Die tödliche Bedrohung
hob den Kopf und schaute sich um. „Na ja, vielleicht ist es dafür wirklich noch ein bisschen zu früh im Jahr, aber vor dem Wintereinbruch kommen sie aus den Bergen runter. Doch wenn es dir lieber ist, dass ich es mache, wenn ich hier fertig bin, hole ich das Holz selbstverständlich. Allerdings kann es bis dahin dunkel sein.“
Er wollte sie absichtlich ärgern. Davon war sie überzeugt. Andererseits … sie schaute zum Wald, wo die Schatten länger wurden. „Also gut, dann hole ich das verdammte Holz eben“, brummte sie unwirsch und stiefelte an ihm vorbei zum Wald. Nachdem sie ihre Waffe entsichert hatte.
Er schaute ihr grinsend nach. „Oh, wir werden prächtig miteinander auskommen“, sagte er zu sich selbst. „Absolut prächtig.“
Colts Anweisungen folgend, schaffte Althea es, innerhalb eines Kreises aus Steinen ein ansehnliches Lagerfeuer zu entfachen. Es gefiel ihr nicht, aber sie machte es. Und weil er behauptete, noch nicht fertig zu sein, sah sie sich schließlich auch noch gezwungen, das Zelt aufzustellen.
Es war ein leichtes Zelt, von dem Colt behauptete, es würde sich praktisch von selbst aufstellen. Nachdem sie mehr als zwanzig Minuten fluchend mit dem blöden Ding gekämpft hatte, hatte sie es endlich geschafft. Ein Blick aus zusammengekniffenen Augen sagte ihr, dass es ihnen beiden tatsächlich ein bescheidenes Dach überm Kopf bieten würde – sofern sie Hüfte an Hüfte schliefen.
Sie starrte immer noch darauf, ohne die Kälte, die die Dunkelheit mit sich brachte, zu spüren, als der Flugzeugmotor ansprang.
„So gut wie neu“, brüllte Colt ihr zu, dann schaltete er den Motor wieder aus. „Ich muss mir nur noch die Hände sauber machen“, sagte er. Er kam mit einer Kanne aus dem Cockpit, in der Wasser war, das er zusammen mit dem Entfettungsmittel aus dem Werkzeugkasten nur sparsam einsetzte. „Gut gemacht“, lobte er sie, mit dem Kopf auf das Zelt deutend.
„Vielen Dank.“
„Im Flugzeug sind Decken. Sie werden reichen.“ Er hockte immer noch zusammengekauert da und sog die gute frische, mit Rauch und Fichtennadelduft angereicherte Luft tief in die Lunge. „Es gibt doch nichts Schöneres, als in den Bergen zu zelten.“
Sie schob ihre Hände in ihre Hosentaschen. „Wenn du es sagst.“
Er trocknete seine Hände mit einem Lappen ab, bevor er aufstand. „Erzähl mir jetzt nicht, dass du noch nie gezeltet hast.“
„Stimmt aber.“
„Was machst du denn im Urlaub?“
Sie zog eine Augenbraue hoch. „Ich gehe in ein Hotel“, erwiderte sie spitz. „Mit Zimmerservice, fließend heißem und kaltem Wasser und Kabelfernsehen.“
„Du weißt ja gar nicht, was du dir entgehen lässt.“
„Ich nehme an, dass ich gerade dabei bin, es herauszufinden.“
Sie erschauerte kurz und seufzte. „Jetzt könnte ich etwas zu trinken gebrauchen.“
Zu dem Beaujolais aßen sie einen guten würzigen Käse, Kaviar und hauchdünne, mit einer köstlichen Pastete bestrichene Cracker.
Alles in allem hätte es schlechter sein können, befand Althea.
„Ganz anders als alles, was ich beim Zelten je gegessen habe“, bemerkte Colt, während er sich noch ein bisschen mehr Kaviar auf einen Cracker häufte. „Ich dachte schon, ich müsste einen Hasen schießen.“
„Bitte, nicht während ich esse.“
Althea trank noch einen Schluck Wein und fühlte sich seltsam entspannt. Ihr wurde warm. Das Lagerfeuer hielt die Kälte wirklich fern. Und das Flackern und Knacken hatte etwas Tröstliches. Am wolkenlosen schwarzen Himmel über ihnen glitzerten zahllose Sterne. Eine viertel Mondsichel ließ die Bäume silbern erscheinen und die schneebedeckten Berggipfel leuchten.
Althea hatte aufgehört, jedes Mal zusammenzuzucken, wenn ein Käuzchen schrie.
„Schöne Gegend.“ Colt zündete sich eine Zigarre an. „Ich bin noch nie lange hier gewesen.“
Und Althea auch nicht, wie ihr jetzt auffiel, obwohl sie bereits seit einem Dutzend Jahren in Denver lebte. „Mir ist die Stadt lieber“, sagte sie mehr zu sich selbst als zu Colt. Sie langte nach einem Ast und stocherte damit im Feuer herum, allerdings nicht, weil es nötig gewesen wäre, sondern weil es ihr Spaß machte zu beobachten, wie die Funken flogen.
„Warum?“
„Weil da Menschen sind, nehme ich an. Weil man alles bekommt, was man braucht. Und weil ich mich dort nützlich fühle.“
„Dich nützlich zu fühlen, ist dir wichtig.“
„Ja.“
Er beobachtete, wie die Flammen auf ihrem Gesicht tanzten, ihre Augen hervorhoben, die
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