Die tödliche Heirat
Dame?« fragte Bolton stockend.
»Das wissen wir eben nicht!« Corner zog es vor, in diesem Falle ehrlich zu sein. Vielleicht konnten diese sechs vornehmen und zurückhaltenden Männer einen Hinweis liefern, der ihn in den Ermittlungen weiterbrachte.
»Mister Martin hat nie mit Ihnen über seine Heiratspläne gesprochen?«
»Nie! Die Sache an sich verstieß ja schon gegen unsere Satzungen.«
»So? Er wollte also in aller Heimlichkeit aus Ihrem Klub austreten?«
»Ja. Und der Erfolg, den er damit hatte, erschüttert uns doppelt.«
Bolton schüttelte den Kopf und sah auf den schweren chinesischen Teppich. »Er war ein guter Freund, Sir.«
Henry Corner hatte das merkwürdige Gefühl, als sei die Trauer dieser sechs millionenschweren Herren nicht ganz echt, sondern ein teuflisches Spiel unter einer unbeweglichen Maske. Ging es vielleicht doch um die Millionen Dollar, die bei einer Verheiratung für den Klub verloren waren? Hatten diese sechs Millionäre doch ihre Hände im Spiel? Es dürfte Ihnen nicht schwerfallen, ein einwandfreies Alibi für die betreffenden Tage zu liefern. Sie konnten vorgeben – wie immer – im Klub gewesen zu sein; und jeder einzelne würde das für den anderen bezeugen. Corner sah ein, daß es äußerst schwierig sein würde, diese schweigende Mauer, der er gegenüberstand, zu durchbrechen. Auch Bennols schien das zu spüren. Noch immer lässig an die Holzwand gelehnt, seufzte er laut auf. Sehr zum Mißfallen der Herren, die zu ihm hinüberschielten.
»Mit was handelte der gute Martin eigentlich?« fragte Bennols dann plötzlich.
Es war, als habe man Bolton geohrfeigt. Er fuhr herum und zischte Bennols an. »Für Sie ist unser Freund immer noch Mister Martin! Mr. Martin handelte mit Häuten, Fellen und Parfümene-Artikeln.«
»Ein weites Gebiet!« Stewart verließ seinen bequemen Standort und trat in die Mitte des Raumes.
»Sie, Mr. Bolton, handeln mit Chemikalien, stimmt's?«
»Ja.«
»Ist einer der Herren Mediziner?«
»Ja.«
»Hm. Und zwei von Ihnen sind ebenfalls Händler. Ich habe mich erkundigt, bevor ich zu Ihnen kam. Der eine für Laborinstrumente und der andere für Arzneien. Sie ergänzen sich alle wunderbar, meine Herren! Wenn man bedenkt, daß Mr. Shuster«, er blickte einen der sechs Millionäre an – »in Colorado einige gute Minen besitzt und nicht zu verachtende Aktienpakete von den Firmen verwaltet, die Sie, meine Herren, vertreten, dann ist das Ganze wundervoll durchorganisiert. Einer ist auf den anderen angewiesen.«
Er wandte sich plötzlich an den Arzt in dieser Runde, der Leiter und Besitzer eines großen Sanatoriums an der Küste Floridas war.
»Wußten Sie von der Herzkrankheit Mr. Martins, Sir?«
»Ja. Natürlich.«
Der Arzt verschränkte die Arme auf der Brust. »Ich habe meinen Freund Cecil doch des öfteren behandelt.«
»Und zwar nach dem Speranskyschen System und mit Hilfe der Psychosomatik.«
»Ja! Seine Herzkrankheit war vorwiegend nervöser Natur, und durch diese Methode der modernen Medizin hatte er eine reelle Chance, durch Reizimpulse im vegetativen Nervensystem geheilt zu werden!«
Bennols lächelte schwach. »Der Mörder bewies aber das Gegenteil! Er heilte Ihren Freund Cecil nicht, sondern tötete ihn durch einen Zweitstoß ins Nervensystem!«
»Das ist zu phantastisch, um es glauben zu können«, murmelte der Arzt erschüttert. Er sah hilflos zu seinen Freunden hinüber, die mit weit aufgerissenen Augen auf Bennols starrten.
Henry Corner erhob sich. »Der Mörder muß also«, Corners Stimme war hart und bewirkte, daß die Blicke wieder zu ihm gerichtet wurden, »von dieser Therapie gewußt haben! Er muß davon unterrichtet gewesen sein, daß Mr. Martin bei seinem ärztlichen Freund diese ungewöhnliche Behandlung begonnen hatte, die mit äußerster Vorsicht angewandt werden muß, da sie tief in das gesamte Wesen des Menschen eingreift und zum Teil noch unerforscht ist! Wer hatte Ahnung davon, meine Herren?«
»Von uns keiner, Sir!« Bolton hob bedauernd beide Hände. »Daß Cecil bei unserem Freund in Behandlung war, wußten wir natürlich. Nur von der Wirkung und der Gefährlichkeit dieser Behandlung erfahren wir heute zum erstenmal! Es wurde nie darüber gesprochen. Krankheiten gehören zu den Themen, über die in unserer Gesellschaft nicht gerne gesprochen wird. Wir hängen am Leben und hassen alles, was uns am Leben hemmen könnte!«
Henry Corner gab sich Mühe, die Phrasen zu überhören, und schüttelte den Kopf. »Das
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