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Die Toechter Egalias

Die Toechter Egalias

Titel: Die Toechter Egalias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Brantenberg
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daß Frauen nur über Frauen schreiben, weil sie Frauen sind. Aber genau das tun sie.
    Da es viel unerhörter und empörender ist, auf die Unterdrückung des Mannes als auf die der Unterschicht hinzuweisen, so muß es wohl deshalb sein, weil die Geschlechtsunterdrückung noch empörender ist als die Klassenunterdrückung.
    Wenn wir etwas über Männer aus früheren Zeiten erfahren wollen, sehen wir uns gezwungen, Fußnoten und Anmerkungen zu studieren und vor allem zwischen den Zeilen zu lesen. Das habe ich jahrelang getan. Und da habe ich einiges herausgefunden.“
    Herrlein Uglemose stockte. Die anderen horchten auf. Er fühlte, wie eine sonderbare Wärme und Gelassenheit seinen Körper durchströmte. Entspannt setzte er sich zurück in den Sessel und fuhr mit gesenkter Stimme in seinen Darlegungen fort: „Vor etwa dreihundert Jahren war es zum Beispiel in Pax üblich, den Männern die Beine in Kniehöhe mit Stricken zusammenzubinden. Es waren unbefleckte Knaben, denen diese Behandlung widerfuhr, denn sie sollten lernen, sich züchtig zu bewegen und nicht zu große Schritte zu machen. Sie mußten lernen, mit zusammengeschnürten Knien die Beine zu bewegen. Ihr könnt euch ja wohl vorstellen, wie sie sich bewegten. Der eigentliche Grund für diese Tortur war natürlich nicht, den Knaben anmutige Bewegungen beizubringen. Sie sollten vielmehr daran gehindert werden, sich zu weit von Mutters Aufsicht zu entfernen, damit sie ein passendes Vaterschaftspatronat bekommen konnten. Ich sprach darüber einmal im Lehrerzimmer mit der Kollegin Ei. Sie unterrichtet ja auch Geschichte. Wißt ihr, was sie gesagt hat? ,Das war wohl damals Mode. Männer denken sich ja oft die komischsten Sachen aus .‘ Glücklicherweise läutete es. Jedenfalls kriegten viele Männer eine schlechte Haltung und Rückenschmerzen von der unnatürlichen Bewegungseinschränkung, unter der sie ihr ganzes Leben litten, auch noch nach dem Aufschneiden der Stricke, sobald sie ein Vaterschaftspatronat erhalten hatten. Unzählige Male lehnten sich die Männer gegen diese unwibschliche Behandlung auf. Sie trafen sich heimlich und durchtrennten die Stricke, obgleich sie wußten, daß dies als Entweihung galt. Sie liefen in den Wald und versteckten sich. Sie schickten an andere junge Männer insgeheim Aufforderungen, das gleiche zu tun. Aber schließlich fing dam sie doch wieder ein und legte ihnen nach einer beträchtlichen Zahl von Peitschenhieben die Stricke wieder an. Wir erfahren darüber aus der paxischen Geschichte nur indirekt etwas, weil unter anderem davon berichtet wird, daß einzelne Mütter sich über ungehorsame Söhne beklagten.
    Unter dem Begriff Aufruhr läßt sich mancherlei verstehen. Aufruhr ist beispielsweise auch, wenn ein Junge protestiert und mault, weil er daran gehindert wird, Dinge zu tun, die ihm Spaß machen. Er wird gezwungen, in Kleidern zu gehen, in denen er sich nicht bewegen kann. Später zwingt dam ihn, einen PH zu tragen. Er weiß, daß es viele Berufe gibt, die er nicht wählen darf. Er entdeckt folglich sogleich, daß ihm diese Behandlung nur widerfährt, weil er ein Junge ist. Es gibt keine andere Erklärung dafür. Denn allen Mädchen ist es erlaubt, all das zu tun, wozu auch er Lust hat. Er kann sich damit nicht abfinden, weil es ihm einfach ungerecht erscheint. Als Auflehnung deuten kann dam aber auch, wenn Männer in Gruppen miteinander reden, sei es in den Büros für Vaterschaftsangelegenheiten, bei der Pillenregistratur oder in Geschäften und dabei Gespräche führen, die Frauen als dumm und unwichtig abtun. Phantastisch, daß Frauen behaupten, diese Gespräche seien dumm und unwichtig, wo sie doch überhaupt keine Ahnung haben, worüber die Männer reden. Und zuhören wollen würden sie nie. Die Frauen finden solche Männergespräche deshalb albern und belanglos, weil die Aufmerksamkeit der Männer nicht auf sie gerichtet ist. Die Männer machen den Eindruck, als gefalle ihnen das. Das mögen aber Frauen nicht. Sie reden davon, wie es ihnen geht. Sie reden über ihre Schmerzen und Krankheiten, lassen Geschlechtsgenossinnen gegenüber keine Nachsicht walten, wenn sie so zusammen stehen und reden. Auch das ist Aufruhr — oder zumindest der Beginn eines Aufstandes. Darüber erfahren wir natürlich nichts. Und wir sehen das auch nie als Auflehnung an. Doch das ist Aufruhr, so wie es Aufruhr ist, daß Männer ihre Frauen ausschimpfen, wenn die wie verrückt im Haus rumfrauschen. Wir hören aber auch nichts von den

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