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Die Tore Der Finsternis

Titel: Die Tore Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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draußen fiel. Keine Garage, nur eine Auffahrt. Das Auto, das dort stand, war ein Honda Accord, wahrscheinlich der Wagen seiner Frau. Rebus wendete den Saab in einer nahe gelegenen Sackgasse und fand einen Parkplatz nahe genug am Haus, um beobachten zu können, wenn jemand es betrat oder verließ. Er zog einen Zettel aus der Tasche und faltete ihn auseinander: die Tulliallan-Liste. Neben McCulloughs Anschrift stand eine Telefonnummer. Rebus tippte sie ein. Am anderen Ende meldete sich eine junge männliche Stimme: der vierzehnjährige Sohn.
    »Hallo, ist dein Vater zu Hause?«, fragte Rebus munter.
    »Nein.« Das Wort wurde unnötig in die Länge gezogen.
Der Junge überlegte anscheinend, was er dem Anrufer sagen sollte.
    »Ich hab doch aber Jazz’ Nummer gewählt, oder nicht?«
    »Er ist nicht da«, sagte der Junge.
    »Ich bin ein Arbeitskollege«, erklärte Rebus.
    Der Junge wurde etwas mitteilsamer. »Ich kann Ihnen eine andere Nummer geben, wenn Sie was zu schreiben haben.«
    »Das wäre echt klasse.«
    Die Nummer wurde abgelesen, vermutlich von einem Adressbuch oder einem Notizzettel. Rebus notierte sie. »Vielen Dank, du hast mir sehr geholfen.«
    »Kein Problem.« Der Junge legte auf, aber Rebus hörte vorher noch, wie eine Frauenstimme im Hintergrund fragte, wer angerufen habe. Er sah sich die Zahlen an, die er gerade aufgeschrieben hatte. Es war McCulloughs Handynummer. Zwecklos, damit seinen Aufenthaltsort feststellen zu wollen. Rebus lehnte sich zurück und rief Siobhan an.
    »Ich bin da«, sagte er. »Hat sich bei Ihnen was getan?«
    »Vielleicht sind sie in einem Pub.«
    »Das wäre jetzt auch was für mich.«
    »Für mich auch. Ich hab vorhin einen Gin getrunken, und davon brummt mir jetzt der Schädel.«
    »Da hilft nur eins: mehr Alkohol«, bestätigte Rebus.
    »Was zum Teufel machen wir hier eigentlich, John?«
    »Ich dachte, wir observieren jemand.«
    »Aber für wen tun wir das?«
    »Für uns selbst.«
    Sie seufzte. »Ich fürchte, Sie haben Recht...«
    »Sie sind nicht dazu verpflichtet, weiter die Stellung zu halten.« Rebus sah einen Sportwagen in die Straße einbiegen. Auf der Höhe von McCulloughs Haus leuchteten die Bremslichter auf, aber der Wagen hielt nicht an, sondern fuhr weiter, blinkte am Ende der Straße und verschwand. »Was für einen Wagen fährt Dempsey?«, fragte Rebus und ließ den Motor an.

    »Einen roten MG, neuestes Modell.«
    »So einer ist gerade an mir vorbeigefahren.« Er folgte dem MG und sah gerade noch, wie er erneut um eine Ecke bog. Rebus fuhr in seinem Bericht fort. »Hat abgebremst, so als wollte jemand beim Anwesen der Familie McCullough kurz die Lage peilen.«
    »Und jetzt?«
    Rebus war kurz davor, ein weiteres Mal abzubiegen, als er sah, wie der MG in eine schmale Parklücke zurücksetzte. Ein Mann stand auf dem Gehweg und blickte nach rechts und links.
    Jazz McCullough.
    Bei Tageslicht hätte er Rebus vielleicht entdeckt, doch wie es schien, hielt er eher nach seiner Gattin Ausschau. Eine Frau stieg aus dem Wagen, und beide verschwanden eilig im Haus.
    »Volltreffer«, sagte Rebus zu Siobhan. »Die Fahrerin des Wagens ist gerade mit McCullough ins Haus gegangen.« Er beschrieb die Frau, die er gesehen hatte.
    »Das ist sie«, bestätigte Siobhan. »Und was jetzt?«
    »Ich glaube, mehr können wir heute nicht tun. Immerhin wissen wir jetzt, dass McCullough eine Affäre mit Ellen Dempsey hat.«
    »Ob er deshalb so großes Interesse für den Fall Marber gezeigt hat? Weil er befürchtete, wir könnten ihr auf die Pelle rücken.«
    »Vermutlich.«
    »Aber warum?«, fragte Siobhan beharrlich weiter. »Was hat sie zu verbergen?«
    »Keine Ahnung«, gestand Rebus.
    »Geben Sie etwa auf?«, fragte Siobhan.
    »Ich denke bloß, dass das alles bis Montag Zeit hat«, erklärte er. »Bin ich deshalb etwa ein schlechter Mensch?«
    »Nein, natürlich nicht.«
    »Hören Sie, Siobhan, Sie sollten mit dieser Sache zu Gill
Templer gehen. Sie allein hat darüber zu entscheiden, ob die Spur weiter verfolgt wird oder nicht.«
    »Sie hält den Fall für abgeschlossen.«
    »Vielleicht hat sie Recht.«
    »Und wenn nicht?«
    »Herrgott, Siobhan, was soll das heißen? Halten Sie Dempsey und McCullough für eine Reinkarnation von Bonnie und Clyde? Glauben Sie, die beiden haben Marber umgebracht?«
    »Natürlich nicht«, entgegnete sie und bemühte sich um ein abschätziges Lachen.
    »Na also«, sagte Rebus.
    Er habe Recht, fügte sie noch hinzu. Sie werde eine Nacht darüber schlafen und

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