Die Töchter der Lagune
Unverständliches und ließ sich widerwillig von Jago umdrehen. Dann schnaubte er und trottete davon.
Während er dem Narren nachblickte, wie er lustlos in Richtung Tor davonschlurfte, schmiedete Jago weiter an seinem Schlachtplan. Bald, schon sehr bald würde Moro für seinen Hochmut bezahlen!
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Zypern, eine Kammer in der Zitadelle, Januar 1571
Desdemona hatte sich von Angelina verabschiedet und war in ihre Kammer zurückgeeilt. Als ihr Gemahl kurz darauf den Kopf durch den Türrahmen steckte, erwartete sie ihn in einem gemütlichen Sessel vor dem offenen Kamin. Obwohl sie immer noch innerlich zitterte nach dem Schreck, den sie erlitten hatte, als sie im Hof Zeuge seiner Härte geworden war, bemühte sie sich, ihre Gefühle zu verbergen. Übertrieben heiter begrüßte sie ihn: „Christoforo, was ist geschehen?“ Sein Gesicht war immer noch ernst, die Stirn zerfurcht und die für gewöhnlich milden Augen von Ärger verdunkelt. Er warf seinen Mantel achtlos in eine Ecke und ließ sich aufs Bett fallen, um die Stiefel von den Füßen zu zerren. „Wir sind unter Heiden!“, knurrte er und schleuderte das Wams seinem Umhang hinterher. Desdemona erhob sich, und als sie vor ihm stand, nahm sie sanft sein Gesicht in ihre Hände. „Möchtest du mir davon erzählen?“, fragte sie leise. Zuerst hatte sie den Eindruck, dass er sie abschütteln wollte wie ein lästiges Insekt. Doch dann überlegte er es sich anders und nahm sich zusammen. Sein Ehegemach musste von den Problemen, die sein Beruf mit sich brachte, unberührt bleiben! Er durfte seinen Zorn nicht auf Desdemona übertragen.
Mit einem tiefen Seufzer hob er den Kopf und betrachtete ihre schlanke Gestalt, die vom warmen Licht des Feuers hervorgehoben wurde. Und dann berichtete er ihr alles. Obgleich sie einen Teil des Vorfalles selbst mit angesehen hatte, ertappte sie sich dabei, wie sie seiner Zusammenfassung mit offenem Mund lauschte. „Aber dann trifft Cassio vielleicht gar keine Schuld!“, platzte sie heraus, als er geendet hatte. „Er ist so zuvorkommend“, fuhr sie fort, als er nichts darauf erwiderte. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass er den anderen aus lauter Übermut angegriffen hat.“ Christoforo schüttelte den Kopf. „Selbst wenn Cassio von dem anderen Burschen provoziert wurde, ist er zu weit gegangen, als er Marcantonio verletzt hat! Er ist einer der angesehensten Männer in dieser Stadt. Ich kann diesen Affront unmöglich übergehen.“ Desdemona ließ sich neben ihrem Gatten auf dem Bett nieder. „Aber was wäre, wenn Marcantonio ihm vergeben würde?“ „Er ist ernsthaft verletzt!“, explodierte Christoforo. Frauen! Was wussten sie schon von Ehre und Pflicht! Desdemona wich bei diesem heftigen Ausbruch erschrocken zurück. „Aber er war doch dein Trauzeuge“, spielte sie ihre letzte Trumpfkarte. Sicherlich hatte Christoforo das nicht vergessen. „Aber, aber, aber!“ Er war aufgesprungen und starrte mit harten Augen auf sie hinab. „Diese Angelegenheit geht dich nichts an! Ich weiß, dass du große Stücke auf Michele Cassio hältst, aber er hat ein schweres Vergehen verübt, und jetzt muss er die Folgen tragen! Ich möchte heute nicht mehr über ihn sprechen!“
Instinktiv war sie weiter von ihm zurückgewichen und hatte die Beine vor die Brust gezogen. Ihre blauen Augen waren angstvoll geweitet, und ihre Züge waren bei dieser unkontrollierten Reaktion erstarrt. Verdammt!, fluchte er innerlich. Das war gerade das, was er in dieser Nacht nicht gebrauchen konnte! „Es tut mir leid, Liebste“, entschuldigte er sich zerknirscht und kniete sich auf dem Bett vor sie, während seine Augen um Vergebung bettelten wie die eines Hundes. „Der Vorfall hat mich furchtbar erschüttert. Kaum sind wir angekommen, da fangen sie auch schon an, sich untereinander zu schlagen, anstatt ihre Anstrengungen auf den Feind zu richten.“ Er seufzte. „Komm ins Bett“, sagte Desdemona sanft und streichelte seinen breiten Rücken. „Wir können morgen noch einmal darüber sprechen.“ Ihr Gemahl nickte und kämpfte sich aus Hemd und Hose, um zwischen die Laken zu schlüpfen, welche sie einladend für ihn zurückschlug. Er spürte, wie der Ärger aus seinem angespannten Körper wich, als er sich an die weiche Brust seiner Frau schmiegte. Christoforo schloss die Augen und versuchte, die ärgerliche Unterbrechung ihrer Hochzeitsnacht zu vergessen.
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Zypern, eine Kammer in der Zitadelle, Januar
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