Die tödliche Bedrohung
reiben“, brummte sie. „Außerdem wird er es Cilla erzählen, damit sie dasselbe machen kann.“
„Ich könnte mir vorstellen, dass sie Besseres zu tun haben.“
„Sie sind verheiratet“, schoss sie zurück. „Ehepaare lieben es … lieben es … über …“
„Über was?“
„Na ja … über andere Leute zu tratschen, eben.“
Dass sie so durcheinander war, gefiel Colt. Er war überzeugt davon, dass nur ganz wenige Auserwählte den coolen Lieutenant je in Verlegenheit gesehen hatten. Von dieser Erfahrung wollte er jeden Moment genießen. Grinsend lehnte er sich an den Tresen.
„Weißt du was? Wenn du sie richtig fertigmachen willst, musst du mich heute Nacht mit zu dir nehmen.“
„Nur in deinen Träumen, Nightshade.“
Er hob eine Augenbraue. Ihre Stimme hatte ein kleines bisschen gezittert. Das gefiel ihm, es gefiel ihm sogar sehr. „Tja, so sieht es im Moment wahrscheinlich aus, Darling. Aber ich sage dir gleich, dass ich nicht bereit bin, noch sehr viel länger zu warten, bis diese Träume Wirklichkeit werden.“
Um ihre Hände ruhig zu halten, griff sie nach ihrem Weinglas und trank einen Schluck. „Soll das eine Drohung sein?“
„Althea.“ Seine Stimme klang, als ob er alle Geduld der Welt hätte. Das fand er amüsant, weil er sich nicht erinnern konnte, jemals in seinem Leben geduldig gewesen zu sein. „Wir wissen beide, dass sich das, was sich eben zwischen uns abgespielt hat, nie und nimmer in eine Drohung verwandeln kann. Es war schön.“ Er fuhr ihr mit einem Finger übers Haar. „Und wenn wir allein gewesen wären, wäre es noch viel schöner gewesen.“ Obwohl sich seine Absicht durch ein Aufflackern in seinen Augen ankündigte, gelang es ihr nicht, die Tat zu vereiteln. Seine Finger schoben sich in ihr Haar, hielten ihren Kopf fest. „Ich will dich, Althea, und zwar sehr. Und darüber kannst du denken, was immer du willst.“
Sie spürte, wie ihr etwas über den Rücken rieselte. Angst war es nicht. Sie war lange genug Polizistin, um Angst in all ihren Erscheinungsformen erkennen zu können. Und ihre eigenen Erfahrungen hatten sie vorsichtig gemacht. „Mir scheint, dass du ziemlich viel willst. Du willst Liz zurück, du willst, dass die Männer, die sie gefangen halten, geschnappt und zur Verantwortung gezogen werden. Du willst das alles auf deine Art, aber mit meiner Hilfe erreichen. Und dann willst du …“ Sie trank noch einen Schluck Wein: „… auch noch mit mir ins Bett.“
Sie ist wirklich erstaunlich, dachte Colt. Obwohl es ihr in einem gewissen Ausmaß mit Sicherheit nicht anders ging als ihm, hätte sie ebenso gut übers Wetter reden können. „Damit dürfte so ungefähr alles abgedeckt sein. Warum erzählst du mir jetzt nicht zur Abwechslung mal, was du willst?“
Sie fürchtete, sehr genau zu wissen, was sie wollte, und es stimmte mit dem, was er wollte, vollständig überein. „Der Unterschied zwischen uns beiden ist, dass ich weiß, dass man nicht alles, was man sich wünscht, bekommt, Nightshade. So, und jetzt werde ich gehen. Ich habe einen anstrengenden Tag hinter mir. Wenn du Lust hast, kannst du morgen irgendwann vorbeikommen. Bis dahin werden wir die Phantombilder von Meena haben. Vielleicht ergibt sich ja irgendwas, wenn wir sie durch den Computer jagen.“
„Alles klar.“ Er würde sie gehen lassen – diesmal noch, dachte er. Das Problem mit einer Frau wie Althea war, dass ein Mann es nicht schaffte, die Finger von ihr zu lassen, während er sich gleichzeitig wünschte, sie möge von sich aus zu ihm kommen.
„Thea?“
Sie blieb an der Küchentür stehen, schaute zurück. „Ja?“
„Und was machen wir mit uns?“
Sie spürte, wie ein Seufzer in ihr aufstieg – kein Seufzer der Müdigkeit, sondern des Verlangens – und schluckte ihn hinunter. „Ich weiß nicht“, sagte sie mit aller Aufrichtigkeit, die sie aufbringen konnte. „Ich wünschte, ich wüsste es.“
Am nächsten Morgen um halb zehn war Colt in Altheas Büro und wartete ungeduldig. Aus reiner Langeweile blätterte er einige Unterlagen auf ihrem Schreibtisch durch. Berichte, die in dieser ganz speziellen Sprache, die Cops benutzten, verfasst waren, eine Sprache, die präzise und blumig zugleich war. Fahrzeuge bewegten sich in südwestlicher Richtung fort, mutmaßliche Täter verursachten Tumulte, Polizeibeamte führten als Reaktion auf 312s und 315s Festnahmen durch.
Ihr Bericht war verdammt gut geschrieben, vorausgesetzt, man stand auf so bürokratischen Müll. Was
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