Die Tonne mit dem Totenkopf
einem Krokodil geschrien?“
„Das stimmt schon“, erklärte ihm Axel. „In der Scheune neben dem Hühnerstall befindet sich ein großes Gehege, in dem Seppi lebt. Seppi ist ein Alligator. Meine Tante Fee ist früher mit ihm aufgetreten.“
„Ich glaube, ich spinne!“ Mit diesen Worten kam Poppi aus dem Holzhaus gestürzt. „Ich knipse meine Taschenlampe an und leuchte auf ein Krokodil!“
„Auf einen Alligator“, verbesserte sie ihr Vater. Das Mädchen verstand nichts mehr.
Doch dann entdeckte es seinen Knickerbocker-Kumpel Axel und jubelte: „Axel! Du bist ja doch da! Das ist der richtige Hof! Wieso habt ihr uns nicht aufgemacht? Ich habe geklopft und sogar bei den Fenstern hineingeschaut!“
Jetzt erst bemerkte der Junge, daß er noch immer das Nudelholz und den Fleischschlegel in die Höhe hielt und ließ beide lachend sinken.
„Poppi... wie kommst du hierher nach Linz?“ fragte er erstaunt.
„Mein Papa hat in der Stadt eine Tagung. Ich bin mit ihm mitgefahren, weil ich dich besuchen wollte. Von deiner Mutti habe ich dann erfahren, daß du bei deiner Tante bist. Deshalb habe ich Papa so lange bearbeitet, bis er mich einfach hergebracht hat. Ich darf hierbleiben und dir helfen – wenn deine Tante einverstanden ist.“
„Entschuldige bitte, daß wir erst jetzt – um Mitternacht – kommen. Aber... äh... nun ja...“ Herr Monowitsch senkte verlegen den Kopf.
„Papa hat einen neuen Rekord im ,Die-falsche-Abzweigung-nehmen’ geschafft!“ kicherte seine Tochter.
„Wir kurven seit vier Stunden durch die Gegend! Ich hoffe, ich finde den Rückweg schneller!“
Klarerweise war Tante Fee sehr erfreut, daß ein weiteres Mitglied der Knickerbocker-Bande auf ihrer Farm zu Gast war. Sie drückte Poppi gleich an ihren mächtigen Busen und gab ihr das Prädikat „Prachtmädchen“.
Am nächsten Morgen krähte sich der Hahn vergeblich die Kehle aus dem Hals. Im Haus von Tante Fee rührte sich trotzdem nichts. Erst als der bunte Gockel schon nahe daran war, heiser zu werden, wachten Axel und Poppi auf.
Sie bereiteten das Frühstück für die Tante und versorgten das Hühnervolk. Nachdem sie die füllige Fee schließlich auf dem Sofa untergebracht und alle Bücher, das Radio, das Telefon und den Fernseher in Reichweite gestellt hatten, zogen sie davon.
Ihr Ziel war der Schiller-Hof, wo sich Axel nach der Horror-Kuh erkundigen wollte.
„Also ehrlich, Axel, ich kann mir das alles nicht wirklich vorstellen“, meinte Poppi unterwegs. „Schau, da... die Kühe auf den Weiden. Sie grasen alle friedlich vor sich hin. Wieso sollte eine davon durchdrehen und sich so verändern?“
Axel zuckte mit den Schultern. „Das will ich ja herausfinden, Poppi. Es muß einen Grund dafür geben!“
Nach einem kurzen Fußmarsch hatten die beiden den Bauernhof von Gert Schiller erreicht. Es war ein sogenannter „Vierkanter“, bei dem vier Gebäude im Quadrat um einen Innenhof angeordnet waren.
Die beiden Knickerbocker betraten das Gehöft durch eine hohe Toreinfahrt.
Drinnen herrschte Stille. Es war eine bedrückende, beängstigende Stille. Axel hatte das Gefühl, als wäre der Bauernhof verlassen worden.
Ein herzhaftes Niesen im Stall bewies allerdings, daß er sich irrte. Langsam gingen die beiden Knickerbocker-Freunde auf das Gebäude zu, das nur zwei kleine Luken und eine große Holztür besaß. Windschief hing diese in den Angeln.
Neugierig streckten die beiden ihre Köpfe in den Stall. Im Halbdunkel erkannten sie einen Mann in Gummistiefeln und Arbeitshose, der sich an einem Strohhaufen zu schaffen machte.
„Guten Tag“, rief ihm Axel zu. „Sind Sie der Schiller-Bauer?“
Der Mann blickte erschrocken auf und knurrte: „Der bin ich! Und ich sage: raus da!“
„Ein echter Höflichkeitsbolzen!“ flüsterte Poppi ihrem Knickerbocker-Freund zu. Axel kicherte, doch das machte den Bauern erst recht wild.
Drohend hob er die Mistgabel und schritt breitbeinig auf die beiden zu. „Ich sagte, raus da! Verstanden? Verschwindet von meinem Hof, ihr unnötige Brut!“
Entsetzt wichen Poppi und Axel zurück. Doch da ein echter Knickerbocker so schnell nicht lockerläßt, stotterte der Junge: „Ent... ent... entschuldigen Sie, wir... wir haben nur eine Frage an Sie.“
„Ich zähle bis zehn, dann seid ihr verschwunden. Eins, zwei...“
Doch Axel gab noch immer nicht auf. „Vermissen Sie eine Kuh? Ich weiß, wo sie ist, und Sie müssen sie einfangen. Sie ist nämlich verrückt geworden und hat sich in ein
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