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Die Toechter Egalias

Die Toechter Egalias

Titel: Die Toechter Egalias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Brantenberg
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Rut Bram. Ist deine Frau zu sprechen?“
    „Ja natürlich, sie sitzt hier und sieht sich die Volksburgdebatte im Fernsehen an, völlig langweilige Sache, mir jedenfalls ist das zuviel, aber sie ist nicht wegzukriegen, in den letzten zwei Stunden hat sie nicht ein einziges Mal mit mir geredet, jedesmal, wenn ich was sage, bekomme ich nur zu hören, ich soll den Mund halten, weil ich eine Abgeordnete unterbreche und sie nicht verstehen kann, was die sagen. Na ja, aber ich finde, sie kann gar nicht behaupten, daß ich sie unterbreche, die reden ja doch die ganze Zeit weiter und können mich ja überhaupt nicht hören und außerdem reden die ja doch alle immer dasselbe, ich kann gar nicht begreifen, daß es so wichtig sein soll, ihnen zuzuhören. Es ist aber wirklich lieb von dir, daß du angerufen hast. Kann ich irgend etwas für dich tun?“ Während des ganzen Redeschwalls hatte Rut Bram den Hörer etwa zehn Zentimeter vom Ohr entfernt gehalten und die Augen verdreht. Als sie plötzlich merkte, daß es still geworden war, drückte sie den Hörer wieder ans Ohr. „Hallo? Bist du es, Lis?“
    „Ich wußte doch, daß du mit Lis reden wolltest. Weißt du, ich hab' nämlich keine, mit der ich reden kann, und das ist ganz schön schlimm. Wie geht’s denn deinem Mann? Wir haben uns schon lange nicht...“
    „Ach, danke, gut. Könnte ich jetzt...“
    „Schön zu hören, wirklich schön. Findest du nicht, daß wir uns mal treffen sollten? Ich meine, wir alle vier? Dann könnte ich ein richtiges Festessen machen.“
    „Kristoffer geht morgen zum Kaffeeklatsch. Vielleicht trefft ihr euch da.“
    „Nein, nein. Ich muß ja zu Hause bleiben. Es ist aber wirklich nett, daß du nachfragst, aber, wie gesagt, ich muß zu Hause sein, denn Lis muß auf See, und es ist nicht sicher, wann sie zurückkommt, und ich gehe nicht gern aus dem Haus, wenn sie weg ist. Es ist schrecklich zu wissen, daß da draußen was passieren kann, das ist schon eine gefährliche Sache, und oft habe ich Angst, wenn es stürmt, so richtig stürmt und ein Unwetter heraufzieht.“
    Rut Bram war außer sich vor Zorn. Sie wollte gerade so richtig loslegen, als sie im Hintergrund eine gereizte Frauenstimme hörte. „Worüber kann dam nur so lange reden? Kannst du mit deinem Gespräch nicht bald aufhören?“
    „Aber das ist doch für dich“, sagte Herr Ödeschär zu seiner Frau, sprach dabei aber ins Telephon, legte den Hörer aus der Hand und sagte zu Rut Bram, wobei er diesmal aber ins Zimmer sprach: „Jetzt kommt sie!“
    Er hatte bei seiner Frau Mißfallen erregt und war nun total verwirrt. Lis Ödeschär nahm den Hörer. „Sie diskutieren in der Volksburg noch immer die Arbeitsmarktsituation. Ich habe leider keine Zeit...“
    „Lis? Hier ist Rut.“
    „Ja, hallo, du olles Säugetier. Du mußt schon entschuldigen. Wie geht’s?“
    „Prima, prima. Aber ich habe ein Problem, das ich mit dir besprechen wollte.“
    .Schieß los! Britobert, stell doch mal den Fernseher ab! Ich kann gar nicht hören, was Rut sagt.“ Britobert stellte den Fernseher ab, während er etwas vor sich hin brabbelte. Lis setzte sich bequem in den Telephonsessel. „Britobert! Wo sind die Zigarillos? Ich habe dir doch gesagt, daß auf dem Telephontischchen immer welche liegen sollen.“ Herr Ödeschär holte das Päckchen, das Lis auf dem Sessel am Fernseher liegengelassen hatte.
    „Entschuldige bitte die Unterbrechung. Womit kann ich dir dienen, meine Liebe?“
    „Habt ihr eigentlich genaue Messungen der Kieferstärke des Speerbeißers durchgeführt?“
    „Wir haben es versucht. Aber das ist ein ganz besonders schwieriges Problem. Wir haben mit denen im Aquarium Experimente durchgeführt. Du kennst ja den Bestand, den wir im Institut haben.“
    Das war Rut Bram ganz neu. „Ja, eben“, sagte sie trotzdem.
    „Das Problem ist nur, die sind gezähmt. Und so lebensgefährlich der Fisch im Freien sein kann, so sanft und freundlich kann er sein, wenn er gezähmt ist. Er ist ein ungewöhnlich intelligentes Tier. Geradezu unwahrscheinlich intelligent! Deshalb wissen wir nicht genau, ob er bei unseren Experimenten richtig zubeißt. Es sieht manchmal so aus, als wüßten sie, daß wir experimentieren, und sie nicht mitarbeiten wollen. Das Problem stellt eine echte Herausforderung dar, wirklich. Wir arbeiten daran.“
    „Weißt du“, sagte Rut Bram und räusperte sich, „mein Problem liegt ein bißchen anders. Ich bin nicht so sehr an der Konstruktion eines Speers interessiert,

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