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Die Tore Der Finsternis

Titel: Die Tore Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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angesteckt?«
    Rebus sah Jazz an. Er wirkte wütend, allerdings konnte Rebus nicht beurteilen, ob die Wut echt war und was für eine Ursache sie haben mochte. Leute wurden zornig, wenn man sie beleidigte, aber auch, wenn man ihnen auf die Schliche kam.
    »Sind Sie mit Ihren Fragen fertig, Siobhan?« Als sie nickte, wies Rebus mit dem Daumen über die Schulter, um ihr klarzumachen, dass es Zeit für sie war zu gehen. Sie zögerte, wollte sich von ihm nicht herumkommandieren lassen. Schließlich bedachte sie McCullough und Gray mit einem verächtlichen Blick, quetschte sich an Rebus vorbei und marschierte, ohne sich noch einmal umzudrehen, den Flur entlang.
    Gray grinste Rebus gehässig an. »Willst du die Tür nicht wieder zumachen, John? Dann könnten wir die Angelegenheit jetzt gleich von Mann zu Mann regeln.«
    »Führ mich nicht in Versuchung.«
    »Warum nicht? Nur wir beide. Jazz wird sich raushalten.«
    Rebus legte die Hand auf die Türklinke. Er hatte keine
Ahnung, was als Nächstes passieren würde, aber er zog dennoch langsam die Tür zu. Grays Grinsen wurde immer breiter. Dabei entblößte er eine Reihe gelb schimmernder Zähne.
    Plötzlich klopfte jemand von außen an die Tür, und Rebus öffnete sie wieder.
    »Na, habt ihr’s euch schön gemütlich gemacht?«, fragte Bobby Hogan. »In meiner Abteilung wird nicht gefaulenzt.«
    »Nur eine kurze Besprechung«, antwortete Jazz McCullough, dessen Tonfall und Miene plötzlich wieder vollkommen normal waren. Gray hielt den Kopf gesenkt und tat so, als richte er seine Krawatte. Hogan musterte die drei, wohl wissend, dass etwas vorgefallen war.
    »Okay«, sagte er, »die Besprechung ist zu Ende. Wie wär’s, wenn ihr zur Abwechslung mal das tun würdet, was man unter Menschen gemeinhin arbeiten nennt?«
    Unter Menschen... Rebus fragte sich, ob Hogan ahnte, wie zutreffend seine Worte gewesen waren. In diesem Raum waren sich drei Männer mehrere Sekunden lang einig gewesen, sich nicht mehr wie Menschen zu benehmen.
    »Kein Problem, DI Hogan«, sagte Jazz McCullough, nahm seinen Hefter und schickte sich an, den Raum zu verlassen. Die Blicke von Rebus und Gray trafen sich, und Rebus sah, dass sein Gegenüber Mühe hatte, sich zu kontrollieren. Es war, als hätte Mr Hyde beschlossen, dass er Dr Jekyll nicht mehr brauchte. Rebus hatte zu Jazz gesagt, es gäbe noch immer die Möglichkeit, errettet zu werden, aber für Francis Gray galt das nicht. Sein Blick verriet, dass in ihm etwas erloschen war, und Rebus erwartete nicht, es je wieder aufflackern zu sehen.
    »Nach dir, John«, sagte McCullough mit einer ausholenden Armbewegung. Während er hinter Hogan hinausging, kribbelte Rebus’ Rücken, so als erwarte er, dort im nächsten Moment eine Klinge zu spüren.

26
    Jemand klopfte ans Autofenster. Es dauerte einen Moment, bis Siobhan begriff, wo sie war: auf dem Parkplatz von St. Leonard’s. Sie musste von Leith hergefahren sein, konnte sich aber nicht mehr daran erinnern. Wie lange saß sie hier schon? Eine halbe Minute, eine halbe Stunde? Erneutes Klopfen. Sie stieg aus.
    »Was ist los, Derek?«
    »Das wollte ich gerade fragen. Sie haben dagesessen, als hätten Sie ein Gespenst gesehen.«
    »Nein, kein Gespenst.«
    »Was denn dann? Ist was passiert?«
    Sie schüttelte den Kopf, als könnte sie damit die Erinnerung an den Raum in Leith verscheuchen - Gray und McCullough.
    Rebus hatte sie gewarnt, aber sie konnte trotzdem nicht mit ihren unüberlegten Fragen und vorschnellen Beschuldigungen hinterm Berg halten. Das entsprach kaum den Methoden, die man in Tulliallan lernte. Dennoch hatte das Verhalten der beiden sie erschreckt: McCulloughs plötzlicher Wutausbruch und Grays zähnefletschende Verteidigung seines Kollegen. Natürlich hatte sie mit einer Reaktion gerechnet, aber nicht mit einer derart heftigen. Es war, als wären die beiden Männer kurz davor gewesen, vollkommen die Kontrolle zu verlieren.
    »Alles in Ordnung«, sagte sie an Linford gewandt. »Ich war nur ein bisschen in Gedanken versunken, sonst nichts.«
    »Sicher?«
    »Hören Sie, Derek...« Ihr Tonfall war schärfer geworden. Sie rieb sich eine pochende Stelle an ihrer rechten Schläfe.
    »Siobhan, ich versuche wirklich, den Graben zwischen uns zuzuschütten.«

    »Das weiß ich, Derek. Aber jetzt ist dafür nicht der richtige Zeitpunkt, okay?«
    »Okay.« Er hob kapitulierend die Hände. »Sie wissen, wenn Sie mich brauchen, bin ich für Sie da.« Sie brachte ein Nicken zustande. Er zuckte mit den

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