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Die Tore Der Finsternis

Titel: Die Tore Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Sache nicht einfacher. Immer wenn sie glaubte, eine günstige Position gefunden zu haben, versammelten sich ein paar Neuankömmlinge in ihrer Nähe und versperrten ihr die Sicht. Außerdem war Hetherington unpünktlich. Siobhan hatte ihr erstes Glas schon geleert. Sie ging zum Tresen, um sich Nachschub zu holen.
    »Limejuice-Soda?« Der Barmann erinnerte sich tatsächlich, was sie zuvor bestellt hatte. Siobhan nickte beeindruckt. Sie warf einen Blick auf die Eingangstür, die gerade aufgegangen war. Im Türrahmen stand eine mindestens einsfünfundachtzig große Frau. Diesen Umstand hatte Liz Hetherington zu erwähnen vergessen. Anders als die meisten großen Frauen versuchte sie jedoch nicht, kleiner zu wirken, sondern hielt sich gerade und trug Schuhe mit Absätzen. Siobhan winkte, und Hetherington kam auf sie zu.
    »Liz?«, fragte Siobhan. Hetherington nickte. »Was möchten Sie trinken?«
    »Nur ein Ginger Ale.« Sie unterbrach sich. »Ach, was soll’s? Heute ist schließlich Freitag, stimmt’s?«
    »Stimmt.«
    »Also eine Bloody Mary.«
    Die Tische waren alle besetzt, aber sie fanden noch einen Platz an der Rückwand und stellten ihre Gläser auf dem Wandbord ab. Siobhan, die keine Nackenstarre bekommen wollte, wenn sie stand, holte zwei Hocker von der Bar.
    »Prost!«, sagte Siobhan.
    »Prost!«
    Liz Hetherington war Mitte dreißig. Dichtes, schulterlanges
schwarzes Haar, dessen Schnitt verriet, dass sie keine Unsummen für modische Frisuren ausgab. Ihr ansonsten schlanker Körper wurde um die Hüften ziemlich breit, was aber angesichts ihrer Größe nicht besonders auffiel. Kein Ring an der linken Hand.
    »Wie lange sind Sie schon DS?«, erkundigte sich Siobhan.
    Hetherington blies die Backen auf. »Drei Jahre... Dreieinhalb, um genau zu sein. Und Sie?«
    »Bei mir sind’s eher drei Wochen.«
    »Gratuliere. Wie läuft’s bei Lothian and Borders?«
    »Nicht viel anders als bei Ihnen, nehme ich an. Immerhin ist unser DCS eine Frau.«
    Hetherington hob eine Augenbraue. »Schön für Sie.«
    »Sie ist in Ordnung«, sagte Siobhan nachdenklich. »Aber geschenkt bekommt man von ihr nichts.«
    »Ist bei weiblichen Chefs immer so«, behauptete Hetherington. »Dürfen keine Schwäche zeigen.«
    Siobhan nickte. Hetherington nippte genüsslich an ihrem Glas.
    »So was hab ich schon ewig nicht mehr getrunken«, erklärte sie und schwenkte das Eis im Glas. »Was ist denn nun der Grund für Ihren Ausflug in die Stadt der drei ›J‹?«
    Siobhan lächelte. Die drei J standen für Jute, Jam und Journalismus, von denen, soweit ihr bekannt war, nur Letzteres noch für eine nennenswerte Zahl von Arbeitsplätzen sorgte. »Ich wollte mich für das Fax bedanken.«
    »Dafür hätte ein Anruf gereicht.«
    Siobhan nickte. »In Ihrem Bericht wird ein Name erwähnt - einer Ihrer Kollegen. Ich muss ihm eventuell ein paar Fragen stellen.«
    »Und?«
    Siobhan zuckte mit den Achseln. »Mich interessiert, was für ein Typ er ist. Er heißt James McCullough. DI McCullough. Kennen Sie vielleicht jemand, der mir ein bisschen was über ihn erzählen kann?«

    Hetherington musterte Siobhan über den Rand ihres Glases hinweg. Siobhan war sich nicht sicher, ob sie ihr diese Geschichte abkaufte. Aber vielleicht war es auch egal.
    »Sie wollen etwas über Jazz McCullough wissen?«
    Sie kannte ihn also. »Ich wüsste nur gern, wie er reagieren wird, wenn ich ihm ein paar Fragen stelle. Sie wissen schon: Gefahr erkannt, Gefahr gebannt.«
    »Und Wissen ist Macht?« Hetherington beobachtete, wie Siobhan erneut mit den Achseln zuckte, und deutete dann auf ihr Glas. »Sie brauchen Nachschub.«
    Siobhan begriff, dass Hetherington Zeit gewinnen wollte. »Limejuice mit Soda«, sagte sie.
    »Und vielleicht einen Schuss Gin?«
    »Ich muss noch fahren.« Siobhan sah auf ihr leeres Glas. »Na gut.«
    Hetherington lächelte und machte sie auf den Weg zum Tresen.
    Als sie zurückkam, hatte sie offenbar eine Entscheidung getroffen und außerdem zwei Päckchen geröstete Erdnüsse erstanden.
    »Kleine Stärkung«, erklärte sie und legte sie auf das Wandbord. Dann setzte sie sich. »Vorsicht, Jäger auf der Pirsch!«
    Siobhan nickte. Sie hatte die taxierenden Blicke bereits bemerkt: Blicke von Männern aus den Bürogruppen, aber auch von solchen am Tresen. Allerdings sahen sie wirklich aus wie zwei Frauen, die sich einen netten Abend machen wollten, und deshalb eine potentielle Beute waren.
    »Na dann, Waidmannsheil«, sagte Siobhan.
    »Auf die berufstätigen

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