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Die Tore Der Finsternis

Titel: Die Tore Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Team werden. Außerdem brauchte sie in St. Leonard’s einen Verbündeten, und das nicht nur, weil John Rebus durch Derek Linford ersetzt worden war. Da sie nicht überall gleichzeitig sein konnte und sich deshalb auf andere verlassen musste, war es ratsam, Allianzen zu schmieden und sich nicht unnötig Feinde zu machen. Auch wenn die nächste Beförderung
noch lange nicht anstand, hieß das nicht, dass sie sich zurücklehnen konnte.
    »Ich hab seinen Namen gar nicht auf der Anrufliste gesehen«, sagte Hynds.
    »Er hat mich auf dem Handy angerufen.«
    »Komisch - immer, wenn ich es probiert habe, war das Ding abgeschaltet.«
    »Tja, er hat mich jedenfalls erreicht.«
    Längeres Schweigen. Ihr war klar, dass er über die Sache nachdachte.
    »Möchten Sie mich dabeihaben, wenn Sie mit Neilson sprechen?«, fragte Hynds ruhig. Er wusste, was Sache war.
    »Ja«, antwortete sie, etwas zu rasch. »Wollen wir uns vor seinem Haus treffen?«
    »Okay. In einer halben Stunde?«
    »In Ordnung.« Dann fiel ihr etwas ein. »Gibt es etwas Neues, was Marbers Kreditkarten angeht?«
    »Bisher noch nicht.«
    Sehr merkwürdig: Kreditkartendiebe versuchten normalerweise, die Karten möglichst oft zu benutzen, ehe sie gesperrt wurden. Eric hatte ihr von Betrügereien mittels Internet erzählt: Heutzutage wurde an sieben Tagen die Woche rund um die Uhr eingekauft. Wer eine Kreditkarte stahl, konnte über Nacht den Maximalbetrag ausschöpfen und sich die Waren an sichere Adressen liefern lassen. Wenn einem abends beim Ausgehen unbemerkt die Karte geklaut wurde, war es morgens, wenn man den Diebstahl bemerkte, meist zu spät. Wieso hatte der Mörder die Karten mitgenommen, sie aber nicht benutzt? Antwort: um das Verbrechen wie einen einfachen Raubüberfall aussehen zu lassen, auch wenn es das überhaupt nicht war.
    »Wir treffen uns bei Neilson«, sagte sie. Sie wollte gerade auflegen, da kam ihr plötzlich ein Gedanke. »Moment mal, haben Sie die Nummer von Neilson?«
    »Ja, irgendwo.«

    »Rufen Sie ihn vorher an. Er hat noch ein Haus in Inveresk.«
    »Wenn er weiß, dass wir kommen, wird er uns dann nicht wieder mit seinem Anwalt nerven?«
    »Sie schaffen es bestimmt, ihm das auszureden. Falls er in Inveresk ist, rufen Sie mich bitte an. Ich sammle Sie dann auf dem Weg dorthin auf.«
    Aber Malcolm Neilson war nicht in Inveresk, sondern in seiner Wohnung in Stockbridge und trug die gleichen Sachen wie beim letzten Mal. Siobhan bezweifelte, dass er sich in der Zwischenzeit gewaschen oder rasiert hatte. Auch aufgeräumt war nach wie vor nicht.
    »Nur noch ein paar Fragen«, sagte sie in forschem Ton. Sie versuchte erst gar nicht, sich irgendwo hinzusetzen, genauso wenig wie Hynds. Der Maler kauerte wieder zwischen den Lautsprechern. Seine Finger waren fleckig und verschmiert, und vom Dachboden her roch es nach Farbe.
    »Darf ich einen Freund anrufen?«, fragte er barsch.
    »Sie dürfen sogar das Publikum um Rat fragen, wenn Sie sich davon etwas versprechen«, antwortete Hynds.
    Neilson schnaubte, und die Andeutung eines Lächelns trat auf sein Gesicht.
    »Haben Sie sich jemals mit Edward Marber gestritten?«, fragte Siobhan.
    »Kommt drauf an, was Sie meinen.«
    »Ich meine eine Schlägerei.«
    »Sie haben ihn nie kennen gelernt, was? Der konnte nicht mal ein Essstäbchen zerbrechen.«
    Siobhan warf einen Blick auf die leeren Aluschalen am Boden und schloss daraus, dass Neilson zuletzt chinesisch gespeist hatte.
    »Haben Sie ihn angegriffen?«, fragte Hynds.
    »Ich hab ihn bloß ein bisschen geschubst. Eddie ist einem ständig zu dicht auf die Pelle gerückt. Distanz war für ihn ein Fremdwort.«

    »Wo haben Sie ihn geschubst?«, fragte Siobhan.
    »An der Schulter.«
    »Nein, ich meine, wo ist das passiert?«
    »In seiner Galerie.«
    »Nachdem er Sie von der Ausstellung ausgeschlossen hatte?«
    »Ja.«
    »Und das war alles - nur ein Schubs?«
    »Er stolperte rückwärts und fiel über ein paar Gemälde.« Neilson zuckte mit den Achseln.
    »Und waren Sie seitdem noch einmal dort?«
    »In den Laden kriegen mich keine zehn Pferde mehr.«
    »Tatsächlich?« Die Frage kam von Hynds. Etwas in seinem Tonfall schien den Künstler zu warnen.
    »Na ja, am Eröffnungsabend bin ich noch mal da gewesen.«
    »Sind Sie reingegangen?«, fragte Siobhan ruhig.
    »Da mich vermutlich jemand gesehen hat, wissen Sie ganz genau, dass ich nicht drin war.«
    »Was hatten Sie denn vor, Mr Neilson?«
    »Ihm die Stimmung zu vermiesen.«
    »Sie wollten Mr Marber

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