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Die Toechter Egalias

Die Toechter Egalias

Titel: Die Toechter Egalias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Brantenberg
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schon ein bißchen blind und gesprungen war. Petronius sah, daß sich sein ganzes Gesicht verändert hatte: unter beiden Augen waren großflächige, dunkelrot verfärbte Blutergüsse und eine unförmig geschwollene Nase, die sonderbar schief wirkte.
    „Ich habe dich gewiß nicht gerade hübscher gemacht“, sagte Gro und lächelte zaghaft.
    Ich hasse dich. Wie kannst du nur lächeln? Wie kannst du nur behaupten, daß es dir in der Seele weh tut? Glaubst du denn, es tut mir nicht weh? Glaubst du, nur weil ich körperlichen Schmerz empfinde, tut es mir nicht auch psychisch weh? Glaubst du, nur dir tut es weh? Tut es dir weh, ja? Tut es dir wirklich weh? Tut es dir wirklich leid, wie du mich zugerichtet hast, oder betrachtest du das lediglich als einen unerheblichen komischen Zwischenfall? Werden wir womöglich bald darüber herzhaft lachen? Werden wir gar darüber reden, wie komisch es war, als du am Strand gestanden und mir auf die Finger getreten hast, während ich versuchte, mich aus dem eiskalten Wasser zu retten, in das du mich hineingestoßen hattest? Wird uns etwa bald feierlich zumute werden, wenn du dir mein verunstaltetes Gesicht ansiehst? Oh, ich habe eine solche Angst! Ich traue mich einfach nicht, dir etwas zu sagen. Ich habe nur Angst.
    „Nein“, erwiderte Petronius, „aber das geht ja vorüber.“
    „Ich habe schon daran gedacht, ob deine Nase vielleicht gebrochen ist.“ Gro fing an, sie abzutasten. Er schrie leicht auf. Es war der gleiche Schmerz, den er fühlte, als die Schläge ihn trafen. „Ich glaube es aber nicht.“
    Er hielt ihre Hand. Plötzlich kam sie ihm noch viel schöner und stärker vor als je zuvor. Er verspürte Lust, sich in Vertrauen und Geborgenheit an sie zu schmiegen — an ihren kräftigen Körper, ihre großen Brüste — und einfach einzuschlummern.
    „Warum willst du mich nicht mehr haben, Petronius? Du liebst mich doch.“
    „Ja.“
    „Und du willst mich nicht? Mich nicht, und auch dein Kind nicht?“
    Ich habe Angst. Ich traue mich nicht, darauf zu antworten. Wenn ich dir antworte, würdest du mich wieder schlagen. Ich kann dir nicht antworten, denn du sitzt hier — und ich vermag nichts zu tun. Du kannst mich windelweich prügeln, wenn du willst. Du kannst noch Schlimmeres mit mir anstellen. Du kannst mich umbringen, wenn du willst. Was soll ich machen? Ich kann dir keine Antwort geben.
    Er umfaßte ihren Kopf und zog ihn zu sich. Er wollte an nichts anderes denken als an die, die er geliebt hatte — nichts weiter. An eine Gro, die es einmal in seiner Vorstellung gegeben hatte, eine Gro, die es vielleicht nirgendwo anders gab als in seinem Kopf: ein Traum von der Liebe zu einer Frau...
    Unversehens war er in den Sog ihrer Anziehungskraft geraten. Er fühlte, daß er jederzeit wieder schwach und nachgiebig werden konnte. Gro war schön und stark.
    „Ich liebe dich.“
    Das kam einfach so heraus, ohne daß er vorher daran gedacht hatte. Bei diesen Worten wurde er sich aber auch bewußt, daß er so nicht weiterleben konnte. Er konnte nicht mit dieser Nachgiebigkeit und Schwäche leben, die er in Gros Nähe empfand, nur manchmal, aber nicht im täglichen Leben. Nicht, wenn sie etwas gemeinsam unternehmen wollten, sozusagen am gleichen Strang zu ziehen beabsichtigten. Denn kaum war er in ihrer Nähe, waren all seine Reaktionen und Bewegungen blockiert. Und das Gefühl, daß er sie liebte, macht ihn völlig willenlos.
    „Aber willst du denn nicht hier bei mir sein, wenn du mich liebst? Willst du denn nicht mit mir und dem Kind hier weiter leben? Wollen wir hier nicht zusammen sein und das fortsetzen, was wir begonnen haben?“
    Doch, natürlich. Er wollte bei ihr sein. Nichts hatte Wert außer ihr, ihrer Nähe. Ihr Nahesein gab ihm Leben. Petronius nickte. Er fühlte sich unendlich müde.
    „Sag, daß du es willst, Petronius! Sag ja!“ Gros Stimmung wurde zusehends gelöster und zuversichtlicher. Sie redete sich in Eifer, löste behutsam seinen Griff um ihren Kopf und zündete sichern Zigarillo an. „Weißt du was? Es gibt eine gute Nachricht. Habe ich dir davon noch nicht erzählt?“
    Petronius schüttelte den Kopf und sah sie erwartungsvoll an. „Es wird hier draußen keine Probleme mehr geben. Ich kann für uns alle sorgen, für uns alle zusammen. Ich bin nämlich beauftragt worden, vom Sommer an die dritte Taucherinnenabteilung zu führen. Lis Ödeschär hat es mir vor ein paar Tagen mitgeteilt. Sie hat mich befördert. Sie kam zu mir und meinte, wir sollten

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