über die Schulter, um sich zu versichern, dass er auch wirklich in die andere Richtung sah, und schüttelte ihr ruiniertes Kleid ab, um sich das neue überzustreifen. Als sie bemerkte, dass der Ausschnitt tiefer war als der ihres Untergewandes, schlüpfte sie mit einer geschmeidigen Bewegung aus ihrer Camicia, wobei sie immer wieder nachsah, ob der Türke ihr noch den Rücken zuwandte.
Als ob er gespürt hätte, dass sie mit dem Umziehen fertig war, wandte er sich kurz darauf um. Der flüchtige Blick, den Elissa auf ihr Spiegelbild – eine Frau in einem atemberaubenden, hellblauen Seidengewand, das sie mehr auszog als bedeckte – und sein Gesicht erhaschte, machte ihr klar, dass sie einen schicksalsschweren Fehler begangen hatte. Nachdem er sie einige Atemzüge lang wortlos angestarrt hatte, gab der Pirat ein gequält klingendes Stöhnen von sich und stürzte sich ohne Vorwarnung auf sie. Elissa schrie auf und versuchte, sich gegen den Riesen zur Wehr zu setzen, indem sie nach ihm trat, die langen Fingernägel in sein Fleisch grub und ihn in den Oberarm biss, auf dem Muskeln so dick wie Taue spielten. Aber sie hatte nicht die geringste Chance gegen den erfahrenen Kämpfer. Er lachte ein heiseres, grausames Lachen und drückte ihren Brustkorb mit solch unglaublicher Kraft zusammen, dass ihr Widerstand schwand und sie schließlich in seinem Griff erschlaffte. Dann warf er sie grob aufs Bett und begann, ihre Röcke hinaufzuschieben. „Bitte nicht“, hörte sie sich schwach flehen, doch der Korsar schien die Kontrolle über seinen Körper verloren zu haben. Während er sie mit einer seiner Pranken auf die Matratze nagelte, fummelte die andere Hand am Gürtel seiner Kniehosen herum, bis es ihm schließlich gelang, sie herunterzulassen. Als sie seine riesige Erregung erblickte, schrie Elissa auf und versuchte in kopfloser Panik, ihm zu entkommen.
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Konstantinopel, Topkapi Palast, Dezember 1570
Mustafa Pascha lächelte zufrieden in sich hinein. Seine neue Gemahlin lag in seine Armbeuge geschmiegt neben ihm und schnarchte leise. Dreimal hintereinander hatten sie miteinander geschlafen, und sie schien jeden einzelnen Augenblick mit ihm genossen zu haben. Nachdem er sich dazu entschlossen hatte, wieder zu heiraten, hatte er beim Sultan um die Hand einer seiner entfernten Basen angehalten, und dieser hatte der Vermählung bereitwillig zugestimmt. Es war eine politische Heirat, und er hatte das Mädchen vorher noch nicht zu Gesicht bekommen, aber er war mehr als zufrieden mit der Wahl, die der Großwesir des Sultans für ihn getroffen hatte. Behiye war halb so alt wie er selbst und hatte einen wohlgeformten, haselnussfarbenen Körper mit schweren Brüsten und prallen Hinterbacken. Leicht nervös, als er sie zu dem ausladenden Bett getragen hatte, war ihre Furcht schnell ungezügelter Lust gewichen, und sie hatte sich willig seinen erfahrenen Händen hingegeben. Er war sich sicher, dass sie die richtige Wahl war. Sie würde nicht im Kindbett sterben wie seine erste Gemahlin! Nein, sie würde ihm den lang ersehnten männlichen Erben schenken.
Schon bald würde er wieder nach Zypern aufbrechen. Ein kleiner Teil der Flotte war bereits mit Vorräten, Waffen und Soldaten als Verstärkung für die Landarmee, die er dort zurückgelassen hatte, auf dem Weg nach Famagusta. Er selbst würde ein gewaltiges Heer nach Syrien führen, um von dort nach
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