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Die Toechter Egalias

Die Toechter Egalias

Titel: Die Toechter Egalias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Brantenberg
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sondern an einer Röhre.“
    „Was um alles in der Welt willst du denn damit?“
    „Das ist vorläufig noch ein Geheimnis, doch bei Gelegenheit will ich es dir verraten. Du weißt ja, wie die Herren von der Vermittlung sind.“
    „Du schlaue Füchsin! Ich werde sehen, was sich machen läßt.“
    „Ich zähl’ auf dich.“
    „Sehen wir uns bald?“
    „Keine schlechte Idee. Ist ja auch schon lange her.“
    „Wie wäre es im Klub?“
    „O.K.!“
    Kameradschaftlich lächelten sie sich durchs Telephon an.
    „Tschüs, bis dann, du Stachelschwein.“
    „Tschüs, bis dann.“
    Rut schlug sich auf die Schenkel und freute sich. Lis hatte sie immer Stachelschwein genannt, weil ihre Haare so abstanden. Sie strich sich durchs Haar. Dann ging sie ins Bad zu ihrem Mann, umfaßte ihn und fühlte ein plötzliches Bedürfnis nach Zärtlichkeit. Sie ließ die Hände über seinen Bauch gleiten und schaute auf den hübschen neuen PH. Sie hatten lange über den Kauf diskutiert, jetzt aber war Rut mit dem Ergebnis doch sehr zufrieden. Kristoffer fönte gerade seinen Bart. „Hübsch wird der“, sagte Rut. Beide blickten zufällig in den Spiegel. Ihnen schien es, daß sie darin wie ein reizendes Paar aussahen.
    Kristoffer hatte sich gerade gründlich betrachtet und eine Gesichtsmaske aufgelegt. Er hatte dabei mit Entsetzen festgestellt, daß ihm an Schläfen und Stirn die Haare ausgingen. Er war verzweifelt. Mußte er schon jetzt eine Perücke haben? Er war doch erst achtunddreißig! Mit Grauen dachte er an den Großhändler Herrn Monatochter, der im letzten Jahr eine Perücke haben mußte. Er hatte inständig gehofft, er könnte seine Haare noch einige Jahre erhalten. Perücken sahen nie ganz echt aus, wieviel dam auch für sie ausgab. Die Älteren sagten, es sei so ein beschämendes Gefühl, wenn die Frauen sie mitten im Liebesakt loszerrten. Denn einerseits verlangten ja die meisten Frauen, daß Männer auch beim Lieben eine Perücke trugen, damit sie nicht ganz ihre Lust verloren, aber in der Erregung vergaßen sie oft alle Vorsicht.
    Rut faßte ihn plötzlich um die Schultern.
    „Rut?“
    „Kristoffer!“
    Seine Hände strichen sanft über den Kopf.
    „Bist du mein ein und alles auf dieser Welt?“ fragte sie. Er nickte. Sie zwickte ihn am Bart. Er lächelte. Er hatte so schöne Zähne. Die Eckzähne strahlten immer so, wenn er lächelte. Sie streichelte seinen Rücken, griff ihm an seinen Schambeutel und drückte ihn ein bißchen.
    „Ich habe übrigens gestern eine Einladung für uns angenommen. Vom Klub. Für den jährlichen Flatterball.“ Sie zog ein Kuvert heraus, entnahm ihm die Karte und las: „Direktorin Bram und Gatte werden hiermit zum Klub-Flatter eingeladen. Die Stunde ist gekommen, da wir die Herren mitnehmen dürfen. Die Frühlingsgefühle sind im Aufbruch! Kleidung: Cocktail-Kittel und schwarz, Herzlichst der Vorstand.“
    „O Rut — ich komme so selten raus. Was soll ich bloß anziehen?“
    „Tja, was sollst du bloß anziehen? Was sollst du nur anziehen? Das ist ja wohl dein Problem.“
    „Ja schon, aber ich möchte gern etwas tragen, was dir auch gefällt.“
    „Wie wäre es mit dem dunkelroten Hemd? Das paßt ausgezeichnet zu den dunkelroten Bartrosetten. Die stehen dir am besten.“
    „Aber dunkelrote Bartbänder sind ganz unmodern. In diesem Jahr sollen es helle Farben sein. Du bist nie auf dem laufenden , meine Liebe.“
    „Wenn das eben eine versteckte Bitte sein sollte, dir neue Bartrosetten zu kaufen, so antworte ich mit einem glatten ,Nein‘ . Die sind entsetzlich teuer. Ich begreife einfach nicht, warum sich Mannsbilder immer mit so schrecklich teuren Sachen schmücken müssen. Außerdem muß ich Steuern nachzahlen und...“
    „Alle anderen tragen helle Farben, wenn...“
    „Ist nicht drin, sag’ ich. Außerdem siehst du sowieso immer so mollig und hübsch aus, egal, was du anhast. Und übrigens weiß ich noch nicht einmal, ob ich überhaupt Lust habe, in diesem Jahr zum Flatterball zu gehen. Die enden immer mit diesem einfältigen Partnertauschspiel. Letztes Jahr ist Ödeschärs Mann mit der Plattenberg verschwunden und...“
    „Dann vergiß es. Weißt du was? Wir setzen uns jetzt auf die Terrasse, dann schieben wir deine ganze widerliche Arbeit weg, und ich mixe uns einen kleinen. Es ist draußen gerade so richtig schön, und die Sonne geht über den Schären unter.“ Er legte seine Stirn an ihre Brust. „Es gibt kaum etwas Schöneres, als an so einem lauen Sonnabend draußen

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