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Die Toechter Egalias

Die Toechter Egalias

Titel: Die Toechter Egalias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Brantenberg
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Aktionskomitees ab, warum sie in den Klub eingedrungen seien. „Es gibt keine Regeln, die die Mitgliedschaft von Männern im Klub untersagen. Dennoch ist es eine Selbstverständlichkeit, daß dort nur Frauen hingehen, während die Männer zu Hause sitzen und auf die Kinder aufpassen. Und es ist eine weitere Selbstverständlichkeit, daß der Klub nur von Frauen in Spitzenpositionen aufgesucht wird. Hier werden alle großen Entscheidungen gefällt. Hier plant dam, wie die Geschicke Egalias gelenkt werden sollen. Hier beweihräuchern sich die Frauen gegenseitig in ihrem verblendeten Frauenchauvinismus. Der Klub auf dem Plattenberg ist die wahre wenn auch nicht gewählte Volksburg Egalias, eine Versammlung, über die die Bevölkerung keinerlei Kontrolle hat. Wir fordern eine offene Mitgliedschaft für alle Wibschen. Und daraus folgt, wie alle vernunftbegabten Wesen leicht einsehen können: Wir fordern die Abschaffung des Klubs.“
    Ach so, die fanatischen Frauenhasser meinten also, daß dam nach einem mörderisch anstrengenden Arbeitstag sich nicht mal mehr einen Drink genehmigen dürfe? Also nein, das gehe nun wirklich zu weit. Dieser Anschlag auf die persönliche Freiheit könne nicht hingenommen werden.
    Die Egalsunder Zeitung hatte allerdings die Erklärung der Männer abgedruckt. Doch brachte das Blatt gleichzeitig einen Beitrag der Redaktion, in dem versucht wurde, die Bevölkerung gegen das Vorgefallene einzunehmen.
    „Ungesetzliche Aktion gegen die Unantastbarkeit des Privatlebens! Normale Zustände wurden wieder unnormal!“ lautete die Überschrift des Artikels.

Gro und Petronius — Frau und Mann

    „Du bekommst ein Kind, Petronius.“
    „Woher weißt du, daß es meins ist?“
    Gro schnappte nach Luft. „Petronius! Kann ein werdender Vater sich wirklich so wenig aus dem Kind machen, das er selber gezeugt hat?“
    „Nicht ich kriege das Kind, bei meinem Bart! Du bekommst das Kind. Ist das Kind etwa nicht bei dir im Bauch? O meine Göttin!“
    Sie saßen auf einem Felsen weit draußen in der Maibucht. Es war fast ganz still. Kleine Wellen trieben landeinwärts. Gold der untergehenden Sonne lag auf ihnen.
    Es gab mal eine Zeit, da wäre Petronius der glücklichste Mann auf der Welt gewesen, wenn er diese Worte aus dem Munde seiner Geliebten vernommen hätte: „Du bekommst ein Kind, Petronius, stell dir vor, du bekommst ein Kind!“ Es gab mal eine Zeit, da er die Zeugung eines Kindes als einzige Möglichkeit zur Flucht erkannt und daher keine Verhütungsmaßnahmen beachtet hatte. Ob er eine Ausbildung erhielt, war ihm egal gewesen, wenn er von ihr nur ein Kind bekam. Auf die Ansichten und Ratschläge seiner Mutter hätte er liebend gern gepfiffen, wenn er nur das Kind mit ihr zeugte. Manchmal sprach er mit ihr darüber. Er erzählte ihr, wie ihm damals vor fünf Jahren im Gebärpalast zumute gewesen sei, als er dort auf Mirabello gewartet habe. Es gab mal eine Zeit, da hätte Petronius es als Erfüllung seines Lebens betrachtet, mit Gro ein Kind zu zeugen.
    Vor einiger Zeit hatte er aufgehört, die Pille zu nehmen, denn er bekam ständig Kopfschmerzen. Er wußte zwar nicht, ob es daran lag. Aber solange er die Pille nahm, bekam er Kopfweh, und wenn er mit der Pille aufhörte, hörten auch seine Kopfschmerzen auf. Als er deswegen eine Ärztin aufsuchte, versicherte sie ihm, daß er ein völlig neues Präparat benutze, das, wie die Forschung bewiesen habe, überhaupt keine Nebenwirkungen besitze. Seine Kopfschmerzen hätten also nichts damit zu tun. Er sei sicher nur überanstrengt. Habe er nicht übrigens viel mit der Männerbewegung zu tun?
    Da hatte er nun die Bescherung! Was war schlimmer: Kopfschmerzen oder Kind?
    „Erinnerst du dich noch an das, was du mir damals gesagt hast, Gro?“
    „Nein.“
    „ ,Du bist mein’, hast du gesagt. ,Du bist mein.’“
    „Bist du es denn nicht?“
    „Nein... nein. Ich bin es nicht.“
    „Aber du mußt doch für das Kind sorgen.“
    „Ja, natürlich.“ Er warf einen Stein ins Wasser. Pillenregistratur und Büro für Vaterschaftsangelegenheiten schwirrten in seinem Kopf durcheinander. Er galt als freier Samenspender auf dem Markt. Er würde da nie rauskommen. „Ja. Ich muß für das Kind sorgen“, rief er. Er merkte, wie bei diesen Worten der Zorn in ihm hochstieg. „Ich werde für das Kind sorgen, verstanden? Aber ich werde zum Kuckuck noch mal nicht auch noch für dich sorgen!“
    Petronius spürte einen schweren schmerzenden Schlag gegen das Nasenbein. Er

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