Die Toechter Egalias
hatten, wurden als fanatisierte und unmoralische Einzelgänger bezeichnet. Darauf verließen zahlreiche Männer die Klubs voller Abscheu. Auf jeden Fall deponierten einige ihre Kinder doch vor dem Büro für Vaterschaftsangelegenheiten und suchten schleunigst das Weite. Die Kinder lagen vor der Tür, schrien, heulten und brüllten. Vorsorglich hatten die Männer Wachen aufgestellt, die verhinderten, daß vorbeikommende Männer die Kinder aufnahmen und sie zu beruhigen versuchten. Schließlich mußten die Frauen aus dem Büro für Vaterschaftsangelegenheiten die Kinder selber aufnehmen. Sie wußten aber nicht richtig, wie sie die Kinder beruhigen sollten, konnten sie nicht ordentlich halten, und so wurde es im Amt nicht eher still, bis sie einige Putzmänner, die nach Dienstschluß kamen, dazu überredeten, sich der Kinder anzunehmen. Ein wildes Chaos entstand bei der Neuverteilung der Kinder. Sie waren nämlich noch so klein, daß dam an ihnen keinen Unterschied erkennen konnte. Folglich gab es in den offiziellen Papieren ein heilloses Durcheinander. Hier zogen die Frauen einen energischen Schlußstrich. Die dreißig Männer, die ihrer wahren Natur zu trotzen sich erdreistet hatten, wurden für eine Zeit nach Fallüstrien geschickt und wegen grober Mißhandlung unschuldiger Kinder verurteilt. Das Büro für Vaterschaftsangelegenheiten erfuhr auch, welche Männer noch in den Männerklubs organisiert waren, und denen sprach dam die dreißig Säuglinge zu. Das machte eine neue Vaterschaftsregistrierung erforderlich. Viele dieser Männer hatten sich freilich gegen die Aktion ausgesprochen. Doch das half ihnen jetzt nichts. Das nahm ihnen im Büro für Vaterschaftsangelegenheiten keine ab. Nun reichte es der Behörde. So schwelten Streit und Feindschaft zwischen den Männern weiter. Vielen von ihnen wurde innerhalb kurzer Zeit ein weiteres Kind zugesprochen. Durch die Anti-Vaterschaftskampagne erwuchsen den Männern und ihrer Sache auch zahlreiche Gegner, auch unter den Männern selber. Zwar meinten sie, sie müßten gleiche Rechte wie die Frauen haben, doch seine Aufgabe als Vater verweigern — das gehe entschieden zu weit.“
Herrlein Uglemose machte eine Pause und räusperte sich. Die Maskulinisten hatten nie zuvor von diesen Aufständen gehört. Sie waren nicht nur empört, daß sie nie etwas darüber erfahren hatten, sie waren auch erschrocken. Würden ihre eigenen Aktionen die gleiche Wirkung haben? Nein, wenn sie so zu denken anfingen, würden sie nie weiterkommen. Es empfahl sich statt dessen , alle Erkenntnisse über das, was Männer in früheren Zeiten unternommen hatten, zu sammeln, damit alle Männer davon profitieren konnten. Aber das war eine ungeheure Arbeit. Woher sollten sie das Geld dafür bekommen? Und wer war besonders befähigt, die Geschichte der Männerbewegung zu schreiben?
„Und was machen wir selber, damit die Männer in zwanzig oder fünfzig Jahren wissen, was wir gemacht haben?“ sagte Herrlein Uglemose unvermittelt. „Natürlich wird einiges darüber geschrieben, was wir denken, und es wird eine Menge darüber geschrieben, was Frauen über uns denken. Aber was schreiben wir darüber, was wir machen? Was garantiert uns, daß unser Aufstand nicht vergessen wird? Und auch wenn wir etwas schreiben — welche Garantie haben wir, daß es auch wirklich zu den Leuten gelangt, gelesen und bewahrt wird? Früher haben Männer auch ihre Annalen verfaßt. Sie wurden aber nicht veröffentlicht. Frauen sind es, die bestimmen, was veröffentlicht werden soll und was nicht. Frauen sind es, die bestimmen, was wesentlich und was unwesentlich ist. Und Frauen sind es auch, die die Geschichte schreiben.“
Fische und Romantik
„In Matraxias Werken finden wir eine gründliche Analyse aller wesentlichen Aspekte der Gesellschaftsstruktur“, sagte Gro Maitochter und blickte Petronius streng an. „Ich gehöre nicht zu den Typen, die nicht am eigenen Leib erfahren haben, worauf Matraxia ihre Theorie aufbaut. Für mich ist das nicht nur Theorie. Meine Großmutter, die Sture von der Bucht, war angewandter Matraxismus in Reinkultur. Sie wußte, wie sie zu handeln hatte, obgleich sie einem aussterbenden Teil der Unterschicht angehörte. Sie ist damit fertig geworden. Ihr ist es zu verdanken, daß ich heute hier stehe, wo ich stehe. Und insofern ist es ebenfalls ihr zu verdanken, daß ihr euch hier aufhalten konntet.“
Zum x-ten Male fühlte sich Petronius vor seiner Geliebten schwach und nachgiebig werden. Er
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