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Die Tore Der Finsternis

Titel: Die Tore Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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versucht.
    Zu diesem Zeitpunkt leitete Ellen Dempsey bereits ihr kleines Taxiunternehmen. Zwei an sich unbedeutende Vorfälle wurden erwähnt: Das eine Mal war ein Fahrer von einem zahlungsunwilligen Fahrgast angegriffen worden. Der Fahrgast - nach einer durchzechten Nacht offenbar in streitlustiger Stimmung - fand in dem Fahrer einen willigen Sparringspartner. Die Folge für beide war eine Übernachtung hinter Gittern, für ein Gerichtsverfahren hatte es jedoch nicht gereicht. Der zweite Vorfall war ähnlich gelagert, nur war diesmal Ellen Dempsey die Fahrerin, und sie hatte dem Kunden Reizgas ins Gesicht gesprüht. Da Reizgas in Schottland verboten war, hatte Ellen Dempsey eine Anzeige bekommen, zumal der Fahrgast darauf beharrte, er habe ihr nur einen Gutenachtkuss geben wollen, denn sie seien »alte Bekannte«.
    Diese Formulierung wurde nicht weiter erläutert. Siobhan ahnte jedoch, was passiert war. Einer von Ellens ehemaligen Freiern hatte nicht glauben wollen, dass sie ihre Saunakarriere endgültig beendet hatte, und gedacht, sie würde sich mit ein bisschen Druck herumkriegen lassen. Stattdessen hatte sie das Spray gezückt.
    Ob das die Erklärung für ihren Umzug nach Edinburgh war? Wie sollte sie in Dundee ein legales Unternehmen führen, ohne Gefahr zu laufen, immer wieder den Geistern der Vergangenheit zu begegnen? In Dundee konnte sie ihrem früheren Leben nicht entkommen. Also hatte sie die Firma in Edinburgh gegründet und sich in Fife ein Haus gekauft, in einem Ort, wo niemand sie kannte, wo sie ungestört war.
    Siobhan schenkte sich Tee nach, obwohl er inzwischen lauwarm und viel zu stark war, und sortierte währenddessen
ihre Gedanken. Sie blätterte zurück, bis sie die gesuchte Seite fand. Dort stand ein Name, den sie nicht nur unterstrichen, sondern auch umkringelt hatte. Er tauchte gleich zweimal auf, einmal im Zusammenhang mit einer der Razzien, das andere Mal bei der Geschichte mit dem Reizgas.
    Ein Detective Sergeant namens James McCullough. Oder Jazz, wie man ihn allgemein nannte.
    Siobhan fragte sich, ob Jazz womöglich in der Lage war, ihr mehr über Ellen Dempsey zu erzählen - vorausgesetzt, es gab etwas zu erzählen. Caffertys Worte kamen ihr wieder in den Sinn. Das Fax enthielt keinerlei Hinweis auf irgendwelche »Freunde« von Dempsey. Sie war unverheiratet und kinderlos. Anscheinend hatte sie immer auf eigenen Füßen gestanden.
    Ein paar Erinnerungen tauchten vor Siobhans geistigem Auge auf: Jazz McCullough, der im CID-Büro vorbeischaute und sich für die Ermittlungsfortschritte im Fall Marber interessierte. Francis Gray, der auf einem Schreibtisch saß und Gesprächsprotokolle las. Und Allan Ward, der Phyl zum Abendessen einlud, um sie auszuhorchen.
    Ellen Dempsey - eine Randfigur der Ermittlungen. Vielleicht war sie beunruhigt gewesen und hatte sich mit ihren Freunden in Verbindung gesetzt? Jazz McCullough und Ellen Dempsey?
    Zufall oder Zusammenhang? Siobhan schaltete ihr Handy ein und wählte Rebus’ Nummer. Er meldete sich.
    »Ich muss mit Ihnen sprechen«, sagte sie.
    »Wo sind Sie?«
    »In St. Leonard’s. Und Sie?«
    »In Leith. Um bei der Suche nach Diamonds Mörder behilflich zu sein.«
    »Sind die anderen mit von der Partie?«
    »Ja. Warum fragen Sie?«
    »Es geht um Jazz McCullough.«
    »Was ist mit ihm?«

    »Vielleicht hat es gar nichts zu bedeuten...«
    »Sie machen mich neugierig. Wollen wir uns treffen?«
    »Wo?«
    »Können Sie herkommen?«
    »Ja, das passt gut. Ich könnte McCullough bei der Gelegenheit gleich ein paar Fragen stellen.«
    »Erwarten Sie aber nicht, dass ich Ihnen dabei eine große Stütze sein werde.«
    Sie zog die Augenbrauen zusammen. »Wieso nicht?«
    »Weil Jazz nicht mehr mit mir redet. Und die anderen übrigens auch nicht.«
    »Bleiben Sie, wo Sie sind«, sagte Siobhan. »Ich bin schon unterwegs.«
     
    Rebus hatte Sutherland und Barclay in seinem Wagen nach Leith mitgenommen. Das unbehagliche Schweigen war nach einer Weile durch bemühte Konversation abgelöst worden, bis Barclay sich schließlich ein Herz gefasst und Rebus gefragt hatte, ob er seine Anschuldigungen nicht noch einmal überdenken wolle.
    Rebus hatte nur den Kopf geschüttelt.
    »Vergiss es, mit dem kann man nicht reden«, meinte Sutherland mürrisch. »Ein Glück, dass bald Wochenende ist.«
    An der angespannten Atmosphäre hatte sich auch nach der Ankunft in Leith nichts geändert. Die Tulliallan-Crew erstattete Hogan und einem seiner Kollegen Bericht. Rebus steuerte

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