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Die Tore Der Finsternis

Titel: Die Tore Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Man hätte von ihrem vollgestopften Wohnzimmer aus einen wunderbaren Meerblick gehabt, wenn die Fenster nicht so dreckig gewesen wären. Der Raum roch nach Essensresten und Katzenpisse, allerdings konnte Rebus keinen Hinweis auf die tatsächliche Anwesenheit einer Katze entdecken. Die Frau hieß Jenny Bell und war zum Zeitpunkt von Dickie Diamonds Verschwinden seine Freundin gewesen.
    Als Bell die Tür öffnete, hatte Barclay Rebus einen Blick zugeworfen, der besagte, dass er jetzt verstand, wieso Diamond Reißaus genommen hatte. Bell war ungeschminkt und trug formlose, graue Kleidung. Die Nähte ihrer Hausschuhe hatten sich aufgelöst, und ihr Mund war zahnlos, verschrumpelt und eingefallen. Wahrscheinlich trug sie ihr Gebiss nur zu besonderen Gelegenheiten. Man konnte ihre Worte nur schwer verstehen. Vor allem Allan Ward, der auf der Sofalehne saß und mit zusammengezogenen Augenbrauen angestrengt zuhörte, hatte damit Probleme.
    »Hab ihn nicht mehr zu Gesicht gekriegt«, meinte Bell. »Und wenn, dann hätte ich ihn ordentlich vermöbelt.«
    »Was haben die Leute gedacht, als er plötzlich verschwunden ist?«, fragte Rebus.
    »Dass er Schulden hatte, nehme ich an.«
    »Und hatte er welche?«
    »Bei mir auf jeden Fall«, antwortete sie, und stupste dabei
mit dem Finger gegen ihren üppigen Busen. »Fast zweihundert Pfund.«
    »Hat er sich das Geld auf einmal geliehen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Immer mal wieder ein bisschen.«
    »Wie lange sind Sie zusammen gewesen?«, erkundigte sich Barclay.
    »Vier, fünf Monate.«
    »Hat er hier gewohnt?«
    »Manchmal.«
    Irgendwo lief ein Radio, entweder in einem Nebenzimmer oder einer Nachbarwohnung. Draußen bellten sich zwei Hunde an. Da Jenny Bell den elektrischen Kamin angestellt hatte, war es im Zimmer stickig und heiß. Außerdem trugen Ward und er mit ihrem alkoholisierten Atem dazu bei, den Mief anzureichern. Bobby Hogan hatte ihnen Bells Adresse genannt, sich dann aber enschuldigt und war zum Revier zurückgekehrt. Rebus konnte ihm das nicht verübeln.
    »Miss Bell«, sagte er nun, »waren Sie je mit Dickie auf dem Wohnwagenplatz?«
    »Ein paar Mal übers Wochenende«, antwortete sie mit leicht anzüglicher Miene. Damit war klar, was die beiden an diesen Wochenenden getrieben hatten. Rebus sah, wie Ward schauderte, als ihm klar wurde, was sie meinte. Nun kniff Bell die Augen ein wenig zusammen und fixierte Rebus. »Ich habe Sie schon mal irgendwo gesehen.«
    »Gut möglich«, gab Rebus zu. »Ich geh hier in der Gegend öfter mal was trinken.«
    Sie schüttelte langsam den Kopf. »Es ist schon lange her. In einem Pub...«
    »Wie ich schon sagte...«
    »Waren Sie nicht zusammen mit Dickie dort?«
    Rebus schüttelte den Kopf. Ward und Barclay musterten ihn. Hogan hatte gemeint, Bells Gedächtnis sei »völlig im Eimer«. Er hatte sich geirrt.

    »Zurück zu dem Wohnwagenplatz«, hakte Rebus nach. »Wo genau befand er sich?«
    »In der Nähe von Port Seton.«
    »Sie kannten Rico Lomax, stimmt’s?«
    »Ja, war ein netter Mann, dieser Rico.«
    »Waren Sie je zusammen mit Dickie auf einer seiner Partys?«
    Sie nickte. »Wilde Zeiten«, meinte sie grinsend. »Und keine Nachbarn, die einem Ärger machen konnten.«
    »Anders als hier«, vermutete Ward. In diesem Moment schrie auf der anderen Seite der Wand jemand seinen Nachwuchs an: » Du räumst jetzt endlich dein Zimmer auf!«
    Bell starrte die Wand an. »Ganz anders als hier«, antwortete sie. »Vor allem hat man in einem Wohnwagen mehr Platz.«
    »Was dachten Sie, als Sie hörten, dass Rico ermordet worden war?«, fragte Barclay.
    Sie zuckte die Achseln. »Was hätte ich denn denken sollen? Rico war, was er war.«
    »Und was war er?«
    »Meinen Sie, abgesehen davon, dass er ein verdammt guter Stecher war?« Sie begann zu kichern, so dass man ihren blassrosa Gaumen sah.
    »Wusste Dickie davon?«, erkundigte sich Ward.
    »Dickie war dabei «, erwiderte sie.
    »Und er hatte nichts dagegen?«, fragte Ward. Sie starrte ihn an.
    »Ich glaube«, mischte Rebus sich ein, um es Ward zu erklären, »Miss Bell wollte andeuten, dass Dickie einer der Beteiligten war.«
    Bell grinste über Wards Gesichtsausdruck, als der das verarbeitete. Dann fing sie wieder an zu kichern.
     
    »Gibt es in St. Leonard’s eine Dusche?«, wollte Ward auf der Rückfahrt wissen.
    »Heißt das, du brauchst eine?«

    »Eine halbe Stunde lang abschrubben sollte reichen.« Er kratzte sich am Bein, worauf es auch Rebus zu jucken begann.
    »Dieses Bild

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