Die tödliche Heirat
endlich Licht in das Dunkel gebracht! Wenn uns das weiterhilft, werden Sie ein Dankschreiben des Polizeipräsidiums erhalten. Dafür sorge ich!«
Er legte den Hörer auf und sah Bennols befreit aufatmend an. Stewarts Gesicht glänzte wie die Morgensonne, die zum Fenster hereinschien.
»Das ist zumindest schon einmal ein kleiner Erfolg«, sagte er. »Wir haben den Namen des ersten Toten. Cecil Bert Martin! Und es gibt einen Klub der Sieben Strohhüte mit dreißig Millionen in der Rückhand! Mensch, ich glaube, wir haben da eine Spur, die wertvoller ist als hundert Millionen Dollar!«
Corner nickte. Er wurde plötzlich ernst. »Eine Spur, die zum elektrischen Stuhl führt. Wir brauchen jetzt nur noch die Brücke, die Martin mit Paddleton und Bertolli verbindet; und diese Brücke ist das Institut ›Die Ehe‹!«
Bennols sah auf seine Hände. Sie zitterten. Ihn hatte die Erregung gepackt, das Jagdfieber. Denn jetzt konnte die Jagd nach dem Mörder wirklich beginnen.
14
Am selben Vormittag noch setzten sich Corner und Bennols mit dem Klub der Sieben Strohhüte, dessen Sitz leicht zu ermitteln war, in Verbindung und vereinbarten für den Nachmittag eine Unterredung. Die Herren dieses denkwürdigen Klubs residierten in einem großen, schloßähnlichen Haus in Stamford, das von einem weiten, gepflegten Park umgeben war. Als Corner und Bennols durch das prächtige schmiedeeiserne Eingangstor traten, konnte sich Bennols nicht zurückhalten. Er stellte lässig fest: »Inspector, hier stinkt es nach Geld.«
In der Tat hatte sich dieser millionenschwere Klub hier ein kleines Paradies geschaffen. Der Park ließ an Klein-Versailles denken. Vier Gärtner hatten Mühe, dieses Anwesen mit seinen Rosengärten, den großen Blumenbeeten, den Schwanenteichen und dem Teepavillon in Ordnung zu halten. Sogar ein kleiner Wildpark war vorhanden, hinter dessen hoher Umzäunung zwei ausgewachsene Braunbären und drei Jaguare lebten und von einem eigens dafür angestellten Tierwärter verpflegt wurden. Für das leibliche Wohl der Hausherren sorgten nicht weniger als zwei Köche; mehrere Kellner, Pagen und Diener hatten genau abgesteckte Pflichten. Warum sich diese sieben Junggesellen solch eine Stätte des Glücks geschaffen hatten, war logisch nicht ganz erklärbar, denn ihre einzelnen Vermögen hätten es ihnen erlaubt, an jeden Ort der Welt zu fahren, wo sie ein noch ausgeklügelterer Luxus erwarten würde, als hier in der zwar herrlichen, aber abgelegenen Schloßeinsamkeit nordöstlich von New York. Aber der Zusammenschluß von sieben Sonderlingen, die sich verpflichtet hatten, im Sommer nur Strohhüte zu tragen, konnte nur Ungereimtheiten erwarten lassen. Deshalb ließ sich Corner auch nicht weiter von solchen Gedanken aufhalten, sondern bat den livrierten Diener, ihn und Bennols bei den millionenschweren Klubmitgliedern zu melden.
Diese saßen in der Bibliothek um einen großen, runden Tisch herum. Sechs Herren zwischen fünfzig und siebzig Jahren und äußerst rüstig, elegant, durchaus nicht verknöchert oder wunderlich. Sie erhoben sich wie auf ein leises Kommando und sahen den beiden Kriminalbeamten ein wenig verschlossen und forschend entgegen.
»Sie wollten uns sprechen?« fragte einer der Herren, und Corner meinte, in ihm die Stimme von Mr. Bolton wiederzuerkennen, der am Telefon gesprochen hatte.
»Leider konnten wir nicht alle erscheinen. Unser Freund Martin fehlt.« Bolton versuchte die Andeutung eines Lächelns. »Er geht auf Freiersfüßen und hat wohl keine Zeit. Unbekannt verreist, sagte mir sein Diener.«
Bennols sah an die Decke. Doch Corner hielt es für angebracht, gleich mit der Tür ins Haus zu fallen.
»Mister Martin ist nicht verreist«, sagte er langsam und so betont, daß sie ihn alle verstehen mußten. »Ich komme seinetwegen.«
Bolton zog den Kopf etwas ein. »Wegen Cecil? Was soll das heißen? Cecil ist ein Ehrenmann!«
»Daran zweifle ich nicht! Er machte nur eine Dummheit – er wollte heiraten!«
Die sechs Herren lächelten. Dieser Corner war ein netter Junge, er sprach ihnen aus der Seele.
»Jeder strauchelt einmal«, sagte Bolton weise. »Vielleicht findet er noch einmal den Weg zurück.«
»Er ist ihn schon zu weit gegangen. Es war ein Weg ohne Wiederkehr.« Corner stockte und sah die sechs Millionäre an.
»Ich habe Ihnen eine sehr tragische Mitteilung zu machen: Ihr Freund Cecil Bert Martin wurde am Abend des 24. Mai im Hafengelände von Hoboken ermordet aufgefunden.«
Die Wirkung
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