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Die Toechter Egalias

Die Toechter Egalias

Titel: Die Toechter Egalias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Brantenberg
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lieben, wenn er von ihm weggehen will? Sie sollten doch zusammen zum Gebärpalast gehen. ‚Petronius...’ Er fühlt, wie die Glut der Fackel ihm jetzt die Nase verbrennt, er spürt einen wahnsinnigen Schmerz und gleichzeitig Baldrians zärtliche Hand, die ihm über den Kopf streicht.
    „Petronius!“
    Petronius starrte in Gros Gesicht. Er schrie.
    Ihre Hand strich ihm noch immer über den Kopf, ganz sacht. Unendlich zärtlich. Sie flüsterte noch einmal seinen Namen.
    „Petronius, du warst so unruhig. Du hast im Schlaf geweint. Ich mußte dich wecken.“
    Er nahm ihren Arm und strich sanft mit der Hand über ihn hin. Dann zog er ihren Kopf zu sich und schluchzte.
    „Es tut so weh...“
    „Ja, in mir tut es auch weh. Es tut in meiner Seele ebenso weh wie in deinem Körper...“
    Er verzog den Mund zu einem schiefen Lächeln, als sie das sagte. „...ich hatte gehofft... ich meine, ich fand, du bist mir so entglitten.“
    Ich bin dir jedenfalls jetzt entglitten, und zwar im doppelten Sinn, dachte Petronius. Er hatte Angst. Er konnte nicht äußern, was er dachte. Er fühlte sich verwirrt und schwieg.
    „Ich hatte einfach Angst, dich zu verlieren. Ich fürchtete, du und die anderen Jungen würden nicht mehr hierherkommen.“
    „Nein...“
    Nein, deshalb nicht, sondern weil du dich zur Anführerin aller aufspielen wolltest. Du hast uns alles beigebracht, was du nur konntest. Solange du uns was beibringen konntest, solange du selber besser warst als wir, ging alles gut. Doch als wir genauso tüchtig geworden waren, da wolltest du uns auch weiterhin an die Kandare nehmen. Alle sollten nach deiner Pfeife tanzen. Du wolltest alles selber bestimmen, bei dir hier. Wir wollten gar keine Führung haben. Du selber verträgst keine Führerschaft, jene Führung, die dich und deine Klasse immer mehr in den Abgrund führt. Aber deine eigene Führung, die verträgst du. Wie schön für dich, alle Jungen hier um dich zu haben. Pech für dich, daß sie nun nicht mehr kommen. Schade, daß sie Herrlein Uglemoses Villa vorziehen. Schade, daß du jetzt keinen mehr hast, den du dann und wann verführen kannst. Wer ist der Vater deines Kindes? Ist es Syprian? Ist es Fandango? Bin ich es? Wie kann ich das wissen? Pech für dich, daß du hier kein Maskulinistenzentrum hast. Matraxismus in der Theorie und Vergewaltigung in der Praxis. Ich habe Angst. Ich habe einfach Angst und könnte vor Wut losheulen.
    „Ich weiß gar nicht, warum ihr nicht mehr herkommen wollt. Es waren doch alle Voraussetzungen dafür gegeben.“ Sie stützte die Stirn in die eine Hand. „Daß ich dir das an tun konnte, Petronius.“
    „Ich hasse dich. Daß du mir das antun konntest! Ha! Du hast alles in mir zerbrochen, alles, was ich für dich empfunden habe.“
    „Du mußt nicht mehr daran denken. Es geht vorbei... Es tut mir so leid, Petronius. Ich verstehe nicht, wie...“ Sie fing wieder an, ihn zu streicheln, so als tröste sie sich selber. „Schmerzt es sehr? Soll ich einen kalten Umschlag machen?“
    Sie erhob sich, holte ein nasses Tuch und legte es auf seine Nase. Petronius drehte sich ein wenig auf die Seite und erblickte einen Haufen blutgetränkter Papiertaschentücher, die auf dem Fußboden verstreut lagen. „Wenn es mir ein bißchen besser geht, werde ich aufräumen“, sagte Petronius.
    „Ich verstehe nicht... ich war so enttäuscht. Es tat in mir so weh. Ich hatte gehofft, du werdest zu mir zurückkommen... Ich hatte gehofft, das Kind könnte dich wieder an mich binden, weil ich weiß, daß du dir immer ein Kind gewünscht hast und du es von mir haben wolltest. Wolltest du das nicht, Petronius? Und nun willst du es nicht mehr. Warum willst du es nicht? Willst du es denn wirklich nicht? Was hat sich zwischen uns verändert? Wir lieben uns doch. Das wissen wir doch. Das haben wir immer gewußt. Habe ich mich verändert? Ich bin doch immer dieselbe geblieben, oder? Was stimmt denn plötzlich nicht mehr an mir?“
    „Da bist nicht nur du, Gro...“ Angst würgte ihn im Hals.
    „Deine Mutter, meinst du?“
    Petronius schüttelte den Kopf. Bei dieser Bewegung schmerzte der ganze Kopf. Er faßte sich vorsichtig an die Nase und stellte fest, daß sie stark geschwollen war. Sie mußte wenigstens doppelt so groß sein wie sonst.
    „Kann ich bitte einen Spiegel haben?“
    „Scheiß drauf, wie du aussiehst.“
    „Kriege ich keinen Spiegel?“
    „Du denkst auch bloß immer an dem Aussehen.“
    Sie stand auf und holte einen kleinen Taschenspiegel, der

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