Die Töchter der Lagune
hatte, auszumachen, bevor sie in die demütigende Haltung gesunken war. Halil hatte ebenfalls niedergekniet, allerdings nur sehr kurz. Dann hatte der Sultan ihm in ihrer Sprache befohlen, sich zu erheben, und die beiden Männer hatten ein paar Worte gewechselt, ehe Elissa Schritte vernommen hatte, die sich in Richtung Tür entfernten. Sie konnte seine Gegenwart spüren – fühlen, wie er über ihr lauerte und auf sie hinabstarrte. „Weißt du, was die osmanischen Türken für gewöhnlich mit neuen Frauen machen?“, fragte eine unangenehme Tenorstimme in makellosem Italienisch. „Wir folgen dem Rat des Korans und geißeln sie unmittelbar nach ihrer Ankunft in unserem Haushalt“, beantwortete dieselbe Stimme die Frage. „Sodass sie wissen, was sie erwartet, falls sie ungehorsam oder untreu sind.“ Ein Schauer kroch Elissa den Rücken hinauf. „Steh auf!“, bellte die Stimme. Hastig kämpfte Elissa sich auf die Füße, hielt jedoch die Augen niedergeschlagen und den Kopf gesenkt. Sie konnte sehen, wie seine Pantoffeln über die Fliesen wanderten, während er um sie herumging und in ihrem Rücken verschwand.
Es gelang ihr kaum, den Aufschrei zu ersticken, der ihrer Kehle entfliehen wollte, als sie seine Finger auf ihrem Hals spürte, die langsam ihren nackten Rücken hinabwanderten. „Aber ich denke, in deinem Fall kann ich eine Ausnahme machen“, flüsterte er – den Mund nahe an ihrem Ohr. „Es wäre eine schändliche Verschwendung, diesen wunderbaren Körper zu entstellen.“ Mit diesen Worten zerriss er den dünnen Stoff von Elissas Kleid und ließ sie splitternackt vor sich stehen. Entsetzt schrie sie auf und wirbelte herum, um ihrem Peiniger das erste Mal ins Gesicht zu blicken. Was sie sah, ließ ihr Herz aussetzen. Der Mann hinter ihr hatte die Ausmaße eines Schweins. Über seinem fetten Bauch spannte ein grüner Kaftan, der ihm viel zu eng war, und sein weiches, rundes Gesicht wurde von einem hellbraunen Bart halb verborgen. Sein Kopf, den für gewöhnlich ein Turban bedeckte, war jetzt nackt und sah kahl und blass aus. Aber es war vielmehr der Ausdruck in den wässrigen Augen, der Elissas Herz erstarren ließ. Sie waren bar jeder Spur von Menschlichkeit. Im Moment war alles, das sie in ihnen lesen konnte, Lust und der Hunger nach vollständiger Macht über ein anderes menschliches Wesen.
„Oh, mein Gott“, hauchte sie und wich in den dunklen Hintergrund der Kammer zurück, wobei sie mit zitternden Händen versuchte, ihre Blöße zu bedecken. „Dein Gott wird dir nicht helfen“, höhnte er und entknotete die Schärpe, die seinen Kaftan zusammenhielt. Als sein Gewand zu Boden fiel, enthüllte es seine erwartungsvolle, beschnittene Männlichkeit. Elissa schrie erneut auf. Ohne nachzudenken, griff sie nach einer Vase, die auf einem kleinen Tischchen neben dem bettähnlichen Diwan stand, und schleuderte sie dem sich bedrohlich nähernden Sultan entgegen. Ihr Verstand war wie leer gefegt vor Entsetzen. Es war ihr gleichgültig, ob man sie töten würde oder nicht. Nichts konnte furchtbarer sein als das! „Bleib mir vom Leib, du stinkender Heide“, kreischte sie und tastete nach einem weiteren Ziergegenstand. Er lachte leise. „Weißt du, das hat mir wirklich gefehlt!“ Geschickt wich er dem Wurfgeschoss aus und näherte sich lauernd. Gerade als Elissa sich bückte, um ein schweres Schachbrett aufzuheben, das achtlos in einer Ecke lag, stürzte er sich auf sie und warf sie mit dem Gesicht nach unten zu Boden, wobei er ihr brutal die Arme auf dem Rücken verdrehte. „Zeit zu spielen“, keuchte er und riss sie unsanft vom Boden empor. Mit einer pfeilschnellen Bewegung stieß er sie aufs Bett und setzte sich auf ihren Bauch – ihre Arme lagen nun bewegungsunfähig unter ihrem eigenen Körper. Dann ergriff er ihre Hände und band die Handgelenke am Kopfende des Bettes fest. Er grinste anzüglich auf ihre zitternden Brüste hinab, rollte sich mit einem tierischen Laut auf sie und schändete die hilflose Gefangene. Wie ein Schwein grunzend, genoss er die Panik in den weit aufgerissenen Augen seines Opfers und ignorierte die hysterischen Schreie.
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Selim war tief zufrieden. Er hatte das Mädchen entfernen lassen – ihr Geheul war ihm auf die Nerven gegangen. Es war sogar noch besser gewesen, als er gehofft hatte. Ihr makelloser Körper hatte die Farbe von heller Bronze, die wunderbar mit ihrem weizenblonden Haar korrespondierte. Sie war in der Tat eine Jungfrau gewesen, und
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