Die tödliche Heirat
führte. Sollte wirklich zum erstenmal so etwas wie ein perfektes Verbrechen gelungen sein?
Er war so versunken in seine Überlegungen, daß er aufschreckte, als das Telefon läutete.
Corner hob ab und schnellte vor Überraschung senkrecht aus seinem Sessel empor. Denn als er sich mit seinem üblichen »Hallo« gemeldet hatte, fragte eine schmeichelnde Frauenstimme am anderen Ende der Leitung: »Spreche ich mit Mr. Mario di Cardone?«
Corner zwang sich, nicht vor Freude durch die Zähne zu pfeifen. Scheinbar gelassen bejahte er.
»Sie haben auf unsere Heiratsanzeige geschrieben. Sind Sie noch interessiert?«
»Was sollte sich geändert haben?«
»Wir möchten uns Ihnen nicht aufdrängen. Eine unserer Klientinnen, eine Witwe aus San Franzisko, die von ihrem Mann umfangreiche Ländereien geerbt hat, wird in den nächsten Tagen nach New York kommen.«
»Können Sie mir mehr über die Dame erzählen?«
»Sie ist attraktiv, wenn Sie das wissen wollen, Mr. Cardone. Alles andere sollten Sie selbst feststellen. Ich möchte Ihnen vorschlagen, sich mit der Dame zu treffen.«
»Einverstanden. Wann und wo?«
»Würde Ihnen Sonntag, der 13. Juni, passen? Die Dame wird um 20 Uhr am Eingang des Mount-Morris-Parks, der Ecke Madison Avenue/122. Straße gegenüber, auf Sie warten. Sie sitzt in einem grauen Bentley. Wie Sie beide dann den Abend verbringen, können Sie an Ort und Stelle verabreden.«
»Kann ich das Kennzeichen des Wagens erfahren?«
»Das Kennzeichen ist uns nicht bekannt, Sir. Aber es wird sicher kein zweiter grauer Bentley dort stehen. Schließlich ist es ein sehr teurer Wagen. Sie können unsere Klientin also nicht verfehlen!«
Raffiniert, dachte Corner. Nur keine Spur verraten.
»Einverstanden!«
»Wir können uns darauf verlassen, daß Sie kommen, Mr. Cardone? Wissen Sie, unsere …«
»Sie können sich unbedingt darauf verlassen. Ich pflege Termine einzuhalten«, antwortete Corner und führte für sich das Gespräch weiter: Und wie ihr euch darauf verlassen könnt, daß ich dieses Stelldichein nicht verpasse!
»Ich danke Ihnen, Mr. Cardone. Wenn sich unsere Klientin und Sie sympathisch finden, werden wir ja wieder von Ihnen hören. Guten Abend.«
Die typische Maske eines Heiratsinstituts, dachte Corner, als seine Gesprächspartnerin aufgelegt hatte. Wer würde ahnen, daß sich dahinter ein Mordinstitut verbirgt?
Corner beschloß, Murrey und Bennols sofort zu unterrichten. Er zog ein Jackett an und verließ seufzend seine Wohnung. Es hätte ein gemütlicher Abend werden sollen. Im Fernsehen war ein Western mit John Wayne angekündigt – und für einen Westernfilm würde Inspector Corner vielleicht sogar ein verlockendes Rendezvous ausschlagen. Doch jetzt rief die Pflicht.
Im Präsidium angekommen, riß er stürmisch die Tür zu Bennols' Büro auf.
»Ist Murrey noch da?«
»Mein Gott, Chef, ist wieder ein Mord passiert?« Der gute Bennols blickte erschrocken auf. »Murrey sitzt in seinem Zimmer und zerbeißt Zigarren – Sie wissen ja …«
»Kommen Sie mit, ich habe ihm und Ihnen etwas zu erzählen.«
Murrey ließ sich keine Verwunderung anmerken, als Corner und Bennols noch so spät in sein Büro stürzten.
»Es scheint ja, als wäret ihr endlich aufgewacht. Wenn ihr jetzt auch noch anfangt zu denken, gibt es vielleicht endlich auch einmal Ergebnisse.«
»Sie werden lachen, Chief, es gibt sie. Das Heiratsinstitut ›Die Ehe‹ hat sich bei mir gemeldet.«
»Was Sie nicht sagen! Die Leute – oder vielleicht ist es auch nur einer – sind so einfach in Ihr Büro marschiert und haben gesagt: ›Hallo, hier sind wir, bitte legen Sie uns Handschellen an!‹«
»Daneben geschossen, Chief. Ich habe mich unter dem Namen Mario di Cardone als Heiratskandidat gemeldet, und jetzt bin ich zu einem Rendezvous bestellt!«
»Das ist ja toll«, grölte Bennols dazwischen. »Ihre Idee, Chef, war also goldrichtig!«
»Sie haben das auch gewußt Bennols?« schaltete sich Murrey wieder ein. »Nur mir wird wohl nichts mehr erzählt, wie?«
»Ich wußte nicht, ob es klappen würde. Schließlich standen die Erfolgschancen 1.000 : 1. Und über so ungewisse Dinge spricht man nicht gerne«, versuchte ihn Corner zu besänftigen.
»Wann soll denn das Treffen stattfinden?« lenkte Murrey ein, indem er wieder völlig sachlich wurde.
»Am Sonntag um 20 Uhr an einem Eingang des Mount-Morris-Parks.«
»Und haben Sie sich über den Ablauf schon Gedanken gemacht?«
»Yes, Chief. Während ich gerade
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