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Die tödliche Heirat

Die tödliche Heirat

Titel: Die tödliche Heirat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Benutzen Sie nicht die Vordertür, sondern nehmen Sie wieder den Ihnen schon bekannten Kellereingang von der 76. Straße aus. Da ich höchstwahrscheinlich beschattet werde, lösche ich alle Lichter. So wird niemand Verdacht schöpfen. Am klügsten ist es sicherlich auch, wenn Sie Ihren Wagen entfernt von dem Haus parken und die letzte Distanz zu Fuß zurücklegen. Ich werde die Tür extra nicht verschließen. Bis heute nacht dann, Mrs. Wals. Auf Wiederhören!«
    Carlton legte den Hörer auf die Gabel und lehnte sich aufatmend zurück. Er goß sich einen weiteren Whisky ein, den er mit einem Zug austrank.
    Gegen 23.15 Uhr verließ er leise sein Büro und fuhr mit dem Fahrstuhl in den Keller. Im dunklen Raum, der nur von dem durch ein schmutziges Oberlicht hereinfallenden Schein einer Straßenlaterne notdürftig erhellt wurde, stellte er sich hinter die Türe und wartete.
    Bald darauf sah er, wie die Türe langsam und vorsichtig geöffnet wurde. Eine schmale Gestalt, die einen langen Mantel mit einer angesetzten Kapuze trug, wurde schemenhaft für kurze Zeit im Gegenlicht sichtbar. Die Gestalt schloß die Tür ebenso behutsam, wie sie sie geöffnet hatte.
    »Mrs. Wals?« flüsterte Carlton, um damit seine Anwesenheit kundzutun.
    Er erhielt keine Antwort.
    Sie ist anscheinend schon total eingeschüchtert, dachte Carlton zufrieden. Sicherlich hatte er nun leichtes Spiel mit ihr, da sie ganz offensichtlich tief in diese Mordgeschichten verwickelt ist. Er würde einen noch höheren Zinssatz fordern, als er zuerst überlegt hatte. Sein Schweigen mußte sich diese ihm gegenüber so vornehm und abweisend verhaltende Frau etwas kosten lassen.
    Carlton ging ein paar Schritte auf die Gestalt zu.
    »Ihr Glück, daß Sie sofort gekommen sind«, sagte Carlton. »Sie wissen ja, worum es geht. Kommen Sie mit nach oben, wir wollen dort alles erledigen.«
    Die Gestalt an der Kellertür rührte sich nicht.
    »Die Polizei war bei Ihnen?«
    »Ja, sie will mich morgen holen«, antwortete Carlton und wunderte sich über die kühle, gar nicht aufgeregt wirkende Stimme von Ronnie Wals.
    »Weswegen?«
    »Man will alles über die drei Morde aus mir herausquetschen. Und wenn ich da auch nur eine Andeutung über Ihr Rendezvous mit Mr. Paddleton fallen lasse, dann …«
    Die Gestalt ihm gegenüber machte eine Bewegung. Sie schlug den Mantel zurück. Für den Bruchteil einer Sekunde sah Carlton im Lichtschein das Gesicht. Und obwohl es durch die Kapuze immer noch verdeckt war, wußte Carlton doch plötzlich, daß nicht Ronnie Wals vor ihm stand.
    Aber wer war es dann, der sich unter dem weiten Mantel verbarg? Wer konnte die Stimme von Mrs. Wals so täuschend nachahmen?
    Carlton wollte vortreten und sein Gegenüber entlarven. Doch die Gestalt hob die Hand. Es blitzte kurz, ein schwacher, gedämpfter Knall durchdrang den stillen Raum. Schalldämpfer, dachte Carlton noch. Wirklich, Schalldämpfer. Dann sank er mit einem ungläubigen Gesicht zu Boden und starb mit einem schwachen, stöhnenden Laut.
    Die Gestalt in dem dunklen Mantel und der Kapuze trat an den Toten heran. Sie beugte sich über ihn, um sich zu überzeugen, daß sie gut gezielt hatte.
    Dann wandte sie sich ab, öffnete die Kellertür, zog diese wieder hinter sich zu und verschwand in der Dunkelheit.
    Am nächsten Morgen wurde der Tote von dem Hausmeister gefunden. Dieser rief die Polizei.
    »Es war alles richtig, was ich sagte«, meinte Bennols zu Corner, als sie am Tatort eintrafen.
    »Carlton wußte etwas. Dieses Wissen hat ihn nun das Leben gekostet. Er muß den Mörder gekannt und verständigt haben. Dieser hat ihn als Mitwisser beseitigt.«
    »Und wir haben einen Toten mehr. Mein Gott, ich darf gar nicht daran denken, wie Murrey fluchen wird. Denn der Fall hat sich damit noch mehr kompliziert.«

20
    Corner sollte recht behalten. Murrey tobte, als er vom Tod Carltons erfuhr. Nur der Mörder hüllte sich in Schweigen. Es schien, als wolle er sich ein wenig erholen. Mit Carlton hatte er vermutlich die letzte Spur, die Corner und Bennols zu ihm führen konnte, zerstört. Nur das dicke Aktenbündel bei der Mordkommission, das stets warnend auf Corners Schreibtisch lag, erinnerte daran, daß in New York ein Verbrecher lebte, der mit einer gefährlichen Intelligenz drei Männer getötet und jetzt auch den einzigen Kronzeugen zum Verstummen gebracht hatte.
    Murrey saß in seinem Dienstzimmer und zerkaute wütend eine Zigarre nach der anderen. Er glaubte, wenigstens die Presse beruhigt zu

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